Biographie

Bogatzky, Karl Heinrich von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Theologe, geistlicher Schriftsteller, Dichter
* 7. September 1690 in Rittergut Jankowa/Niederschlesien
† 15. Juni 1774 in Halle/Saale

Bogatzky wurde auf einem seinen Eltern gehörenden Gut in der Standesherrschaft Militsch in Niederschlesien geboren. Bald danach trat sein Vater in kaiserliche Kriegsdienste, so daß seine Erziehung allein der Mutter, einer frommen Christin und fleißigen Beterin, oblag. Ihr Einfluß weckte auch in ihm früh die Neigung zum Gebet, die zeitlebens in ihm lebendig blieb und schon in seinen Kinderjahren durch viele Erfahrungen von Gebetserhörung bestärkt wurde. Nach seiner Schulzeit brachte ihn seine Mutter in seinem 14. Lebensjahr als Pagen an den Hof des Herzogs Johann Georg zu Sachsen-Weißenfels, einer sächsischen Sekundogenitur. Nach einigen Jahren wurde er mit dem frommen Grafen Heinrich XXIV. von Reuß-Köstritz bekannt, der ihn bewog, ein Studium aufzunehmen und ihm die dazu notwendige Unterstützung zusagte. Er ging daran, seine mangelhafte Schulbildung zu ergänzen und begann Ostern 1713 in Jena mit einem Jurastudium. Einige Besuche in Halle brachten ihn mit den dortigen Theologen in Berührung, von denen er, nach anfänglichem Vorurteil, sich bald stark angezogen fühlte. Besonders machten ihm einige Predigten und Erbauungsstunden August Hermann Franckes sowie ein Gebet, das dieser beim Abschied mit ihm sprach, den tiefsten Eindruck und brachten ihn zu dem Vorsatz, „sich nun dem Herrn zum ganzen Opfer und Eigentum hinzugeben“.

So ging er Ostern 1715 ganz nach Halle, wo er neben seinen juristischen Studien auch den Vorträgen der Theologen beiwohnte und im persönlichen Umgang sich an Francke, Anton Freylinghausen und andere dieses Kreises anschloß. Als bald darauf seine Mutter starb und sein Vater sich von ihm lossagte, weil er dessen Befehl gleichfalls in kaiserliche Dienste zu treten, nicht zu folgen vermochte, fühlte er sich darauf hingewiesen, sich jetzt der Theologie zu widmen und studierte nun noch zwei Jahre in Halle. Aber die Anstrengungen des Studiums schwächten ihn so, daß er 1718 nach Schlesien zurückkehren mußte und er sich darüber klar wurde, daß es ihm nicht möglich sein würde, eine Pfarrstelle zu verwalten. So suchte er auf anderen Wegen seine seelsorgerlichen Fähigkeiten einzusetzen. Seine Verbindungen mit vielen adeligen Familien Schlesiens gaben ihm Gelegenheit, in diesen Kreisen als geistlicher Betreuer sich zu betätigen. Einige Jahre brachte er in dem schlesischen Dorf Glaucha zu, wo er bei der Errichtung eines Waisenhauses mitwirkte. Seit 1740 lebte er an dem dem Pietismus ergebenen Hof zu Saalfeld in engem Umgang mit dem herzoglichen Paar; nach dem Tode des Herzogs wählte er 1746 Halle zu seinem Aufenthalt, wo ihm der jüngere Francke eine freie Wohnung im Waisenhaus einräumte. Hier verbrachte er nun seine weitere Lebenszeit, vorwiegend mit der Abfassung von erbaulichen Schriften beschäftigt. Daneben hielt er Erbauungsstunden für Studenten und machte auch öfters Reisen zu adeligen Familien, die ihn als geistlichen Führer und Berater zu sich beriefen. Trotz seiner geschwächten Gesundheit erreichte er ein hohes Alter, mußte aber erleben, daß mit der aufkommenden Aufklärung eine neue Generation seinen Werken mit Unverständnis und Ablehnung begegnete.

Bogatzkys Schriften zeichnen sich durch ihren Glaubensgehalt und großen Reichtum geistlicher Erfahrung aus. Dichterische Begabung war ihm aber nicht gegeben. Die meisten seiner 411 Lieder sind in Reimform gebrachte fromme Gedanken und Betrachtungen. Am bekanntesten ist sein Missionslied „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen“. Sehr weite Verbreitung fand seine 1718 in Breslau erschienene Sammlung ausgewählter Sprüche der Heiligen Schrift, „Güldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes…“, mit erbaulichen Anmerkungen und Versen. Unter seinen übrigen zahlreichen Schriften gehören zu den früher am häufigsten gelesenen die ausführlichen Betrachtungen über das „Schatzkästlein“ unter dem Titel „Tägliches Hausbuch der Kinder Gottes“, 2 Teile, 1748/49. Seine umfangreichste Schrift sind die „Betrachtungen über das ganze Neue Testament“, 7 Teile, 1755-61. Seine von ihm selbst 1764 verfaßte und bei G.G. Knapp herausgegebene Lebensbeschreibung ist ein wertvoller Beitrag zur Kenntnis der späteren pietistischen Periode und vermittelt ein lehrreiches Bild von dem Leben und Treiben in den frommen Kreisen jener Zeit.

Lit.: ADB III; NDB II – F.K. Ledderhose: Das Leben K.H. v. B. 1846; E. Steffan: B.s Leben, 1854; A. Ritschl: Geschichte des Pietismus. II, 1884; Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. 3. Aufl. III, 1897; W. Schulz: Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch. 1930; Fr. W. Bautz: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. I. 1976.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_von_Bogatzky

Harro Kieser