Hans Salmen gehört zu den bedeutenden Ornithologen Siebenbürgens des 20. Jahrhunderts. In seinem Lebenswerk Die Ornis Siebenbürgens, das er als umfangreiches Typoskript 1961 hinterließ, hat er die von zahlreichen Ornithologen in den Jahren 1778-1955 veröffentlichten Forschungsergebnisse, erstmals in seiner Abhandlung über die Vogelwelt Siebenbürgens zusammengefasst.
Hans Salmen wurde am 6. Mai 1896 in Bukarest (Rumänien) als zweiter Sohn des Lehrers Friedrich Salmen geboren. Die Volksschule besuchte er in Bukarest, das Gymnasium von 1906-1914 in Mediasch und Kronstadt. Nach der Matura begann er im Herbst 1914 sein Studium an der k.u.k. Theresianischen Militärakademie in Wiener-Neustadt und nahm als k.u.k. Offizier von 1915-1918 am Ersten Weltkrieg teil. 1921 ließ er sich in Kronstadt nieder und war hier als Beamter in der Banca Românească als Kassier tätig. Ab Juli 1931 bis August 1944 übte er die gleiche Tätigkeit in der Tuchfabrik Scherg in Kronstadt aus.
Ab 1923 begann Salmen sich in seiner Freizeit ausschließlich der Erforschung der Vogelwelt von Kronstadt und seiner Umgebung zu widmen. Für seine Untersuchungen erlegte Vogelarten ließ er vom zoologischen Präparator Wilhelm Hausmann in Batschendorf (Baciu) bei Kronstadt präparieren und begann damit seine Vogelsammlung aufzubauen. Dem Beispiel seines künftigen Lehrmeisters Hausmann folgend, begann auch er seine ornithologischen Beobachtungen regelmäßig und äußerst genau zu notieren. Während eines dreiwöchigen Aufenthaltes im Juni 1928 im Ungarischen Ornithologischen Institut in Budapest, konnte Salmen sein Wissen über die Vogelwelt Siebenbürgens wesentlich erweitern. Seit dieser Zeit wurde er laufend um Übersetzungsarbeiten aus dem Ungarischen ins Deutsche für die Institutszeitschrift Aquila gebeten. Im Winter 1928/29 markierte er erstmals Meisenarten mit Ringen des Ornithologischen Instituts in Budapest und begann Artikel über den Vogelschutz und die Winterfütterung der Vögel in der Kronstädter Zeitung zu veröffentlichen. 1929 ernannte ihn dies Institut mit Urkunde zu seinem ständigen Beobachter. Seit 1937 gehörte Salmen zum Museumskreis des Burzenländer Sächsischen Museums in Kronstadt und war an der danach erfolgten sachgemäßen Aufstellung der Vogelabteilung des Museums maßgeblich beteiligt. Seine Vogelsammlung war im Sommer1944 auf 309 Exemplare gewachsen.
Der Umsturz vom 23. August 1944 unterbrach sowohl den normalen Lebenslauf als auch die erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit von Salmen schlagartig. Durch die sich nun einstellenden tragischen Ereignisse und allgemeine Unsicherheit, sah sich Familie Salmen veranlasst, Kronstadt zu verlassen. Nur mit Handgepäck traten sie am 26. August 1944 die Flucht und die mit vielen Schwierigkeiten verbundene Pilgerfahrt nach Westeuropa an. Erst im Sommer 1946 gelang es ihnen schließlich in Linz/Donau eine Bleibe zu finden, wo Salmen als kaufmännischer Angestellter der Österreichischen Stickstoffwerke Arbeit fand. Hier begann er alsbald mit der Fertigstellung seiner Lebensarbeit Die Ornis Siebenbürgens (Beiträge zu einer Monographie der Vogelwelt dieses Landes), die er im Frühjahr 1958 abschließen konnte. Bemüht um die Drucklegung seines 1423 Seiten umfassenden Typoskriptes, wandte er sich an namhafte Ornithologen, zu denen auch Prof. Dr. Ernst Schüz in Ludwigsburg gehörte. Er bat diese um die Beurteilung seines Werkes und um Ratschläge für dessen Veröffentlichung. Diese bestätigten ihm den großen fachlichen Wert seiner Ornis, für den Druck müsste er seine Arbeit jedoch wesentlich kürzen. Folglich machte er sich an die ihm empfohlene Umarbeitung seines Typoskriptes. Noch bevor er sein Vorhaben vollenden konnte, starb Salmen am 15. September 1961 an den Folgen einer Gallenoperation in Linz. Somit war es ihm nicht mehr möglich, sein Werk über die Vogelwelt Siebenbürgens, selbst zu veröffentlichen.
