Biographie

Lehndorff, Hans Graf von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Mediziner
* 13. April 1910 in Graditz, Kr. Torgau
† 7. September 1987 in Bonn

Geboren als Sohn des Landstallmeisters Siegfried Graf von Lehndorff in Graditz, übersiedelte er mit den Eltern in das Stammland der Lehndorffs nach Ostpreußen, als sein Vater zum Landstallmeister in Trakehnen ernannt wurde. Nach Besuch des Gymnasiums in Gumbinnen studierte er Medizin und wurde Assistenzarzt in Berlin und Insterburg. Das Kriegsende erlebte er in Königsberg, wo er als Lazarettarzt tätig war. Nach der Kapitulation arbeitete er einige Monate am Krankenhaus der Barmherzigkeit, entwich im Oktober aus Königsberg und setzte seinen ärztlichen Dienst unter erschwerten Bedingungen in den Kreisen Osterode und Rosenberg fort. 1947 kam er nach Westdeutschland. 1948 schrieb er seine Erlebnisse aus dieser Zeit nieder, die 1960 unter dem Titel „Ostpreußisches Tagebuch“ als 3. Beiheft der vom Bundesvertriebenenministerium herausgegebenen „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa“ und später bei Biederstein (München) als Sonderdruck und sodann auch als Taschenbuch veröffentlicht wurden. Zuvor waren sie auch in der „Bild“-Zeitung abgedruckt worden. Seit 1950 war Dr. Graf von Lehndorff am Johanniter-Krankenhaus in Bonn und seit 1954 als Chefarzt am Viktoria-Hospital in Bonn-Bad Godesberg tätig. Nach seiner Pensionierung wirkte er als Krankenhausseelsorger im Dienste der Kirchengemeinde. Das „Ostpreußische Tagebuch“ erreichte mit 275000 Exemplaren und 50000 der Taschenbuchausgabe die wohl höchste Auflage aller Vertreibungsberichte und wurde in zehn Sprachen, darunter lettisch, finnisch und afrikaans übersetzt. Dr. Graf von Lehndorff wurde 1971 mit der Wichern-Plakette, 1972 mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse und 1977 mit der Agnes-Miegel-Plakette ausgezeichnet.