Geschichte lebendig vermittelt: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen präsentiert „Virtuelles Heimatsammlungs-Bildungshaus“!

in den letzten beiden Jahren konnte die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen dank einer finanziellen Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt 21 Heimatsammlungen digitalisieren und auf der Internetseite www.heimatsammlungen.de diese in virtuellen Räumen präsentieren.

Hierauf aufbauend startete die Kulturstiftung, erneut durch das Land Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert, in diesem Jahr das Projekt „Heimatsammlungen digitalisieren – Bildungsprozesse initiieren“. Mit den virtuellen Heimatsammlungen als Ausgangspunkt sollten Bildungsformate auf den Weg gebracht werden, um einerseits die Geschichtskompetenzen von Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen im Hinblick auf das deutsche kulturelle Erbe im östlichen Europa, das Flucht- und Vertreibungsgeschehen ab 1945 und die die Ansiedlung und Integration der Heimatvertriebenen in Nordrhein-Westfalen zu fördern und andererseits die historischen Ereignisse in einen Kontext zur Gegenwart zu setzen.

Begleitet wurde das Projekt von einem von der Kulturstiftung gebildeten Beirat, bestehend aus Mitarbeitern der Kulturstiftung, Trägern von nordrhein-westfälischen Bildungseinrichtungen, Bildungsexperten und Vertretern des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft.

Entstanden ist ein „Virtuelles Heimatsammlungs-Bildungshaus“, in dem Geschichte lebendig vermittelt wird und das am 13. Dezember 2022 online unter Teilnahme der Gruppenleiterin Weiterbildung, Lehrerausbildung, Zukunft durch Innovation sowie Kulturpflege der Vertriebenen, Frau Britta Bollmann und dem Leiter des Referats Geschichte und Bedeutung von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung gemäß § 96 BVFG Bernd Werdin öffentlich vorgestellt wurde. Moderiert wurde die Präsentation des Bildungshauses vom Geschäftsführer und wissenschaftlichen Leiter der Kulturstiftung, Thomas Konhäuser.

Zur Online-Präsentation des Bildungshauses auf dem YouTube-Kanal der Kulturstiftung gelangen Sie indem Sie auf das Video klicken.

Das Bildungshaus, das sich wie ein reales Museum, begehen lässt, gliedert sich in Räume, die verschiedenen Themenbereichen der ostdeutschen Kultur und Geschichte gewidmet sind, also etwa einzelnen „Lebenswelten“ wie „Industrie/ Gewerbe“, „Alltag“, „Tracht“, „Religion“, „Brauchtum“, „Persönlichkeiten“. Darüber hinaus werden in gesonderten Räumen Flucht/ Vertreibung und Integration damals nach dem Zweiten Weltkrieg und Flucht heute, sei es aus der Ukraine oder aus Syrien, anhand ausgewählter Exponate einander gegenübergestellt, und Zeitzeugen schildern ihre Erlebnisse.

In ihrem Grußwort verdeutlichte Frau Bollmann, dass es ein deutliches Zeichen des Heimatsammlungen-Bildungshauses sei, dass Jugend und Geschichte zusammenpassen. Man habe das Projekt daher gerne gefördert. Zugleich ist zu hoffen, dass das Projekt Bildungshaus niemals abgeschlossen sein und sich immer neue Türen mit neuen Informationen öffnen werden, die das Bildungshaus mehr und mehr bereichern und gestalten werden. Das Bildungshaus zeige auch auf, wie stark doch die Beziehung zwischen gestern und heute sei. Gerade mit den kleinen alltäglich Geschichten im Bildungshaus werde uns die Geschichte besonders nahe gebracht und vor Augen geführt, welche Kontinuität es in der Aufnahme von Menschen gebe, die in Folge von Kriegen zu uns kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen heimatvertriebene Menschen in unser Land, die wissen, was es bedeutet, ihr Heimatland verlassen und in einem neuen Land ankommen zu müssen. Auch jetzt kommen wieder Menschen als Folge von Kriegen zu uns. Das Bildungshaus rege auch dazu an, über die Bedeutung von „Heimat“ und darüber, was Heimatverlust, aber auch Erinnerungsstücke aus der Heimat, für Flüchtlinge bedeuten, zu reflektieren. Das Bildungshaus sei sehr schön geworden, ein Rundgang mache Spaß und das Digitale biete den Vorteil, sich digital auch weiter zu informieren. Gleichzeitig rege es an, Diskussionen zu führen, die viel zu lange nicht geführt worden seien, so Frau Bollmann. Anhand des Bildungshauses könnten nun ganz konkrete Bildungskonzepte erarbeitet und jüngere Menschen angesprochen werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung, Dr. Ernst Gierlich, dankte dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur und den Mitgliedern des das Projekt begleitenden Sachbeirates für deren Unterstützung. Mit dem Bildungshaus werde die Bedeutung der Heimatsammlungen als Orte der Erinnerung verdeutlicht und die virtualisierten Exponate in diesen vermögen als Schlüssel eine Tür zur Vermittlung des deutschen kulturellen Erbes im östlichen Europa zu öffnen.

In einer Diskussionsrunde, an der neben MR Bernd Werdin, dem Vorstandsmitglied der Deutschen Banater Jugend und Trachtengruppe, Klaus Weber, der Vorsitzenden der Jugendorganisation der deutschen Minderheit in Polen (BJDM) Weronika Koston, dem Lehrer und Mitglied der Landsmannschaft Ostpreußen Dr. Andrea Borm auch die Direktorin der Akademie am Tönsberg Dr. Nike Alkema teilnahmen, wurden anhand von Beispielen eindrucksvoll die unzähligen Einsatzmöglichkeiten des Bildungshauses verdeutlicht: Sei es im schulischen Bereich, sei es in der außerschulischen Jugend und Erwachsenenbildung, sei es in der Kulturarbeit der Jugendorganisationen der Landsmannschaften, sei es grenzüberschreitend in der Kulturarbeit der Jugendorganisationen der deutschen Minderheit im östlichen Europa.

Geschäftsführer Konhäuser: „Das Heimatsammlungs-Bildungshaus bietet einer breiten Öffentlichkeit endlich einen erleichterten Zugang zum reichen kulturellen Erbe des historischen deutschen Ostens – zu einem Erbe, das Teil der europäischen Geschichte ist und dessen Bewusstmachung auch dem europäischen Integrationsgedanken in einem vereinten Europa Rechnung trägt. Einem Europa, in dem es wichtig ist, an die historischen Ereignisse von Flucht und Vertreibung, Umsiedlung und Deportation zu erinnern, nicht zuletzt um Verständnis und Akzeptanz bei der Bevölkerung für heutige Fluchtbewegungen nach Deutschland und Europa zu wecken und fremdenfeindlichen Strömungen in der Gesellschaft entgegenzuwirken.  Gleichzeitig leistet das Bildungshaus einen wichtigen Beitrag zur zeitgemäßen und zukunftsfähigen Pflege der Erinnerungskultur der aus dem Osten als Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler gekommenen Menschen, die auch das Land NRW in der Nachkriegszeit wesentlich mit aufgebaut und gestaltet haben.“

„Zum Heimatsammlungen-Bildungshaus gelangen Sie im Internet unter https://ostdeutsche-heimatsammlungen.de/de/nrw/bildungshaus/

 

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