Biographie

Eichstaedt, Lorenz

Herkunft: Danzig, Pommern
Beruf: Mediziner, Mathematiker
* 10. August 1596 in Stettin/Pommern
† 8. Juni 1660 in Danzig

Lorenz Eichstaedt war ein auf naturwissenschaftlichem Gebiet außerordentlich vielseitig interessierter Mediziner und Mathematiker. Er wirkte vor allem durch seine zahlreichen Schriften zu medizinischen, mathematischen, botanischen, astronomischen, aber auch astrologischen Themen. In seinen weitestgehend in lateinischer Sprache geschriebenen Veröffentlichungen nannte er sich –  der Sitte der Zeit entsprechend latinisiert  –  Laurentius Eichstadius.

Die Eltern des Gelehrten waren der in Altenstettin ansässige begüterte Kaufmann Peter Eichstaedt und seine Frau Anna, die Tochter des Ratsherrn Peter Mathias aus Gollnow in Pommern, die seit 1590 verheiratet waren. Nach Christian Gottlieb Jöcher im Allgemeinen Gelehrten-Lexicon von 1750 stammt Lorenz Eichstaedt somit „aus einer Familie, deren Vorfahren unter die vornehmste pommerische Noblesse gezehlet werden“. Er besuchte das Gymnasium in Stettin und studierte ab 1612 oder 1613 zunächst in Greifswald und ab 1614 in Wittenberg bei dem aus Breslau gebürtigen Arzt, Chemiker und Philosophen Daniel Sennert. Für die Jahre 1617 bis 1619 werden verschiedene Studienorte in Deutschland und Holland genannt, so Jena, Frankfurt a.O., Helmstedt, Marburg, Leipzig, Heidelberg und Köln sowie Leyden, Franecker und Groningen.

Seit 1619 praktizierte Eichstaedt unter dem Leibmedicus David Faber in Altenburg, bevor er im Jahre 1621 in Wittenberg promoviert wurde. Bald darauf ließ er sich als Arzt in Stargard in Pommern nieder, blieb hier aber nur etwa drei Jahre, da er 1624, also mit nur 28 Jahren, Stadtphysikus in Altenstettin wurde. Noch vorher, bereits im Jahre 1622, erschien in Stettin seine Schrift Discurs von der großen Zusammenkunft Saturni und Jovis unter dem Himmlischen Trigono des Fewrigen Löwen im Jahr Christi 1623 und waß wir darauff vor grosse Veränderungen in der Unter Welt zu erwarten haben, die er in Stargard verfaßt hatte. Die Schrift erklärt das Zusammentreffen der Planeten Saturn und Jupiter nach den astronomischen Kenntnissen der damaligen Zeit, mehr noch: Eichstaedt unterscheidet sauber zwischen astronomischen Aussagen als sicherer Wissenschaft und den astrologischen Ausführungen, als dem, „was die Leute hören wollen“. Er scheut sich geradezu vor astrologischen Voraussagen, verweist vielmehr auf religiöse Zusammenhänge und auf wichtige Ereignisse, die früher unter vergleichbaren astronomischen Konstellationen eingetreten sind, wie beispielsweise die Erfindung der Buchdruckerkunst, das Erscheinen des Hauptwerkes von Copernicus im Jahre1543 und die Arbeiten des dänischen Astronoms Tycho Brahe.

Lorenz Eichstaedt heiratete im Jahre 1628 Catharina, die Tochter des Bürgermeisters Paul Giese von Altenstettin. Vier Söhne und zwei Töchter entstammten dieser Ehe. In den Jahren 1633 und 1640 unternahm er je eine größere Reise nach Holland, um seine schriftlichen wissenschaftlichen Kontakte persönlich zu vertiefen. Im übrigen lebte er 20 Jahre lang in Stettin als Arzt und Gelehrter, dessen Ansehen weit über Stettin hinaus ging.

Im Jahre 1645 folgte Eichstaedt einem Ruf als Stadtphysikus und als Professor für Medizin, Mathematik und Physik an das bekannte Akademische Gymnasium in Danzig. Hier lernte er alsbald den jungen, noch unbekannten Astronomen Johannes Hevelius kennen, dessen großes Talent er schnell erkannt haben muß. Auf das unmittelbar nach seinem Erscheinen  Aufsehen erregende Erstlingswerk des Hevelius, die 1647 in Danzig herausgegebene Selenographia oder Mondbeschreibung, verfaßte Eichstaedt ein Lobgedicht in lateinischen Hexametern, das mit denjenigen von acht weiteren Danziger Gelehrten dem Werk vorangestellt wurde und das das weitaus umfangreichste ist. Hieraus ergab sich eine fruchtbare wissenschaftliche Zusammenarbeit und eine lebenslange Freundschaft mit dem zu großer Berühmtheit aufsteigenden Danziger Astronomen.

Eichstaedt hielt sich aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurück, lebte in erster Linie für seine wissenschaftlichen Arbeiten und pflegte eine ausführliche Korrespondenz mit europäischen Gelehrten, unter ihnen Mersenne, Jungius und Comenius. Seine wissenschaftliche Produktivität spiegelt sich in der großen Zahl seiner Schriften wider. Besondere Bedeutung aber erreichten die von ihm in drei Teilen in Stettin und Danzig herausgegebenen Ephemeriden für die Jahre 1636 bis 1665, eine Vorausberechnung von Sternorten am Himmel zum Gebrauch für Astronomen, Geographen und Seeleute, die die von Johannes Kepler herausgegebenen Rudolfinischen Tafeln von 1627 fortsetzte. Auch die 1656 in Danzig erschienene erweiterte Neuauflage des bereits 1643 von Nikolaus Oelhaf veröffentlichten botanischen Werkes über die um Danzig wild wachsenden Pflanzen zählt zu seinen bedeutendsten Arbeiten.

Der anerkannte Mediziner und Naturwissenschaftler Laurentius Eichstadius starb mit 64 Jahren und wurde am 14. Juni 1660 in der Danziger St. Trinitatiskirche begraben, unter einem Stein, den er bereits 1657 gekauft hatte. Seine Nachkommen wohnten noch bis in das 18. Jahrhundert hinein in Danzig.

Werke: Disputationum de Corpore mixto… Wittenberg, 1615.  –  Prognosticon de Coniunctione Magna Saturni et Jovis in Trigono Igneo Leonis, Altenstettin, 1622.  –  De Confectione Alchermes…, Stettin 1634. – Ephemerides, Stettin 1634 und 1636, Danzig 1644. – Paedia Astrologica, Stettin 1636. –  Collegium anatomicum, Danzig, 1649.  –  Planorum Geometria, Lübeck 1650. – De Camphora an Hippocrati et aliis…, Danzig 1650.  –  Problemata electrologica, physico-medica, Danzig 1650. –  Collegium physicum…, Danzig 1654 – 1658.

Lit.: Altpreußische Biographie Bd. 1. Hrsg. v. Ch. Krollmann, 1941. – H.-J. Kämpfert: Danziger Naturwissenschaftler, in: Danzig in acht Jahrhunderten. Hrsg. v. B. Jähnig und P. Letkemann, Münster 1985. –  D. Weichbrodt: Patrizier, Bürger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig, Klausdorf/Schwentine, 1986.

Bild: Wikipedia

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lorenz_Eichstaedt

Hans-Jürgen Kämpfert