Biographie

Schmeling, Max Siegfried

Herkunft: Ostbrandenburg
Beruf: Berufsboxer, Unternehmer
* 28. September 1905 in Klein-Luckow/Uckermark
† 2. Februar 2005 in Hollenstedt bei Hamburg

Der Sohn eines Seemanns und einer Bauerntochter (Amanda Schmeling, geb. Fuchs) zog 1906 mit der Familie nach Hamburg, wo der Vater als Steuermann bei der Hamburg-Amerika-Linie beschäftigt war.

Nach dem Schulabschluß arbeitete der junge Max für eine Tiefbaufirma, zunächst in Düsseldorf, später in Köln. 1921 begeisterte ihn ein Filmbesuch für den Boxsport. Bei einem Boxclub in Köln-Mülheim begann er, seine sportlichen Interessen zu verwirklichen. 1924 wurde er für diesen Klub in Chemnitz deutscher Vizemeister im Halbschwergewicht.

Dieser Erfolg führte zu der Entscheidung, professioneller Boxerzu werden. Am 10. April 1924 trat er zu den Berufsboxern über. Ab 1925 begann seine herausragende Karriere als Deutschlands erfolgreichster Berufsboxer. Im Juni 1926 siedelte er nach Berlin über. 1926 hatte er seine Filmpremiere in dem Tonfilm „Ein Filmstar wird gesucht“.

Am 24. August 1926 gewann Schmeling die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gegen Max Diekmann (Berlin) im Berliner Luna-Park. Am 19. Juni 1927 wurde er Europameister im Kampf gegen den Belgier Fernand Delarge in der Dortmunder Westfalenhalle.

1928 erkannte ihm der Deutsche Boxsportverband sämtliche bisher in Deutschland errungenen Meistertitel ab, da er sich weigerte, seinen Titel zu verteidigen.

Am 23. November1928 bestritt er seinen ersten Profikampf in den USA. Im New Yorker Madison Square Garden kämpfte er gegen Joe Monte, den er in der 8. Runde durch K.O. besiegte. Am 12. Juni 1930 kämpfte er gegen den Amerikaner Jack Sharkey (1902-1994) im New Yorker Yankee-Stadion um den Weltmeistertitel im Schwergewicht. Nach einem regelwidrigen Tiefschlag von Sharkey in der 4. Runde wurde Schmeling, der danach nicht weiterkämpfen konnte, der WM-Titel zugesprochen. Schmeling litt sehr darunter, daß ihn Neider und Gegner als „Tiefschlag-Weltmeister“ verspotteten, er träumte davon, ein „richtiger“ Weltmeister zu werden.

In den Jahren 1930 bis 1932 hielt er als erster Nichtamerikaner den Weltmeistertitel in allen Klassen. Am 21. Juni 1932 siegte Sharkey nach Punkten in der 15. Runde über Schmeling, allerdings unter Umständen, die selbst amerikanische Blätter als „skandalös“ bezeichneten.

Im selben Jahr verliebte Schmeling sich in die tschechische Filmschauspielerin und Filmproduzentin Anny Ondra, die er 1933 heiratete. Es wurde eine mustergültige Ehe: Niemals hat die Skandalpresse irgendeinen Anlaß gefunden, über eine „Affäre“ bei „Schmelings“ zu berichten.

Im gleichen Jahre kam in Deutschland Adolf Hitler an die Macht. Während der gesamten NS-Ära trat Schmeling nicht der NSDAP bei, obwohl ihm dies sicherlich oftmals nahegelegt worden ist. Am 19. Juni 1936 besiegte er in New York den als „Brauner Bomber“ bekannten Afro-Amerikaner Joe Louis in der 12. Runde durch Knockout. Es war ein sensationeller Sieg, Schmeling wurde bei seiner Heimkehr nach Deutschland ein triumphaler Empfang bereitet. Dazu gehörte natürlich die unvermeidliche Audienz beim „Führer“. Wie die Chronisten zu berichten wissen, zeigte sich Adolf Hitler allerdings mehr vom Charme Anny Ondras beeindruckt, als von den sportlichen Erfolgen Max Schmelings.

In die ehrliche Freude über den in einem harten und fairen Kampf erzielten grandiosen deutschen Sieg mischt sich heute für uns Deutsche allerdings auch die Beschämung darüber, daß nationalsozialistische Rassenfanatiker (beispielsweise „Reichssportführer“ von Tschammer und Osten) ihn als vermeintliche Bestätigung für eine angebliche Überlegenheit der weißen Rasse interpretierten. Schmeling konnte diesem propagandistischen Mißbrauch seiner sportlichen Leistung nicht entgegentreten, wenn er seine Karriere nicht gefährden wollte. Er setzte sich jedoch unter Ausnutzung seiner Verbindungen zu den Größen des „Dritten Reiches“ für verfolgte Juden ein und beschützte eine jüdische Familie vor den Ausschreitungen der „Reichskristallnacht“ im November 1938.

