„Stand und Perspektiven der Publikationsorgane“

Im Rahmen eines von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Projekts führt die Bonner Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen derzeit eine Reihe von Workshops zum Thema der eigenständigen Kulturarbeit der deutschen Heimatvertriebenen durch. Es geht darum, Möglichkeiten auszuloten, wie diese Kulturarbeit gestärkt bzw. zukunftsfähig gestaltet werden kann, und auch, in welcher Weise die Kulturstiftung in diesem Sinne unterstützend tätig werden kann.  

Nach Veranstaltungen zur Kooperation und Vernetzung der Kultureinrichtungen untereinander und mit denen der deutschen Minderheiten im östlichen Europa, zur Verbindung der Einrichtungen mit der universitären Forschung, dies nicht zuletzt unter dem Aspekt zur wissenschaftliche Nachwuchsgewinnung, und generell zur Ansprache der Jugend bzw. der landsmannschaftlichen Jugendorganisationen fand nun am 3. und 4. Juli in HAUS SCHLESIEN, Königswinter, ein weiterer Workshop statt, bei dem Stand und Perspektiven der Publikationsorgane der Kultureinrichtungen und der landsmannschaftlichen Organisationen im Mittelpunkt standen.

Bei den Teilnehmern aus dem Kreis der Redakteure, Journalisten sowie mit den Publikationsorganen befassten Institutionen bestand Einigkeit darüber, dass gerade vor dem Hintergrund der immensen Kosten für die Herausgabe von Zeitschriften und Zeitungen bei gleichzeitig minimaler personeller Ausstattung eine Zusammenarbeit zunehmend erforderlich sei. Dies gelte insbesondere auch für die auszubauenden Internetpräsenzen. Im Hinblick auf die redaktionelle Nachwuchsgewinnung wurde dafür plädiert, „altes Denken“ zu überwinden und „inklusive Ansätze“ zu verfolgen. So dürfe die Mitarbeit eines an der Thematik der historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete interessierten Redakteurs nicht von dessen „familiären Wurzeln“ abhängig gemacht werden. Zudem solle versucht werden, auch interessierte Studenten aus den Fachbereichen der Geschichts- und Kulturwissenschaften sowie der Osteuropastudien für eine redaktionelle Mitarbeit zu gewinnen. Anreiz sei, ihnen die Möglichkeit zu  geben, wissenschaftliche Artikel zu veröffentlichen, was während des Studiums in anderen Publikationsorganen in der Regel nicht möglich ist. Auch an einer Redaktionsarbeit interessiere Schüler könnten für eine langfristige Mitarbeit gewonnen und deren Medienkompetenz auf Schulungen, wie sie heute beispielsweise von der Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland angeboten werden, gestärkt werden.

Ein eigener Themenblock des Workshops beschäftigte sich mit den Heimatbriefen und Heimatblättern, die es aufgrund der bedenklichen Altersstruktur der Mitarbeiter nachhaltig zu unterstützen gelte, wolle man deren Erhalt für die Zukunft überhaupt gewährleisten. Im Einzelfall müsse auch eruiert werden, ob das Blatt in Form einer Beilage in überregionale Zeitungen der einzelnen Vertriebenengruppen eingegliedert werden könnte. Allein die Zahl vo

n geschätzt etlichen hundert Titeln solcher Publikationen veranschaulicht, vor welche Herausforderungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestellt sind, wenn sie sich einen Überblick über dieses Teilsegment der deutschsprachigen Presselandschaft verschaffen möchten. Der stellvertretende Leiter des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa, Dr. Hans-Werner Retterath, stellte in diesem Zusammenhang das Projekt „Online-Handbuch Heimatpresse“ vor. In dem wissenschaftlichen Nachschlagewerk finden sich bereits jetzt umfassende Informationen zur Publizistik der Deutschen in und aus dem östlichen Europa nach 1945. Die Teilnehmern des Workshops verfolgten mit großem Interesse die Ausführungen zu dem von der BKM geförderte Projekt, das es letztlich ermöglichen soll, die Bestände in digitalisierter Form als wichtige Quelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kultur und Geschichte der Heimatvertriebenen zu nutzen.

 

Hier ein ausführlicher Tagungsbericht als Download

 

Das Projekt wird gefördert durch