Biographie

Krauskopf, Bruno

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Maler
* 9. März 1892 in Marienburg/Westpr.
† 14. Juli 1960 in Berlin

„Ein interessanter deutscher Expressionist … Aus seinem temperamentvollen Pinsel kommen Figuren, Kompositionen und visionäre Landschaften aus Norwegen, alles ästhetische Höhepunkte temperamentvoller Farbe und eines temperamentvollen Pinsels. Es sind einzelne Gegenstände dargestellt, starke, fugenhaft geformte Formen, die eine Note feierlicher Poesie anschlagen, die eine besondere Stärke von Krauskopfs Werk ist.“ Dis schrieb 1948 die „New York Times“ über den kurz vorher aus Norwegen als unerwünschten Ausländer ausgewiesenen deutschen Künstler. Vorausgegangen war die Enteignung seines Vermögens, die Beschlagnahme von Bildern, ja sogar Verhaftung und Gefängnis. Die Alliierten waren es, die für seine Entlassung in Norwegen sorgten und die Einwanderung nach Amerika ermöglichten. Das war des Künstlers zweite Emigration. Die erste fand bereis 1933 statt, als er von einem Norwegenbesuch nicht nach Deutschland zurückkehrte, wo er von den neuen Herren zu den Malern der „Entarteten Kunst“ gezählt wurde. Das war nach dem 30. Januar existenz- und sogar lebensbedrohend. Bruno Krauskopf war damals in der Berliner Kunstszene kein Unbekannter. Rund 60 Jahre später gehört er zu den Malern der „Verschollenen Generation“ und wird wieder entdeckt. Ein Jahr vor der Wiederkehr seines Geburtstages vor 100 Jahren fanden in Frankfurt und Düsseldorf Ausstellungen seiner Werke statt, und für 1992 sind weitere Präsentationen in Norwegen und in Deutschland sogar in Zusammenarbeit mit norwegischen Museen geplant.

Die Wiege des Künstlers stand in Marienburg, im Schatten der ehemaligen Hochmeisterresidenz an der Nogat. Dies war zwei Jahre nach dem Tode des Vincent van Gogh, der nachträglich auch auf den Marienburger Krauskopf Einfluß ausübte, ihm wohl auch zum Vorbild wurde. Aber zunächst absolvierte er von 1906-1908 in Berlin eine Chromo-Lithographielehre. Daran schloß sich von 1910-1915 ein Studium am Berliner Königlichen Kunstgewerbemuseum an. Krauskopf trug Semmeln aus, was ihm das Studium erst ermöglichte. Doch bald erhielt der begabte Kunststudierende ein Stipendium, Bruno Krauskopf wurde Schüler von Professor Doeppler. Er verließ 1912 seine verwitwete Mutter, deren Wohnzimmer er zum Atelier gemacht hatte. Er mietete im bescheidenen Berliner Hotel „Zum schmalen Handtuch“ ein Zimmer. Seine erste Schaffensperiode und damit seine große Berliner Zeit, die 1933 abrupt beendet wurde, begann noch während des Studiums. In der Galerie Caspar fand 1912 die erste Ausstellung seiner Bilder statt, andere folgten in der Galerie Hugo-Moses und fanden den Beifall der Besucher. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte den Maler zum Schippeinsatz nach Rußland. Bereits 1912 war er in die „Freie Sezession“ als Mitglied berufen worden, zu der Beckmann, Feininger und Kirchner gehörten. Der Ostpreuße Lovis Corinth gewann seinen westpreußischen Landsmann 1916 für die „Berliner Sezession“, die ihm von 1917 bis 1933 alljährlich die Ausstellung seiner Arbeiten ermöglichte. Schon 1918 wurde er mit erst 25 Jahren in den Vorstand gewählt, dem damals Max Pechstein und andere bekannte Maler angehörten. Krauskopf wurde sogar Vizepräsident und Jurymitglied. Im letzten Weltkriegsjahr 1918 nahm er an der ersten Sitzung der „Novembergruppe“ teil, und 1919 stellte er seine Arbeiten in der Kestner-Gesellschaft in Hannover aus. Er schuf zahlreiche Buchillustrationen, Filmdekorationen für die UFA, aber auch Kostüm- und Bühnenentwürfe für Film und Theater.

Bruno Krauskopf wurde vor allem als Künstler, als Maler impressionistischer Ölgemälde und Gouachen bekannt und anerkannt. Neben Preisen des Berliner Kunstgewerbemuseums erhielt er 1919 den Preis der „Berliner Sezession“, 1920 den „Berliner Wertheimpreis“, 1921 den Preis der Stadt Bordeaux, 1923 wurde er mit dem großen Preußischen Kunstpreis“ (Staatspreis) ausgezeichnet und 1930 in Nürnberg mit dem Albrecht-Dürer-Preis geehrt, dem 1931 der Günter-Wagner-Preis des Kunstvereins Hannover folgte. Der Bruno Krauskopf war in Kunstkreisen bekannt und geachtet, seine Bilder waren gefragt. Zwischen 1923 und 1933 unternahm er Studienreisen nach Frankreich, Italien und in die Schweiz.

Mit der Emigration nach Norwegen begann für Bruno Krauskopf  die zweite erfolgreiche Schaffensperiode. Er war in seinem Gastlande nicht allein. Edvard Munch, Per Krogh, Axel Rewolt und Henrik Soerensen standen ihm zur Seite. In Stavanger wurde 1934 die erste stark beachtete Ausstellung seiner Bilder veranstaltet; der Maler aus Deutschland erhielt den Stavanger Museumspreis. Andere Ausstellungen in Bergen und Oslo schlossen sich an. Aber 1945 galt nur seine Herkunft; der deutsche Emigrant war unerwünscht.

Seine dritte Schaffensperiode glückte in New York von 1948 bis zur Heimkehr nach Berlin im Jahre 1957. Aber bereits seit 1953 stellte Krauskopf wieder in Deutschland aus, zuerst in Düsseldorf, dann in Bremen, Karlsruhe und mehrmals in Berlin. Eine vierte Schaffenperiode in Deutschland gab es allerdings für den nicht mehr gesunden Bruno Krauskopf nicht, wohl eine Reihe „Wiedergutmachungs-Ausstellungen“ und 1985 in Stavanger seine Rehabilitierung durch eine große Retrospektive. Seine farbenreichen Bilder sind in Deutschland, Norwegen und Amerika in großer Zahl erhalten geblieben: Träumende Mädchen, Felsen am Wasser oder Brücken, New Yorker Motive, Liebespaare, Abend- und Morgensonne und immer wieder Frauenbilder, Kompositionen, Figuren und Visionen.

Lit.: Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt, XXII./l l- 08.1919, XXVI./08- 05.1923, XXVIII./1108.1925. – Hans Sahl: Der Maler Bruno Krauskopf, in: Die Kunst und das schöne Heim, 09.1954. — Bruno Krauskopf. Berlin. Ausstellungsführer 1957. – Charlote Steinbrucher: Bruno Krauskopf, ein Maler aus Marienburg. Der Westpreuße, Nr. 05/1958. – Bruno Krauskopf 1892-1960. Ausstellungsführer der galerie moderne kunst gmbh, Frankfurt/M. 1990. – Dorit Marhenke: Bruno Krauskopf in der Galerie Moderne Kunst in Frankfurt. Einführung in die Ausstellung. – Bruno Krauskopf. Ölbilder. Gouachen. Zeichnungen. Katalog zur Ausstellung der Galerie Norbert Blaeser, Düsseldorf, 1990.

Bild: Westpreußisches Landesmuseum, Münster i. W.