Ereignis vom 1. Januar 1934

Der Deutsch-Polnische Nichtangriffspakt


Piłsudski am 15. Juni 1934 während eines Empfanges in Warschau.

Die Unterzeichnung der deutsch-polnischen Erklärung vom 26. Januar 1934, des „Deutsch-polnischen Nichtangriffspakts“, stell­­te zweifellos in der schwierigen Zwischenkriegszeit eine Wende in den deutsch-polnischen Beziehungen dar. Es war ein großer Schritt, den beide wirtschaftlich noch nicht stabilisierten Staaten unternahmen. Dieses Ereignis fand ein breites Echo in Europa. In der öffentlichen Meinung fand es sowohl Gegner, als auch Befürworter.

Der „Saisonstaat“ Polen wurde seit der Unterzeichnung des Ver­sailler Vertrages 1919 zum Objekt erbitterter deutscher Ab­nei­gung. Die deutsche Regierung betrachtete ihn als ein zur Selbstbestimmung unfähiges Gebilde des „Versailler Diktats“, im Zuge dessen Deutschland Gebietsverluste erlitten hatte. Die Regierungen der Weimarer Republik gingen vom Standpunkt aus, dass die Existenz des polnischen Staates gegen das deut­sche Staatinteresse verstoße und die Annäherung an Russland verhindere. Ein weiteres, ernstes Problem stellte die Danzig-Frage dar. Obwohl die Deutschen rein formell kein Bestimmungsrecht über die Freie Stadt Danzig hatten, wurden die dortigen Konflikte mit Polen faktisch von Berlin aus inspiriert und gesteuert. Die Spannungen wurden unerträglich, so dass eine Lösung der Danzig-Frage als unumgänglich empfunden wurde. Polen setzte dabei seine ganze Hoffnung auf Frankreich, von dem es sich eine Zusammenarbeit und eventuelle Abwehr vor deutschen Angriffen – sowohl diplomatischen, als auch kriegerischen – versprach. 1921 wurden die Beziehungen intensiviert, als beide Staaten ein Abkommen unterzeichneten, in dem die wirtschaftliche Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe im Falle eines von den Kooperationspartnern nicht provozierten Aggressionsaktes geregelt wurde. Ein geheimes Militärabkom­men betraf die gegenseitige Hilfe im Falle eines deutschen Angriffs. Die polnisch-französischen Beziehungen bekamen nach dem polnischen Staatsstreich (dem sog. „Maiputsch“) von 1926 eine neue Dimension, als der antifranzösisch und antirussisch eingestellte Marschall Józef Piłsudski die autoritäre Macht in Polen übernahm. Dieser ging davon aus, dass es nach einer möglichen Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zu einer scharfen Revisionspolitik gegenüber Polen kommen könnte. Daher gab er den Regierungen in Paris und London zu verstehen, dass er zu einem internationalen Bündnis gegen Deutschland bereit sei, da Hitler feindliche Absichten dem Westen gegenüber bekundete. Andererseits berücksichtigte er die Tatsache, dass Deutschland immer noch schwach und Hitlers politische Stellung noch nicht gefestigt war. Während der Westen jedoch letztendlich die Versuche Pił­sudskis zum Aufbau einer Zusammenarbeit ignorierte, war Hitler hieran interessiert. Die polnische Seite verlor ihr Vertrauen zu Frankreich und beobachtete mit Sorge die stärker werdenden revisionistischen Bestrebungen Deutschlands. Sie fürchtete, im Falle eines polnisch-sowjetischen Konflikts allein gelassen zu werden. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation Polens wagte Piłsudski einige Versuche, sich vertraglich an Deutschland anzunähern. Hierfür suchte er eine günstige Grundlage.

