Biographie

Schnabel, Alexander Maria

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Komponist
* 17. Dezember 1889 in Riga/Livland
† 17. Juni 1969 in Hamburg

Alexander Maria Schnabel kann wohl als der Erfolgreichste und Tätigste der letzten Komponistengeneration einer im Baltikum ansässigen deutschen Musik bezeichnet werden. Schon sehr früh erhielt er Klavierunterricht, und bereits im Alter von sieben Jahren machte er seine ersten Kompositionsversuche. Nach Studien bei dem Rigaer Klavierpädagogen und Komponisten Alexander Staeger trat er 1907 in die „Kaiserliche Musikschule“ ein, die er mit dem damals im russischen Reich gebräuchlichen Titel eines „Freien Künstlers“ 1914 abschließen konnte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gelangten Werke Schnabels zur Aufführung, so im Jahre 1908 seine „Faustsymphonie“ mit der Warschauer Philharmonie unter G. Fitelberg.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der seine künstlerische Tätigkeit unterbrochen hatte, war er Privatschüler des bedeutenden lettischen Komponisten J. Wihtol. 1918 wurde er Klavierlehrer an der „Hochschule für Musik“ und Korrepetitor an der „Russischen Oper“ in Riga. 1922 erschien als op. l seine Klaviersonate C-Dur, die ihre Uraufführung im selben Jahr bei der „Musica Italiana“ in Turin erlebte. Seine früheren Kompositionen hatte er nicht in sein Werkverzeichnis aufgenommen und später zum Teil vernichtet. Schnabel blieb trotz seiner zunehmenden Erfolge in Deutschland in seiner Heimatstadt. Namhafte Künstler führten seine Werke auf – Berlin, Hamburg, Dresden und Breslau werden als Uraufführungsorte genannt – auch erschien ein großer Teil seiner Werke in Berlin und Leipzig im Druck. In Riga entwickelte Schnabel eine vielfältige Tätigkeit als Komponist, Konzertpianist, Musiklehrer und als Musikschriftsteiler für Rigaer und Berliner Zeitungen. Auch im organisatorischen Bereich war er tätig. So leitete er die Abonnementskonzerte im „Schwarzhäupter“, war Mitbegründer des „Deutsch-Baltischen Musiklehrerverbandes“ und im Vorstand des „Professionellen Musikerverbandes“. Sein Tanzdrama „Der Aufruhr“ op. 30 brachte 1929 die Lettische Nationaloper heraus, die zwischen den Kriegen für ihr Ballett berühmt war, da viele ehemalige Mitglieder der St. Petersburger Compagnie in Riga einen neuen Wirkungskreis gefunden hatten.

Nach der Umsiedlung im Jahre 1939 wirkte Schnabel in Posen. Durch die Vernichtung des Breitkopf-Archives in Leipzig 1943 gingen sein veröffentlichtes Werk und zahlreiche Manuskripte verloren. „Von meinen Manuskripten konnte ich bei unserer überstürzten Flucht aus Posen nur wenige mitnehmen. Die Partitur der Symphonie, an der ich in Posen 5 Jahre gearbeitet habe, blieb dort, der Klavierauszug ging auf tragische Weise auf der Flucht verloren. Die letztere Tatsache gab den Ausschlag dafür, daß ich seither nicht mehr schöpferisch tätig war.

Schnabel, der ab 1947 zunächst in Regensburg, später in Hamburg mit einem Briefmarkenversand sein Leben fristete, war es versagt geblieben, im Musikleben des Nachkriegsdeutschland Fuß zu fassen. Der Verlust der Heimat, seines kompositorischen Lebenswerkes und seines Hauptwerkes – der in Posen entstandenen Symphonie – sowie das Abreißen aller vormaligen Verbindungen bedeutete das Ende eines reichen Wirkens. Alexander Maria Schnabel verstarb 1969 im Hamburg und fand seine letzte Ruhestätte in Oldenburg.

Sein Werkverzeichnis umfaßt über 40 Opuszahlen und einige Werke ohne Opuszahl, vorwiegend zyklische Kompositionen nahezu aller Gattungen, bis op. 25 vorwiegend Lieder und Klaviermusik, danach mehr Kammermusik und Orchesterwerke. Schnabels Werke, die der Spätromantik verpflichtet sind, weisen sich durch Farbenreichtum impressionistischer Prägung aus und zeigen eine impulsive Gestaltungskraft von meisterlichem handwerklichen Können. 1987 konnte die Bibliothek des Institutes für Ostdeutsche Musik in Bergisch Gladbach den noch vorhandenen Teil seines kompositorischen Nachlasses erwerben.

Lit.: A. M. Schnabel: Kurzer Lebenslauf (Typoskript).– Riemann Musik-Lexikon, Mainz 1961. – W. Altmann: Handbuch für Klaviertriospieler, Wolfenbüttel 1934. – H. Simbriger, Vom Erbe deutscher Musik aus den Ostgebieten, Dülmen 1973. – H. J. Moser: Musiklexikon, Hamburg 1955. – H. Scheunchen: Deutsch-Baltische Musikgeschichte.