Biographie

Walter, Rudolf

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Kirchenmusiker
* 24. Januar 1918 in Groß-Wirau, Kr. Schweidnitz/Schlesien
† 29. Oktober 2009 in Eppelheim

Prof. Dr. Rudolf Walter wurde als Sohn des Groß-Wierauer Lehrers und Kantors geboren und besuchte bis zum Abitur 1937 das humanistische Gymnasium im nahe gelegenen Frankenstein. Er studierte Kirchen- und Schulmusik sowie Musikwissenschaft (mit den weiteren Fächern Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte) zunächst an der Lehrerbildungsanstalt in Beuthen, dann an den Universitäten Straßburg, Breslau und Mainz, promovierte dort 1949 und legte im Wintersemester 1955/56 das Schulmusikexamen ab. 1950 bis 1952 war er Lehrbeauftragter an der Würzburger Universität und zusätzlich Dozent von 1950 bis 1957 am Hochschulinstitut für Musik in Mainz, ab Wintersemester 1963/64 auch Lehrbeauftragter und ab Frühjahr 1972 Honorarprofessor im Fach Musikwissenschaft in der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität, 1985 bis 1989 auch Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg. Schließlich wirkte er von 1967 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 als Professor und Abteilungsleiter der katholischen Kirchenmusik sowie als Orgellehrer an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.

Trotz dieser vielfachen Belastungen war er schon während seines Kriegsdienstes bei der Wehrmacht als Kirchenmusiker tätig: ab Juli 1942 bis Kriegsende Chorrektor und Organist an St. Maria auf dem Sande in Breslau, vom September 1945 bis Mai 1948 Organist an St. Josef in Weiden/Oberpfalz und obendrein als Organist und Orgellehrer bei den Regensburger Domspatzen, von Mitte Mai 1948 bis Ende Februar 1961 Kirchenmusikdirektor an der Pfarrkirche in Bad Kissingen und von März 1961 bis Ende Januar 1983 in gleicher Eigenschaft an der Katholischen Universitäts-Kirche in Heidelberg.

Schon diese biographischen Daten zeigen die vielseitig enorme Schaffenskraft von Prof. Dr. Rudolf Walter auf verschiedenen Gebieten der Musik: als Orgelvirtuose in Konzerten des In- und Auslandes, auch vereinzelt mit Uraufführungen, als Orgellehrer, Kirchenmusikdirektor, als Dozent und Professor, als Musikwissenschaftler sowie als Editor älterer Kompositionen. Seinen Hang zu Zuverlässigkeit und Gründlichkeit in der Benutzung und Darstellung von Quellen und Aktenmaterialien belegt er in seinen wissenschaftlichen Publikationen, einen Hang, der sich öfters zu Ergänzungen in seinen Beiträgen bis kurz vor dem Ausdruck bemerkbar machte. Trotz seiner langjährigen Schwerhörigkeit nach Hörstürzen bringt er auch heute noch überraschend materialreiche Aufsätze in Sammelpublikationen ein. Als einen gewissen Lohn für seine starke Leistungskraft erhielt er 1987 den Interpreten-Preis der Eßlinger Künstlergilde und 1999 den Sonderpreis des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen.

Werke: Ausführliche Angaben in: Rudolf Walter. Verzeichnis der Veröffentlichungen 1978, 1978-1988 und Ergänzungsverzeichnis der Veröffentlichungen 1988-1998, alle drei Verzeichnisse bei Coppenrath in Altöttingen.

Lit. (neueste): Siehe einschlägige Musiklexika seit 1961, zuletzt Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music an Musicians, London 2001. – Lothar Hoffmann Erbrecht (Hrsg.): Schlesisches Musiklexikon, Augsburg 2001. – Beitrag über Rudolf Walter, in: Schlesien. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen 1999.

Hubert Unverricht