Biographie

Hofmann, Julius Carl

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Musikinstrumentenhersteller
* 1. Oktober 1873 in Birkigt (Březova), Bezirk Braunau, Böhmen
† 23. Oktober 1948 in Wien

Der Vater von Julius Carl Hofmann, Cölestin Hofmann, war Webereibesitzer und Leinwandhändler in Birkigt, Braunauer Ländchen. Julius Karl Hofmann heiratete 1899 Kamilla Schmidl. Er gründete die Hofmann & Czerny AG (Klaviere), die Iglauer Klavierfabrik und die Continental-Musikwerke.

Die 1903 gegründete Hofmann & Czerny AG in Wien-Penzing war seinerzeit Europas größte Klaviermanufaktur. Sie war Kaiserlich persönlicher Hoflieferant, Hofklavierfabrik, größte und bedeutendste Hofklavierfabrik Österreich-Ungarns. Ihr wurde am 11. Juni 1931 unwiderruflich das österreichische Staatswappen verliehen. Als Staatswappenträger war sie ein ausgezeichnetes österreichisches Top-Unternehmen. Die Hofmann & Czerny AG erzeugte Jahrzehnte hindurch ein weltberühmtes Klavier, welches unter den Marken „HOFMANN“ oder später „HOFMANN & CZERNY“ vertrieben wurde. Die Klaviere zählten zu den ganz großen Markenklavieren und waren nicht nur in Österreich, sondern weltweit (USA, Israel, Benelux, Frankreich, Spanien, Italien usw.) lange Jahre hindurch konkurrenzlos. Instrumente dieses Markennamens wurden auch in der Tschechoslowakei durch die „Jihlavská továrna, a.s.“ (Iglauer Klavierfabrik) hergestellt. Diese Klavierfabrik begann 1924 mit der Produktion von Klavieren und Pianinos unter Lizenz des Herstellers Hofmann & Czerny.

Bereits gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten einige Firmen in Österreich-Ungarn am enormen Erfolg der deutschen Klavier-Orchestrions mit eigenen Produkten zu partizipieren. Einen Schritt in Richtung Kinoorgel vollbrachten schließlich die Continental Musikwerke Hofmann und Czerny. Sie brachten 1913 ein erweitertes Orchestrion heraus, das mit Konzertpiano, Harmonium, zahlreichen Orchesterinstrumenten und Effektgeräuschen, einen geeigneten Klangteppich für einen Film erzeugen konnte. Die Klavierfirma Hofmann & Czerny mit der Marke „CONTINENTAL“ war innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie führend, Gebrüder Stingl u. a. Kleinerzeuger blieben unbedeutend.

Isabella Sommer schreibt in dem Beitrag Das Klavierspielinstrument Phonola: „Die größte Klavierfabrik in Wien, Hofmann & Czerny (…) produzierte neben Klavieren auch Musik-Automaten und Orchestrions mit ‚Militärmusik‘, die schon vor dem Krieg in Gast- und Kaffeehäusern aufgestellt waren. Ab September 1914 wurden hier zwar statt Klavieren Munitionskisten gebaut, dafür kamen die Musik-Automaten noch effizienter zum Einsatz, denn die Firma stellte auf dem Turm ihres Fabrikgeländes ein ‚mächtiges Musikwerk‘ auf, das jeden Abend um 8 Uhr das Prinz-Eugen-Lied, die Wacht am Rhein, das Kaiserlied, Heil dir im Siegerkranz, Mein Österreich, den Radetzky- und den Rákóczi-Marsch spielt. Die Musik ist in weite Bezirke hinaus hörbar und findet überall begeisterte Aufnahme.“

Zu Hofmann & Czerny gehörte auch die „Fabrik für Motorräder und Voituretten“. Sie war ein Hersteller von Automobilen und Motorrädern. Das Unternehmen wurde 1906 in Wien als Tochterunternehmen der Continental Piano-Orchester-Fabrik Hofmann & Czerny gegründet. Im gleichen Jahr begann die Produktion von Automobilen und Motorrädern. Der Markenname lautete „Continental“. 1907 stellte das Unternehmen Fahrzeuge auf der 7. Internationalen Automobilausstellung in Wien aus. 1910 endete die Produktion. Das einzige Automodell 8/9 PS war ein zweisitziger Kleinwagen. Für den Antrieb sorgte ein luftgekühlter Motor, je nach Quelle ein Einzylindermotor oder ein Zweizylindermotor. Das Leergewicht war mit 350 kg angegeben. Das Getriebe verfügte über zwei Gänge. Auf ein Differential wurde verzichtet. Der Motor des Motorrades leistete 3,75 PS.

Das Fabrikgebäude Wien XIII/4, Linzergasse 174-180, wurde 1981 nach einem negativen Denkmalschutzbescheid abgerissen.

Lit.: Heribert Sturm, Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, München: Oldenbourg 1974.

Bild: Kulturstiftung.

Web-Link: Mechanisches Piano der Continental Musikwerke Hofmann & Czerny um 1900

Michael Popovic