Biographie

Sievers, Jacob Johann Graf von

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Politiker, Botschafter
* 19. August 1731 in Wesenberg/Estland
† 11. Juli 1808 in Bauenhof/Livland

Nach häuslichem Unterricht wurde der spätere Staatsmann im Jahre 1744 Junker im Kollegium des Auswärtigen in St. Petersburg, 1748 2. Sekretär der russischen Gesandtschaft in Kopenhagen, von 1749-1755 war er bei der russischen Botschaft in London tätig. Er avancierte im Heeresdienst 1759 zum Oberst und General-Quartiermeister-Leutnant, war von 1764-1776 Gouverneur von Nowgorod, wurde 1771 General-Leutnant und war von 1776-1781 Statthalter von Twer, seit 1777 auch von Pleskau und Nowgorod. Im Jahre 1782 zum Wirklichen Geheimrat ernannt, ging Graf Sievers 1793 als Botschafter nach Warschau. Im Jahre 1796 wurde er Senator und Mitglied des Allerhöchsten Rates, von 1797-1800 war er Hauptdirektor der Wasserkommunikationen und wurde im Jahre 1798 in den russischen Grafenstand erhoben. Graf Sievers war ein einflußreicher Staatsmann, der sich u. a. um die Abschaffung der Folter in Rußland (1767), die Gründung der Assignatenbank (1768) und den Bau von Kanälen, zu denen der „Sievers-Kanal“ bei Nowgorod gehört, verdient gemacht hat. Er war auch der Schöpfer der russischen Statthalterschaftsverfassung von 1775. Er besaß mehrere Güter in Estland, Livland, Ingermanland, Finnland und im Gouvernement Polozk, war von 1783-1786 und von 1797-1802 Livländischer Landrat und von 1798-1808 Patron der deutschen St.-Petri-Gemeinde in St. Petersburg. Neben höchsten russischen Orden und Auszeichnungen war Graf Sievers Inhaber des preußischen Schwarzen-Adler-Ordens (1793) und des Großkreuzes des Malteser-Ordens mit Brillanten (1798).

Bibl.: Deutschbaltisches biographisches Lexikon 1710-1960. Köln/Wien 1970.