Biographie

Huber, Hans Ulrich

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Essigfabrikant
* 9. April 1821 in Kanton Thurgau/ Schweiz
† 3. April 1887 in Prag

Hans Ulrich Huber wurde am 9. April 1821 als zweitjüngstes von sieben Kindern im Kanton Thurgau (vermutlich in Münch­wilen) geboren. Getauft wurde er einen Tag später in Sirnach (Thurgau). In seiner Kindheit wohnte die Familie im Stallikertal (Kanton Zürich), wo sein Vater Hans Heinrich Huber mit zwei Brüdern 1826 eine Spinnmaschine hat erbauen lassen.

Wie drei seiner Brüder zog (Hans) Ulrich Huber (fortan nur noch Ulrich Huber) in den 1840er Jahren nach Böhmen. 1846 wurde dem in Prag wohnenden die Landrechtsentlassung aus dem Kanton Zürich zugestanden.

Am Moldauufer in Karolinenthal errichtete er, nur einige Häuser von der Maschinenfabrik seines Bruders Salomon Huber entfernt, eine Essig-, Sprit- und Bleizuckerfabrik in der Königsstraße 86. Kurz vor Mitternacht des 9. Januar 1877 brach ein Brand im Trockenboden des Fabrikgebäudes aus. Der niedrige Wasserstand der Moldau verzögerte die Löscharbeiten. Die nicht vollständig massiv gebaute Fabrik brannte vollständig aus, darin 300 Zentner Bleizucker und 104 Essigständer mit 20.000 Eimern. Es war jedoch windstill, so konnte das Übergreifen des Feuers weitestgehend vom Wohnhaus und von den dicht angrenzenden Gebäuden abgewendet werden. Zwölf Spritzen wurden bei den Löscharbeiten eingesetzt, mehrere Feuerwehren und später das Militär waren bis zum nächsten Vormittag tätig. In den Wochen nach dem Brand wurde in Politik und Presse nicht nur über die notwendige telegraphische Verbindung der Feuerwehrstationen, sondern auch über die Verlegung der Fabriken – insbesondere der feuergefährlichen Spiritusfabriken – aus den Wohngebieten debattiert. Hans Ulrich Huber plante zunächst den Wiederaufbau seiner Fabrik. Sein Unternehmen war jedoch nicht ausreichend versichert und wurde insolvent.

Nachfolgend verlegte er seine Tätigkeit auf den Import und Vertrieb von Delikatessen, insbesondere Likören aus der Schweiz und anderer alkoholischer Getränke. Er starb am 3. April 1887 in Prag an Bauchfellentzündung.

Quellen: Lebensdaten und familiäre Beziehungen übermittelte freundlicherweise Dr. Pfister, Staatsarchiv des Kantons Zürich. Auf dieser Grundlage konnten die Aufenthaltsgenehmigung der Stadt Prag und der Eintrag ins Sterbebuch der Deutsch-Evangelischen Kirche gefunden werden. – Lehmann, Nikolaus: Adreßbuch der Königlichen Hauptstadt Prag. Prag 1859. – Allgemeines Adress- und Handels-Handbuch der Hauptstadt Prag sammt Vorstädten. Prag 1871, S. 53. – Großer Brand in Carolinenthal. Originalbericht des „Pr. Tagblatt.“, in: Prager Tagblatt, 11.1.1877, S. 2-3. – Großer Brand in Karolinenthal, in: Bohemia, 11.1.1877, S. 6. – Zum Brande in Carolinenthal., in: Prager Tagblatt, 12.1.1877, S. 3. – Von der Feuerwehr., in: Prager Tagblatt, 14.1.1877, S. 4. – (Sterbeanzeige) in: Prager Tagblatt, 4.4.1887, S. 7. – Hurtig, Alfred: Polohopisný Plán Karlina, Žižkova s Olšany. 1:4000. Prag 1891.

Normdatensatz (GND): http://d-nb.info/gnd/1249741572.

Bild: Archiv der Autorin.

Stephanie Glagla-Dietz