Biographie

Masur, Kurt

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Dirigent
* 18. Juli 1927 in Brieg/Schlesien
† 19. Dezember 2015 in Greenwich/Conneticut

Nach einer Lehre als Elektriker besuchte Kurt Masur von 1942 bis 1944 die Landesmusikschule in Breslau und setzte sein Musikfachstudium 1946 in Leipzig fort. Die Berühmtheit als internationaler Dirigent hat er durch seinen Fleiß und seinen stetigen bedachtsamen Einsatz erlangt. Sein Berufsweg führte ihn über Tätigkeiten seit 1948 als Solorepetitor und Kapellmeister in Halle, als Kapellmeister von 1951-1953 in Erfurt, bis 1955 in Leipzig, bis 1958 als Dirigent der Dresdener Philharmonie, als Generalmusikdirektor bis 1960 in Schwerin und bis 1964 an die Berliner Komische Oper. Er wirkte dann als Gast-Dirigent, von 1967 bis 1972 als Chef der Dresdener Philharmoniker und viele Jahre (von 1970 bis 1997) als Leiter des Leipziger Gewandhausorchesters. 1991 übernahm Masur zusätzlich das New Yorker Philharmonie Orchestra bis 2002, dann das Orchestre de la France in Paris und seit 2000 mit einem Fünfjahresvertrag auch das London Philharmonie Orchestra.

Besondere Achtung erwarb sich Masur wegen seiner mäßigenden Einwirkung auf die Protestbewegungen in Leipzig im Herbst 1989, die schließlich zu der „politischen Wende“ führte. Er erhielt etliche Auszeichnungen und auch Preise. Er ist mehrfacher Ehrendoktor und Professor. Mit Schlesien fühlt sich Masur persönlich verbunden; er konzertierte dort mit seinen Orchestern. Seinen 79. Geburtstag feierte er in Brieg, seiner schlesischen Geburtsstadt. Dieser Stadt ist er auch heute als Mäzen zugeneigt.

Im Gegensatz zu Sergiu Celibidache, für den eine Aufführung eines musikalischen Werkes ein einmaliges Ereignis war, gibt es mit dem Dirigenten Kurt Masur eine Fülle von Schall- und auch von Videoaufnahmen (siehe Lit.). Mit seinem Geschick als Chefdirigent des Gewandhausorchesters in Leipzig baute er ein stattliches Imperium auf; er hatte in diesen Jahren den zahlenmäßig wohl größten deutschen Klangkörper und ein wunderbares Konzerthaus.

Masur liebt den vollen Klang und die Hervorhebung von Höhepunkten in den verschiedenen Kompositionen. Er bevorzugt in seinen Konzerten Werke des 19. und 20. Jahrhunderts. Als gefragter namhafter Dirigent mit großer Ausstrahlung und großer Geste reist er mit seinen berühmten Orchestern und als Gastdirigent in die verschiedensten Länder der Welt.

Durch einen schweren Autounfall 1972 verlor Masur seine erste Frau; er heiratete später die Japanerin Tomoko. Eine bleibende Muskelschwäche im Arm führte dazu, dass er – wie z.B. Celibidache – ohne Taktstock dirigiert.

Werke:
Diskographie in: Johannes Forner, Kurt Masur. Zeiten und Klänge, Berlin und München 2002. Angaben zur Videographie siehe ebenfalls Johannes Forner, Artikel Masur, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart 11 (2004).

Initiator und Leiter von Ausgaben: Kongressberichte zu den Internationalen Gewandhaus-Symposien; gedruckt wurden in Leipzig zwischen 1990 und 1996 – unter dem Reihentitel Dokumente zur Gewandhausgeschichte – die Kongressberichte: 3 Brahms 1985, 4 Mahler 1985, 5 Bruckner 1988, 6 Richard Strauss 1989, 7 W.A. Mozart 1991, 8 Orchester in Geschichte und Gegenwart 1996.

Originaler Beitrag: Interview mit Masur, in: Eckhard Roelcke, Der Taktstock, Wien 2000, S.155-158.

Lit.:Artikel in Musiklexika und Musikenzyklopädien seit Horst Seeger, Musiklexikon, Leipzig 1966, und dem Ergänzungsband des Riemann Musiklexikons, Mainz 1975, sowie dem Supplement Bd. 16 in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Kassel u.a. 1979, und The New Grove Dictionary of Music and Musicians Bd. 11, London 1980, und folgende Nachschlagewerke.

Auswahl weiterer Publikationen über Kurt Masur in chronologischer Ordnung: Dieter Härtwig, Kurt Masur. Für Sie porträtiert, Leipzig 1976. – Johannes Forner, Gewandhaus international. Kurt Masur seit 1970, in: ders. (Hrsg.), Die Gewandhauskonzerte zu Leipzig 1781-1981, S. 304-365. – Ulla Ackner (2. Aufl. Ulla Schäfer, ferner Karl Zumpe als Hrsg.), Kurt Masur, Gewandhauskapellmeister in Leipzig, Leipzig 1987, 2. Aufl. Berlin 1990. – Ulla Schäfer, „Mut und Zuversicht geben“. Briefe an Kurt Masur, 9. Oktober 1989 bis 18. März 1990, Frankfurt/M. und Berlin 1990. – Fritz Hennenberg, Das Leipziger Gewandhausorchester. Mit hundert Abbildungen, Frankfurt/M. und Leipzig 1992, besonders ab S. 120. – (Claudius Böhm und Christian Ehlers), Gewandhauskapellmeister seit 1970. Eine Dokumentation über 25 Jahre, Leipzig 1995. – Johannes Forner, Kurt Masur. Zeiten und Klänge, München 2002 (mit umfangreicher Bibliographie). – Ders., Kurt Masur at the New York Philharmonic, New York 2002. – Eva Czeczor, Kurt Masur feierte Geburtstag in Brieg, in: Schlesien heute 8/2006, S. 8. – Hans-Rainer Jung, Das Gewandhaus-Orchester. Seine Mitglieder und seine Geschichte seit 1743, Leipzig 2006.

Bild: Renate Richter, Gewandhaus zu Leipzig. Miszellen zum Jubiläum 1981-1991, Leipzig 1991, S. 21.