Biographie

Behrendt, Erich

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Maler
* 13. November 1899 in Wehlau/Ostpr.
† 3. November 1983 in Erlangen

Schon in frühen Kindheitstagen begeisterte sich Erich Behrendt für die Malerei. Nach dem Besuch des Löbenichtschen Realgymnasiums in Königsberg diente er im Ersten Weltkrieg als Soldat, bevor er an der renommierten Staatlichen Kunstakademie in Königsberg eine Ausbildung zum Porträtmaler absolvierte. Bei Arthur Degner schloss er 1923 seine Prüfungen ab. Nur ein Jahr später erhielt er ein Staatsstipendium der Herzfeld-Stiftung. Die ersten Veröffentlichungen von Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden trugen dazu bei, dass angesehene Künstler wie Max Liebermann auf Erich Behrendt aufmerksam wurden. Seinem Rat folgend entschloss sich der 25-Jährige für einen Umzug nach Berlin, wo er seine Gemälde unter anderem in der Berliner Sezession sowie in der Freien Sezession ausstellen durfte. In dieser Zeit traf Behrendt mehrmals auf Ernst-Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff, die ihn in seiner weiteren Entwicklung stark beeinflussten. Angesehene Institutionen, wie die Preußische Staatsbibliothek und die Berliner Museen, erwarben in Zeiten des kulturellen Avantgardismus seine Grafiken und Portraits. Der künstlerischen Entfaltung von Erich Behrendt kam die Abkehr von den restriktiven Normen der Vergangenheit sehr entgegen. Namhafte Verlage und Persönlichkeiten engagierten ihn für diverse Projekte. Nachdem er im Zuge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 kurzzeitig inhaftiert wurde, ließen sich weitere Ausstellungen nicht mehr realisieren. Nur wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Erich Behrendt in die Wehrmacht eingezogen. Ein Bombenangriff auf Berlin brachte schließlich die komplette Vernichtung des Bildbestandes mit sich. Im gleichen Zeitraum bereiteten sich die ersten Bewohner in Ostpreußen auf die beschwerliche Flucht nach Westen vor, darunter auch seine Frau Charlotte, die noch im Herbst 1944 die Heimat zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn Hans verlassen musste. Erst in Wilster (Holstein) erfuhr Erich Behrendt, dass seine Frau auf der Flucht an Typhus verstorben war.

In der von Entbehrungen geprägten Nachkriegszeit zeichnete Erich Behrendt zahlreiche Bilder, die er auf den Märkten gegen Lebensmittel eintauschte. An bezahlte Aufträge wie in der Weimarer Zeit war nicht zu denken. Stattdessen baute er sich mit bescheidenen Mitteln eine neue Existenz in Wilster auf. Ab 1948 arbeitete er als Mitglied des Künstlerbundes Steinburg an der Volkshochschule. Bereits ein Jahr später erfolgte die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Irene Fröhlich. Um beruflich stärker wahrgenommen zu werden, zogen beide 1951 nach Hamburg, wo Erich Behrendt fortan als freischaffender Künstler tätig war. Hier knüpfte er erstmals auch wieder da an, wo er 1933 aufhören musste. Er illustrierte, aquarellierte und malte in Öl, wo er nur konnte. Regelmäßig zeichnete er unter anderem für das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt, das ihm die erforderlichen Freiheiten ließ. Verlage aus dem In- und Ausland interessierten sich für die Illustrationen des Künstlers, die man in vielen Zeitungen und Zeitschriften aus jener Zeit bis heute entdecken kann. Seine große Begabung, verschiedenste Motive mit Hilfe von wenigen Strichen zu skizzieren, ohne dabei die Texte in den Hintergrund zu drängen, verlieh vielen Publikationen einen besonderen Charakter. Zahlreiche Bücher, wie So zärtlich war Suleyken (S. Lenz) und Deutschland, deine Ostpreußen (H. H. Kirst), wurden von ihm illustriert. Bekannte Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur wollten daraufhin seine Zeichnungen in ihre Erzählungen aufnehmen. Erich Behrendt veröffentlichte aber auch eigene Schriften, darunter Postille 53 (1953), Ein Tag sagt es dem andern – Das Kirchenjahr in Bildern (1959) und Tessin – Skizzen und Impressionen (1965). Zudem entstanden Zeichnungen zu Werken von Balzac, Dostojewski und Gogol. In die Hamburger Zeit fielen Studienreisen nach Italien, Griechenland und in die Türkei sowie regelmäßige Sommeraufenthalte im Tessin und in Österreich, wo er stets neue Anregungen für Öl- und Aquarellmalereien erhielt. In diesem Kontext entstanden vor allem in den 1950er/60er Jahren viele ausdrucksstarke Porträts, die einen faszinierenden Einblick in seine künstlerischen Fähigkeiten geben. Zu sehen ist dies unter anderem in den Wintergemälden von Hamburg und Fuhlsbüttel und den Ölbildern von Gandria und Orselina. Erich Behrendt erhielt in seinem Leben zahlreiche Ehrungen. Besonders freute er sich 1966 über die Verleihung des Kulturpreises der Landsmannschaft Ostpreußen in der Kategorie Bildende Kunst. In dieser Zeit gab es fast keine Ausgabe des Ostpreußenblattes ohne eine Zeichnung von ihm.

