Der schlesische Priester Bayer war nach dem Zweiten Weltkrieg in aller Welt bekannt, da man ihn als „Feuerwehrmann Gottes“ bezeichnete, dessen Lebensziel und Aufgabe die weltweite Caritas war.
Als Karl Bayer am 13. Februar 1915 in Obernigk im Kreis Trebnitz in einfachsten Verhältnissen geboren, studierte er ab 1934 im römischen Germanicum und wurde 1940 in Rom zum Priester geweiht. Den Krieg verbrachte der sprachbegabte junge Priester als Dolmetscher, dann arbeitete er für deutsche Kriegsgefangene in Italien und in der deutschen Abteilung der päpstlichen Caritas. Als er 1950 die Leitung des deutschsprachigen Pilgerbüros im Heiligen Jahr übernahm, zeigte sich sein Organisationstalent, so dass er bald Generalsekretär der Caritas Internationalis wurde. Unermüdlich bereiste er die Krisenherde der Welt und half oft auf undiplomatische Art. Dies wurde ihm beim Biafra-Konflikt zum Verhängnis, als er in einer ökumenisch beispiellosen Situation Millionen von eingekesselten Biafranern vor dem Hungertod rettete. Damals tobte der Bürgerkrieg, weil sich Biafra von Nigeria trennen wollte. Das siegreiche Nigeria forderte 1970 von Rom die Ablösung des mutigen Prälaten. Der Vatikan gab nach und Carlo Bayer musste seinen Platz als Chef der Caritas Internationalis verlassen. Durch Vermittlung seines römischen Studienfreundes Kardinal Julius Döpfner wurde er Leiter des Europäischen Hilfsfonds in Wien, wo er sich erneut als nimmermüder Arbeiter im Weinberg des Herrn der kirchlichen Hilfstätigkeit für die Kirche im Osten widmete. Er starb aber bereits 1977.
Seine aufrechte Gestalt ist Symbol seiner schlesischen Heimat, die er geistig 1972 ein zweites Mal verlor, weil der Vatikan polnischem Drängen nachgab und jenseits von Oder und Neisse polnische Diözesen einrichtete. Bayer war kein Kind der vatikanischen Diplomatie, der er 1970 ebenso geopfert wurde wie bald darauf seine Heimat Schlesien und das alte deutsche Bistum Breslau.
Rudolf Grulich