Öffentliches wissenschaftliches Symposium zum Thema 75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen und Flucht und Vertreibung nach 1945

Kulturstiftung gedenkt, forscht und vernetzt: Am Vorabend des Marktages des historischen Deutschen Ostens veranstaltete die Kulturstiftung in Bonn ein öffentliches wissenschaftliches Symposium zum Thema 75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen und Flucht und Vertreibung nach 1945. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Europa auf dem Prüfstand statt“ bei der die besondere Rolle der Vertriebenenorganisationen und deren Brückenbaufunktion deutlich wurde. Auch wurden mit dem Leiter der Landeszentrale für politische Bildung NRW Impulse für eine Zusammenarbeit für Kulturstiftung und Sudetendeutscher Landsmannschaft mit der Landeszentrale gesetzt.

Begrüßt wurden die Besucher mit zwei Liedern, die zu der mit dem Thema auch angesprochenen Stimmung der damals Betroffenen gut passten: Verzweiflung und Hoffnung. Mit einem Schlager aus dem Film von 1932 „Ein blonder Traum“ betonte Sängerin Helena Goldt aus Berlin die Hoffnung: „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück…“. Nach Grußworten des Ehrenvorsitzenden der Kulturstiftung, Reinfried Vogler, und (als Videoeinspielung) des Landesbeauftragten für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern Nordrhein-Westfalen, Heiko Hendriks, vermittelten drei inhaltsreiche Vorträge ein sehr interessantes Gesamtbild über die Themen Flucht, Vertreibung, Versöhnung und Integration: Dr. Florian Kührer-Wielach, Direktor des Instituts für deutsche Geschichte und Kultur Südosteuropas in München, gab einen historischen Überblick zum Thema „Flucht, Vertreibung, Integration“.

Zu einem Videomitschnitt des Symposiums mit allen Vorträgen und der Podiumsdiskussion gelangen Sie hier.

Dr. Gierlich, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, trug anstelle des verhinderten Prof. Manfred Kittel, Universität Regensburg, und Gründungsdirektor der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin, den von diesem erarbeiteten Vortrag „Vom Unfrieden ethnischer Vertreibungen“ vor, in dem der damalige sowjetische Imperialismus verdeutlicht wurde. Dr. Bernd Posselt MdEP a.D., Präsident der Paneuropa-Union und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, München, sprach zum Jubiläum der Charta der Heimatvertriebenen über deren Bedeutung, insbesondere deren Verzicht auf Rache und Vergeltung, mit dem der Teufelskreis von jeweiliger Rache/Vergeltung nach einem Krieg durchbrochen werden sollte. Auch verwies er nachdrücklich auf das einen Tag vor der Charta unterzeichnete Wiesbadener Abkommen der Sudetendeutschen zwischen dem Tschechischen Nationalausschuss und Vertretern der sudetendeutschen Vertriebenen, dessen Formulierungen in dieselbe Richtung weisen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion über „Europa auf dem Prüfstand“ debattierten Dr. Bernd Posselt, Reinfried Vogler, Dr. Florian Kühler-Wielach und Dr. Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung NRW, Düsseldorf, moderiert vom Geschäftsführer der Kulturstiftung, Thomas Konhäuser. Hierbei wurden insbesondere die Vertriebenenorganisationen und ihre Brückenfunktion herausgestellt. Auch ergaben sich Überlegungen über eine Zusammenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung NRW, der Kulturstiftung und der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Nach dem Schlusswort von Reinfried Vogler und dem von Sängerin Helena Goldt geleiteten, gemeinsam gesungenen Lied „Kein schöner Land…“ ging eine selten inhaltsreiche und interessante Veranstaltung zu Ende, die mehr Besucher verdient hätte als gekommen waren.

Dr. Ingolf Au

Einen Videomitschnitt des Symposiums finden Sie in Kürze hier.