Biographie

Schultze, Bernard

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Maler, Graphiker, Plastiker
* 31. Mai 1915 in Schneidemühl/Westpr.
† 14. April 2005 in Köln

Lange bevor der Begriff „informell“ erfunden wurde und in die moderne Kunstgeschichte Eingang fand, schuf Bernard Schultze seine gegenstandsfreien Kompositionen in bewegten Pinselbahnen und setzte die Ölfarbe reliefartig auf die Lein­wand. Seine Bilder sind von einer handwerklichen Perfektion, Zeugnisse einer preußischen Disziplin. Der Künstler geht nicht von der äußeren Realität aus, abstrahiert die Natur also nicht, sondern schafft aus der Phantasie, „informiert“ über seinen inneren Zustand. Als solcher nimmt der Maler, Zeichner und Plastiker in der modernen Kunst einen beherrschenden Platz ein.

Geboren wurde Bernard Schultze in Schneidemühl am 31. Mai 1915 und lebte seit 1968 in Köln, wo er wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag am 14. April 2005 starb. Begonnen hatte der Künstler, der die Kunstakademien zu Berlin und Düsseldorf besuchte, mit gegenständlicher Malerei. Danach begann er mit plastischen Einklebearbeiten, die zu seinen phantasievollen Skulpturen führten, die er „Migof“ nannte. Hierzu der Künstler: „Meine zerstörten, wuchernden Mannequins verkörpern die Welt des ,memento mori‘. Der merkwürdige Name der Figuren bedeutet gar nichts, soll aber wegen seiner lautmalerischen Qualität Assoziationen auslösen.“ In diesen makabren Gestalten mögen Erinnerungen des Künstlers an den Krieg realisiert sein, den er als Soldat in Rußland und Afrika mitmachen mußte. Nach Kriegsende ließ er sich als Flüchtling in Flensburg nieder. Von dort übersiedelte er nach Frankfurt/M. und schließlich nach Köln. Auszeichnungen blieben nicht aus: Titularprofessor des Landes Nordrhein-Westfalen, Mitglied der Freien Akademie Mannheim, Großer Hessischer Kulturpreis, Goldener Lorbeer der Bildenden Künstler Österreich, Verdienstorden NRW, Lovis-Corinth-Medaille der Künstlergilde, Stephan-Lochner-Medaille u. a. Der Titel einer seiner zahlreichen Ausstellungen lautet: „Heiterkeit nach der Katastrophe“. In der Tat strahlen die Gemälde des Altmeisters Freude, Optimismus und Frieden aus: Sie sind weit entfernt vom „memento mori“ seiner „Migofs“.

In der Anzeige seines Todes widmet ihm seine Witwe Doris Schultze-Berger folgende Worte: „Bis zuletzt hat er gemalt und daraus seine Kraft geschöpft. In seinen Werken wird er stets gegenwärtig sein. Wir sind ihm von Herzen dankbar.“

Lit.: Evelyn Weiss/Rainer Budde/Stephan Diederich/Bernard Schultze, Bernard Schultze – Das große Format. Katalog der Ausstellung des Museums Ludwig, Köln 1994 (mehr als 150 Titel von Veröffentlichungen). – Doris Schultze-Berger, Zum Tode von Bernard Schultze, Köln 2005.

Günther Ott