Schließlich war es Prof. Schüz, der sich für die Herausgabe der Salmen-Arbeit einzusetzen begann und diesbezüglich mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde die Verbindung aufnahm. Dank der Unterstützung von Dr. Ernst Wagner, dem ersten Vorsitzenden des Arbeitskreises, kam man 1979 überein, das nur unwesentlich gekürzte Typoskript in zwei Studia-Transylvanica-Bänden (8/I, II) zu veröffentlichen. Nachdem die Finanzierung des Drucks geklärt war, begannen die Herausgeber (H. Heltmann, W. Klemm, E. Schüz) mit der Abfassung der endgültigen Textform. Mit der Erstellung der Druckvorlagen für die beiden Bände und der Verbindung zum Böhlau Verlag Köln beauftragte der Arbeitskreis Dr. Heinz Heltmann, den damaligen Leiter der Sektion Naturwissenschaften. Im Herbst 1980 erschien der I. Band der Ornis Siebenbürgens von Hans Salmen (454 Seiten, 11 Abb.). In diesem werden außer dem allgemeinen Teil dieses Werkes, auch 170 in Siebenbürgen vorkommende Vogelarten behandelt. Im Herbst 1982 erschien der zweite Teil dieser Ornis ebenfalls im Böhlau Verlag Köln. Darin werden die restlichen 165 Vogelarten Siebenbürgens ausführlich dargestellt. Diesen Band beschließen ein synoptisches Ortsnamenverzeichnis und ein 1045 Zitate umfassendes Literaturverzeichnis. Dieser Band umfasst 488 Seiten und 6 Karten. Der Gesamtumfang beider Bände beläuft sich somit auf 942 Seiten. Außer seinem Hauptwerk hat Salmen noch 14 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht.
In zahlreichen Besprechungen lobte die ornithologische Fachpresse die Herausgabe der von Salmen verfassten Die Ornis Siebenbürgens als „bleibende Leistung“ des Autors, mit den Bewertungen: „eine empfindliche Quellenlücke wird geschlossen“, „ein Dokument von großem Wert“, „eine äußerst sorgfältige und wertvolle Materialsammlung“ u. a. Anerkennung fand sein Werk nicht nur in deutschen Fachzeitschriften, sondern auch in vielen ausländischen Fachperiodika.
Hans Salmen hat mit seiner Ornis Siebenbürgens für das geographisch-historische Siebenbürgen die bereits von andern Ornithologen geplante, aber noch von keinem vollendete Absicht verwirklicht, und damit gleichzeitig auch die erste regionale Avifauna für Rumänien geschaffen.
Lit.: (Auswahl): Otto Folberth, 1961: Ein siebenbürgischer Ornithologe. Nachruf. [Hans Salmen starb unerwartet]. Siebenb. Ztg. 11, Fge. 18, (15. Sept.), S. 4. – F. S. [Fritz Salmen], 1961: Nachruf. Siebenb. Ztg. 11, Fge. 18, S. 4. – Ludwig Gebhardt, 1964: Salmen, Hans, in: Die Ornithologen Mitteleuropas. [Ein Nachschlagewerk] Bd. 1, Gießen, S. 304. – Heinz Heltmann/Werner Klemm/Ernst Schüz (Hrsg), 1980, Einführung mit biographischen Daten von H. Salmen, in: Die Ornis Siebenbürgens, Bd. I, Studia Transylv. Bd. 8/I, Böhlau Köln Wien, S. VII-VIII. – Heinz Heltmann, 1982, Die Ornis Siebenbürgens. Bd. I, Besprechung, Siebenb. Ztg. 32, Fge. 3, (28. Febr.), S. 4. – Erwin Heer, 1982, Die Ornis Siebenbürgens, Bd. I, Südostdt. Vjbll. 31, Fge. 3, S. 255-256. – Erwin Heer, 1983, Hans Salmen. Die Ornis Siebenbürgens, Bd. II, Südostdt. Vjbll. 32, Fge. 4, S. 337-338. – Werner Klemm, 1993, Salmen, Hans, Ornithologe. Lexikon der Siebenbürger Sachsen. Wort u. Welt Verlag Thaur, S. 426-427. – Heinz Heltmann, 2006, Hans Salmen (1896-1961). Die Vogelwelt Siebenbürgens gründlich erforscht, Siebenb. Ztg. 56, Fge. 18 (15. Nov.), S. 10.
Bild: Archiv der Kulturstiftung.
Heinz Heltmann