Im gleichen Jahre, am 22. Juni 1938, fand Schmelings zweiter Kampf gegen Joe Louis statt. Diesmal verlor Schmeling durch K.O. nach 124 Sekunden, und die nationalsozialistische Presse schwieg kleinlaut. Allerdings konnte Schmeling noch einmal in Deutschland einen bedeutenden Sieg erringen: 1939 siegte er trotz des in den USA erlittenen Rückschlags in den Europäischen Schwergewichtsmeisterschaften gegen Adolf Heusel (1907-1988).

1940 wurde Schmeling trotz einer nicht völlig ausgeheilten Rückenmarksverletzung zur Wehrmacht eingezogen und kam zu den Fallschirmjägern, die den Ruf einer Elitetruppe genossen. 1941, beim Absprung über Kreta, wurde er verwundet, von deutschen Soldaten geborgen und nach Ausheilung seiner Verwundung 1943 aus der Wehrmacht entlassen. In den letzten beiden Kriegsjahren wurde Max Schmeling zum Dienst in Kriegsgefangenenlagern eingesetzt.

Ab 1946 lebte die Familie Schmeling in Hamburg. Dort wurde Schmeling, angeblich wegen einer nicht vorhandenen Baugenehmigung, von der britischen Besatzungsmacht für drei Monate im Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel inhaftiert. Er selbst hat diese Inhaftierung, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, als „Besatzungsschikane“ bezeichnet.

Diezweite Karriere des Sportlers begann, diesmal allerdings als Kaufmann und Unternehmer. Zunächst betätigte sich Schmeling jedoch noch einmal als Boxer, obwohl er wußte, daß seine Glanzzeit vorüber war. Diesmal ging es nur um Geld, um das Startkapital für ein neues Leben. 1947 erhielt Max Schmeling die Boxerlaubnis für die amerikanische Besatzungszone. Als Dreiundvierzigjähriger bestritt er am 31. Oktober 1948 seinen letzten Schaukampf in der Berliner Waldbühne. Der Kampf endete mit einer Niederlage, wichtig war jedoch der finanzielle Erfolg, der darauf zurückzuführen war, daß seine Popularität ungebrochen war.

Am Ende seiner sportlichen Karriere konnte er auf 70 Profi- Kämpfe zurückblicken, von denen 56 mit einem Sieg endeten und 4 unentschieden ausgingen. Er blieb dem Boxsport weiterhin verbunden und war noch für längere Zeit als Ringrichter tätig.

Mit dem ehemaligen Rivalen im Ring, Joe Louis, verband ihn nach dem Krieg eine andauernde Freundschaft. Als der in den USA völlig verarmte Joe Louis 1981 starb, beglich Schmeling die Beerdigungskosten.

Im Jahre 1952 übernahm er eine Coca-Cola-Vertretung und seit 1957 leitete er die Max Schmeling & Co. Getränkefabrik in Hamburg und beteiligte sich auch an anderen Getränkefirmen.

Am 28. Februar 1987 starb Schmelings Frau, Anny Schmeling-Ondra.

Schmelings sportliches Engagement wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. 1967 wurde er in den USA mit dem „Sport-Oscar“ geehrt. 1971 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. 1991 wurde er als erster Deutscher in die „Hall of Fame“, die Ruhmeshalle des Boxsports, aufgenommen. Ebenfalls 1991 wurde die karitative Max-Schmeling-Stiftung ins Leben gerufen, die sich für behinderte Sportler, körperlich und geistig Behinderte und Bedürftige einsetzt und mit kirchlichen und gesellschaftlichen Wohlfahrtsverbänden eine enge Zusammenarbeit pflegt.

1996 erhielt eine neue Sporthalle in Berlin den Namen „Max-Schmeling-Halle“.

1997 und 2000 spendete Schmeling bedeutende Summen aus seinem Privatvermögen für die Hochwasseropfer in Brandenburg und Sachsen.

Am 2. Februar 2005 starb Max Schmeling in Hollenstedt bei Hamburg. An der Trauerfeier am 1. März 2005 nahmen Bundespräsident Horst Köhler und Bundesinnenminister Schily teil. Zu den Trauergästen zählten die ehemaligen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, Darius Michalczewski und Henry Maske. In einer Kondolenzbucheintragung heißt es: „Er war ein Vorbild an Fairneß, Anstand und Menschlichkeit, ein Mensch, auf den Deutschland stolz sein kann“.

Lit.: D. Friedrich, Max Schmeling und Anny Ondra, Berlin 2001. – V. Kluge, Max Schmeling, Berlin 2004. – M. Schmeling, 8-9-Aus, Berlin 1957. – Max Schmeling, Erinnerungen, Berlin 1957. – D. Pfeifer, Max Schmeling – Berufsboxer, Propagandafigur, Unternehmer, Frankfurt 2005. – Weitere Quellen: Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert, Dortmund 1992, S. 1132 f.. – Chronik der Deutschen, Dortmund 1984, S. 699, 843, 847, 853, 858, 881, 892.