Biographie

Lange, Carl

Herkunft: Danzig
Beruf: Schriftsteller, Journalist, Publizist
* 27. Januar 1885 in Berlin
† 30. Mai 1959 in Bremen

Vom dichtenden Gymnasiasten und Tennisspieler, der stets Goethes Faust in seiner Schultasche trug, führte der Lebensweg des Berliner Bankierssohns über den des Berufssoldaten mit journalistischen Ambitionen während des Ersten Weltkrieges zum Schriftsteller und Publizisten. In seinem Elternhaus verkehrten viele junge Musiker, Maler und Schriftsteller, wie später bei ihm in Danzig-Oliva, in seinem Harzhäuschen in Wernigerode und zuletzt in Bremen-Oberneuland. Als Tennisspieler errang er 1906 den Kaiserpreis und wurde mehrfach Deutscher Meister.

Durch Fürsprache des deutschen Kronprinzen kam Carl Lange als Fahnenjunker nach Danzig, das bis 1945 über vier Jahrzehnte sein Lebensmittelpunkt bleiben sollte und wo er sich heimisch fühlte. Carl Lange war vielseitig, fleißig, hatte Ideen, und wo er erschien, war er ungewollt Mittelpunkt. Er war immer für andere da, kein Mensch der Berechnung, sondern, wie es in einem Nachruf für ihn heißt, „ein Anwalt des Herzens“.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Oberleutnant von Danzig-Neufahrwasser als Batteriechef in die Nähe des Städtchens Mewe hoch über dem westlichen Weichselufer im damaligen Kreis Marienwerder versetzt. Als die Weichsellinie nicht zur Front wurde, veranstaltete Carl Lange im ehemaligen Schloß des Deutschen Ordens für seine Soldaten und die gesamte Mewe-Garnison literarisch-musikalische Abende und Feierstunden. Dazu lud er die Bevölkerung ein und verstand es, die Schuljugend mitwirken zu lassen. Das Programm gestaltete er selbst, wie er auch die Texte selbst schrieb. Auf diese Weise entstand der zweite Gedichtband „Meine Kameraden“. Der journalistisch befähigte Artillerist wurde auch als Vortragsredner eingesetzt, und auf der Insel Borkum wurde ihm die Leitung der Borkumer Kriegszeitung übertragen, in der die Kunst und nicht die Kanonen den Inhalt ausmachten. Der Abschied von der Armee erfolgte 1920 als Major. Wieder in Danzig, gründete Carl Lange die Ostdeutschen Monatshefte für Kunst- und Geistesleben, deren Hauptschriftsteller er bis zu der verfügten Einstellung der Schriftenreihe 1939 blieb. Ihm lag die kulturelle und geistige Betreuung des vom Reich abgetrennten Danzigs und des deutschen Ostens am Herzen. Er wurde Mitarbeiter der Zoppoter Waldoper, begründete den Marienburg-Bund und beteiligte sich an anderen künstlerischen Unternehmungen. Die Buchreihe „Deutscher Geist“ und „Geist von Potsdam“ gründete er, wurde Mitherausgeber der Schlieffen-Bücherei, gab eine volkstümliche Danziger Zeitschrift heraus und schuf die Kalender „Danziger Bote“, „Preußenkalender“ und „Deutscher Schrifttumskalender“. Oliva, Zoppot, Danzig und der deutsche Osten waren die Themen anderer Schriften und Dichtungen.

Im Jahre 1950 wurde der nach dem Ostharz Vertriebene verhaftet und wegen „Gefährdung der Sicherheit der DDR“ angeklagt. Seine eigene Verteidigungsrede in der Hauptverhandlung war so frei, offen, ernst und überzeugend – sie endete wie so oft bei ihm mit einem eigenen Gedicht – und führte zu seinem Freispruch. Die damals mit einem Nagel in die Zellenwand gekratzten und auswendig gelernten Gedichte erschienen 1955 in seinem Band „Kerkergedichte“. Bald nach der Freilassung floh er nach Westdeutschland, nach Bremen, in die Heimatstadt seiner Frau. Es gelang ihm, die Ostdeutschen Monatshefte 1955 wieder zu begründen. Sie erschienen über seinen Tod hinaus bis 1962. Diese Ostdeutschen Monatshefte vor 1939 und ab 1955 waren sein eigentliches Lebenswerk, an dem er mehr hing als an seinem schriftstellerischen Werk. Sie waren zu keiner Zeit eine politische Zeitschrift, sondern stets eine kulturelle, historische wie künstlerisch besonders wertvolle Publikationsreihe, die unter ostdeutsch sowohl die Ostprovinzen als auch das durch den Versailler Frieden abgetrennte ostdeutsche Land verstand, die dortige angestammte Bevölkerung zum Inhalt hatte, wie auch die deutschen Siedlungsgebiete im Osten, im Baltikum, in Rußland und in Südosteuropa. In seinen Heften wurden sowohl Probleme angesprochen als auch Künstler und Wissenschaftler vorgestellt, außerdem manch einem aufstrebenden Talent der Weg bereitet.

Carl Lange war Mitbegründer des Kogge-Dichterkreises. In den wenigen Jahren in Westdeutschland hielt er viele Vorträge sowohl in landsmannschaftlichen Veranstaltungen als auch im Rundfunk und auf anderen Tagungen, schrieb zahlreiche Aufsätze und Gedichte.

Ende 1958 erhielt Carl Lange das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und wenige Wochen vor seinem plötzlichen Tod den damals erstmalig verliehenen Westpreußischen Kulturpreis der Landsmannschaft Westpreußen, der er seit seiner Flucht aus dem Ostharz besonders eng verbunden war.

Werke: Verse (Gedichte, 1912); Meinen Kameraden (Gedichte, 1915); Strom aus der Tiefe (Gedichte, 1919); Der Kronprinz und sein wahres Gesicht (1921); Auswahlband der Borkumer Kriegszeitung (1921); Harzbuch (1924); Die Zoppoter Waldoper (1925); Deutscher Geist im Osten (1926); Ruf aus der Stille (Gedichte und Sprüche, 1933); Das leuchtende Schlachtrelief von Tannenberg (1934); Der Kronprinz (1934); Generalfeldmarschall von Mackensen (1935); Kampf und Stille (Gedichte, 1936); Mackensen, der Marschall Vorwärts des Weltkrieges (1937); Bilder und Gestalten aus eigenem Erleben (1939); Die Befreiung Danzigs (1940); Gedanken und Gedichte aus dem Kerker (o.J.); Herz sei ruhig. Trostgedichte der Zeit (o.J.); Ostdeutsche Monatshefte.

Lit.: Carl Lange: „Mein Weg zur Dichtung“, in: Westpreußen-Jahrbuch, Bd. 10, 1960. Hans-Bernhard Meyer: „Gruß an Carl Lange“. Reinhard Adam in: „Altpreußische Bibliographie“, Bd. III, 1975. DER WESTPREUSSE Nr. 2/55, Nr. 29/58, Nr. 30/58, Nr. 1/59, Nr. 17/59, Nr. 22/59, Nr. 33/ 59. Eigene Erinnerungen an Gespräche mit C. L.