Heute würde man ihn vielleicht etwas naserümpfend als einen historisch ambitionierten Graphomanen bezeichnen: sein Lebenswerk besticht mehr durch Quantität als durch Qualität, und seine Bedeutung liegt eher ”in der Sammlung, weniger in der Darstellung des Materials” (E. Bahr). Dieses ist so ansehnlich, daß wir uns eine vollständige Erfassung seiner Schriften bzw. der von ihm herausgegebenen Quellen und Urkunden am Ende dieses Artikels versagen müssen (eine umfangreiche Aufstellung findet sich bei Zedler). Carstenn schätzt das Volumen seiner Zusammenstellungen von Chroniken, Urkundensammlungen, Gesandtschaftsberichten, Hanserezessen, Landtagsakten und anderem auf etwa 40 Bände.
Stanislaus oder Stenzel Bornbach (in manchen Quellen auch: Burbach, wie er sich selbst offenbar zuerst nannte) war als Sohn Georg Bornbachs, des präsidierenden Bürgermeisters von Warschau, und seiner Ehefrau Hedwig Krossin geboren worden. Stanislaus kam 1541 an das Gymnasium zu Breslau und immatrikulierte sich 1545 an der Universität Wittenberg. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen holte er am 23. Februar 1546 den Leichnam Martin Luthers, der in Eisleben verstorben war, nach Wittenberg ein. Bornbach blieb zeitlebens ein strenger Protestant. Bevor er sich 1555 in Danzig niederließ, unternahm er große Reisen durch Deutschland, die Niederlande und durch Frankreich. In Danzig heiratete er am 3. Mai 1556 die Ratsherrentochter Elisabeth Beyer. Am 29. März 1557 erwarb er das Danziger Bürgerrecht. Im Jahre 1561 wurde er zum Vorsteher des St. Gertrudenhospitals, dessen Gebäude er in seinem Amt als städtischer Bauherr allerdings schon 1563 abbrechen lassen mußte. Am 1. November 1571 wurde er zum Stadtschreiber an der Großen Mühle ernannt. In dieser Eigenschaft (aber auch schon früher) beauftragte man ihn häufig mit Gesandtschaften in Stadt- und Landesangelegenheiten, wobei ihm die Beherrschung des Lateinischen, Polnischen und Deutschen sehr zugute kamen. Zudem galt Bornbach als äußerst klug, gelehrsam und belesen. Seine weitläufige Verwandtschaft in Preußen wie in Polen hat seinen Aufstieg befördert, seine Aufrichtigkeit und Redlichkeit verschafften ihm allenthalben ein großes Ansehen.
Unter anderem ist Bornbach Verfasser der sogenannten Weinreichschen Chronik für den Zeitraum 1461 bis 1496 und einer ungedrucktenHistorie vom Aufruhr 1523-1526, einer Arbeit, die er auf der Grundlage von Archivalien angefertigt hat.
Bornbachs Schriften scheinen heute verschollen zu sein, denn weder gibt es einen Hinweis auf sie im Katalog des Danziger Staatsarchivs, noch konnte das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin auf Anfrage des Verfassers eine Auskunft über deren Verbleib erteilen.
Werke: Kriegstagebuch. Zur Geschichte des Danziger Krieges 1577. Hrsg. v. W. Behring. Tl. 1-2. Elbing 1904-1905. –(Nur handschriftlich bekannt:) Rezesse und Urkunden 1374-1489. – Rezesse und Urkunden von 1501-1524. – Alte Schriften und Urkunden von 1439-1449. – Recessus consiliorum inter tres ordines civitatis Gedan. 1561-1571, unter dem Titel ”Heimliche Schriften, was zu Rathause gehandelt ist, vor mich allein und vor keinen andern geschrieben” – Antiquitates juris inter Polonos et Crucigeros ab a. 1226-1436. – Historie vom Aufruhr zu Danzig wie er sich entsponnen von 1522 u. 1526, von Königl. Maj. gestillet worden, 1587. – Der vollständigen Preußischen Chronicke bis 1456.
Lit.: Archiwum Panstwowe w Gdansku. Przewodnik po zasobie do 1945 roku. Oprac. Czeslaw Biernat (= Das Danziger Staatsarchiv. Führer durch den Bestand bis zum Jahre 1945), Warschau, Lodz 1992. – Bahr, Ernst, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 2, Berlin 1955, S. 467 f. – E. Carstenn: Bornbach, in: Altpreußische Biographie I, Königsberg i. Pr. 1936, S. 72. – P. Gehrke: Das Ebert Ferber-Buch und seine Bedeutung für die Danziger Tradition der Ordensgeschichte, in: Zs. des Westpreußischen Geschichts-Vereins 31, 1892, S. 1-164. – P. Simson: Geschichte der Stadt Danzig in 4 Bdn. Bd. 2: Von 1517 bis 1626. Danzig 1918. – Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexikon. Suppl. IV, Boe-Caq, Leipzig 1754, ND: Graz 1964, Sp. 232 f.
Friedemann Kluge