Biographie

Rabas, Josef

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen), Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Prälat, Pädagoge
* 28. August 1908 in Saaz/ Böhmen
† 23. August 2003 in Würzburg

Rabas wurde am 28. August 1908 in Saaz geboren und besuchte die Gymnasien in Saaz und Mariaschein. Bischof Josef Groß schickte ihn nach der Matura zum Studium nach Rom, wo er am 15. Juli 1934 zum Priester geweiht wurde. In der alten Heimat war er Kaplan in Postelberg, Religionslehrer in Aussig und Religionsprofessor in Leitmeritz.

Als Sekretär des letzten deutschen Bischofs von Leitmeritz, Msgr. Dr. Anton Weber, und als Leiter des Seelsorgeamtes Leitmeritz, lernte er die Kirchenfeindlichkeit der Nationalsozialisten kennen, von denen er zweimal Schulverbot erhielt.

Nach der Vertreibung wirkte Dr. Rabas als Flüchtlingsseelsorger in Pinzberg und in der Lungenheilanstalt Jägersburg, seit 1950 als Religionslehrer in Ansbach und Bayreuth und dann als ordentlicher Professor für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg. Neben seiner Lehrtätigkeit nahm er sich stets als Vertriebenenseelsorger der geistigen Not seiner Landsleute an. So konnte er als Universitätslehrer die praktischen Erfahrungen der Seelsorge für seine Hörer einbringen.

Sein großes Verdienst war sein Buch Ostkunde im katholischen Religionsunterricht (Paderborn 1965), das wegweisend war und mit dem er versuchte, die damalige Ostkunde auch in den Religionsunterricht zu integrieren. Dieses Werk sollte auch heute wieder neu entdeckt und beachtet werden, wenn es gilt, das kulturelle Erbe der ostdeutschen Vertriebenen für das deutsche Geistesleben zu erhalten und weiterzugeben.

Da er mit seinem in der Tschechoslowakei verbliebenen Bruder in Kontakt stand und unermüdlich Material über die religiöse Lage in der CSSR sammelte, auswertete und vermittelte, war er bestens vorbereitet, nach seiner Emeritierung das Verbindungsbüro der Ackermanngemeinde in Rom zu übernehmen und bis zur Wende 1989 zu leiten. In dieser Zeit stand er in ständigem Kontakt zu höchsten Vatikankreisen, denen er wichtige Informationen zuleitete, die er in zahlreichen Publikationen veröffentlichte und dadurch ein genaues Bild der wahren Lage in der CSSR vermittelte. Um seine Gewährsleute nicht zu gefährden und auf ausdrücklichen Wunsch wichtiger Vertreter der Römischen Kurie, veröffentlichte Prof. Rabas eine Reihe von Publikationen nicht unter seinem Namen. Ein großer Teil der damaligen Berichterstattung in der FAZ in den 70er und 80er Jahren geht auf Prälat Rabas zurück, auf den sich Vatikankreise sehr oft beriefen. Immer wieder wurde er eingeladen und um Rat gebeten, auch von Kardinalsstaatsekretär Agostino Casaroli.

Dieses Engagement für die Kirche in seiner Heimat kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da er streng wissenschaftlich nur Fakten weitergab und vor vagen Analysen selbsternannter Ost- und Vatikanexperten warnte.

Aus der Liste seiner Publikationen zur Lage der Kirche in der Tschechoslowakei nennen wir nur die Reihe Materialien zur Situation der Katholischen Kirche in der CSSR, in der er Fakten und Dokumente aus der Untergrundkirche vorstellte (1981), die Priestervereinigung Pacem in terris analysierte (1983) und aufzeigte, dass es sich bei den Konfessionsgemeinschaften in der Tschechoslowakei um eine „Kirche in Fesseln“ handelte.

Seine profunde Kenntnis der Vatikanischen Ostpolitik stellte er in der Studie Der Heilige Stuhl im Dienste der Internationalen Völkergemeinschaft unter Beweis. Aus ihr ersehen wir das römische Engagement für Frieden und Gerechtigkeit bei den KSZE-Konferenzen in Helsinki und Belgrad.

Außer in Publikationen informierte Prof. Rabas auch auf verschiedenen Symposien und Konferenzen, so auf den Internationalen Kongressen „Kirche in Not“ in Königstein und bei Fachgesprächen, die von der Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidl-Stiftung und dem INTEREG (Internationales Institut für Nationalitätenfragen und Regionalismus) durchgeführt wurden.

Den Neuaufbau der Kirche in seiner Heimat verfolgte er aktiv und in ständigem Kontakt mit seinem Bischof Josef Koukl, der ihn auch zum Ehrendomherrn der Leitmeritzer Kathedrale ernannte. Rabas war auch Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

1992 erschien sein Buch Kirche in der CSFR – Kirche im Aufbruch. Seine Biographie Bischof Anton Webers erlebte 1998 eine 2. Auflage.

Rabas starb am 23. August 2003. Bischof Josef Koukl von Leitmeritz kam nach Rottendorf, als Prälat und Domherr Prof. Dr. Josef Rabas am 30. August 2003 zu Grabe getragen wurde.

Bild: Kulturportal West-Ost.

Rudolf Grulich