1967 verließ Erich Behrendt zusammen mit seiner Familie noch einmal den Wohnsitz; weit weg von der pulsierenden Hafenstadt Hamburg. Er entschied sich, in die mittelfränkische Ortschaft Langlau zu ziehen. Der 68-Jährige fand in der weitgehenden Abgeschiedenheit die gewünschte Ruhe, um sich der Malerei widmen zu können. Das ländliche Franken erinnerte ihn zudem an seine alte ostpreußische Heimat. In Langlau konzentrierte sich Erich Behrendt vor allem auf die Aquarellmalerei, die er im Vergleich zu anderen Gestaltungsmethoden über alles liebte. Neue Lebensbereiche standen nun im Vordergrund: Die fränkische Landschaft im Spiel der Jahreszeiten, aber auch die mühsame Arbeit der Bauern bei der Kartoffelernte und beim Einfangen der Tiere. Motive von Menschen standen bei Erich Behrendts Gemälden ebenso im Mittelpunkt wie die Natur. Vor allem in den letzten Lebensjahren kamen viele ostpreußische Motive hinzu, welche die Sehnsüchte des Malers nach Hause offenbarten. Kurz vor seinem 84. Geburtstag verstarb Erich Behrendt am 3. November 1983 in Erlangen. Gebettet zur letzten Ruhe wurde er auf dem Friedhof in Langlau, „seiner zweiten Heimat“ fern ab von Ostpreußen, die in vielen Aspekten der ersten sehr ähnlich war.

Von Berlin aus kümmert sich heute Sohn Hans um das künstlerische Vermächtnis des Malers. Zum 100. Geburtstag von Erich Behrendt (1999) unterstützten er und seine Familie, neben vielen anderen, das Kulturzentrum Ostpreußen bei der Umsetzung einer Ausstellung, bei der zahlreiche Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen des Malers präsentiert wurden. Zur Vernissage kam auch sein alter Freund Siegfried Lenz.

Lit. (Auswahl): Andreas Franke/ Michel Schmidt, Leben und Werk des Künstlers Erich Behrendt, Gunzenhausen 1989. – Kunstforum Fränkisches Seenland e.V./ Kulturzentrum Ostpreußen, Ellingen/Bay. (Hrsg.), Erich Behrendt. Ein ostpreußischer Künstler in Franken, Gunzenhausen 1999.

Bild: Kunstforum Fränkisches Seenland e.V./ Kulturzentrum Ostpreußen, Ellingen/Bay. (Hrsg.), wie oben.

Marco Wachtel