Am 15. Juli 1933 wurde vom Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien der sog. Viererpakt unterzeichnet, mit dem man eine einheitliche Politik bekundete. Ein wesentlicher Beschluss betraf die Gleichberechtigung der Deutschen bei der Aufrüstung. Es wurden zudem Vorschläge eingereicht, den Korridor an das Deutsche Reich anzugliedern. Der Pakt verfolgte daher das Ziel territorialer Revision. Warschau empfand den Viererpakt als eine Bedrohung für die Selbstbestimmung der Zweiten Polnischen Republik. Man war besorgt, dass die vier Mächte ein neues internationales Subjekt schaffen könnten, das über die kleinen Staaten herrschen würde. Der Viererpakt wurde nie ratifiziert, weil sich Hitler von der Genfer Abrüstungskonferenz zurückzog und aus dem Völkerbund austrat. Piłsudski zog dagegen nach diesen Entwicklungen den Schluss, dass eine Intensivierung der deutsch-polnischen Beziehungen als Garant der Sicherheit für das weitere Schicksal der Polnischen Republik unabwendbar sei. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Frankreich und Großbritannien nicht nur weit davon entfernt waren, den Nationalsozialismus zu bekämpfen, sie vielmehr im Grunde genommen geheim mit dem Deutschen Reich und Italien auf Kosten Polens über das Zustandekommen eines geheimen Abkommens verhandelten, scheute sich der Marschall nicht davor, eigene Schritte zu unternehmen. Für Hitler stellte dagegen die Eroberung Russlands die Erfüllung der in Mein Kampf definierten Ziele dar. Das Deutsche Reich brauche Lebensraum in Russland, wo das Deutschtum unbegrenzte Möglichkeiten für seine Expansion und Herrschaft erhielte. Aus diesem Grunde konnte er in seinen Plänen, Russland anzugreifen, gar nicht daran vorbeikommen, Polen als Verbündeten zu gewinnen. Piłsudski war schon immer antirussisch eingestellt, daher betrachtete er die Sowjetunion als einen viel gefährlicheren Gegner als das Deutsche Reich. Dennoch sah er die Notwendigkeit einer Normalisierung der polnisch-russischen Beziehungen, deren Ergebnis der Nicht­angriffspakt mit der Sowjetunion von 1932 war. Der polnische Marschall wollte seine Flanken im Falle eines deutschen Angriffs schützen. Für Hitler stellte ein Bündnis mit Polen die Absicherung vor einem Zweifrontenkrieg dar. Die Deutschen benötigten Zeit nicht nur für Aufrüstung, sondern auch für die Konsolidierung der inneren und internationalen Lage. Weder die 1930 Quadratkilometer der Freien Stadt Danzig, noch die 6000 Quadratkilometer des Korridors waren das Hauptziel Hitlers Ostpolitik. Sein Hauptziel war vielmehr Russ­land, der einzige wirkliche Lebensraum für sein zukünftiges Deutsches Reich in Europa. Er wollte die Spannungen zwischen Deutschland und Polen nicht aufrechterhalten. Ganz im Gegenteil, strebte er eine Zusammenarbeit mit Polen an. Die Neutralität Polens war ihm als Schutzkorridor nach Russland nötig. Die Diffferenzen zwischen dem Deutschen Reich und Polen erschienen ihm als zweitrangig. Hitler ging stets davon aus, dass es ihm letztendlich gelänge, zum Abschluss von Friedensverträgen zu kommen.

Deutschland war zu diesem Zeitpunkt noch nicht dazu bereit, eventuelle Angriffe der Nachbarstaaten abzuwehren. Hitler glaubte zudem, dass sich Polen in sein Schicksal fügen werde. Da er noch fest vom Erfolg seiner russlandpolitischen Pläne überzeugt war, sah er in Polen einen hörigen Vasallen. Hitler glaubte fest daran – und damit hatte er Recht – dass Piłsudski den ersten Schritt wagen werde. In der Person des Marschalls sah Hitler die Möglichkeit, sich an Polen vertraglich anzunähern.

Sowohl Piłsudski als auch die polnischen Regierungskreise waren davon überzeugt, dass Hitler als Österreicher von typischen preußischen antipolnischen Vorurteilen frei sei. Darin sollten sie sich noch sehr täuschen. Diese Meinung war wohl deswegen verbreitet, weil das ideologische Hauptwerk Hitlers, Mein Kampf, in Polen nicht bekannt war. Für den Marschall erschien das Bündnis zudem sehr attraktiv, da er sich von dem mit dem Deutschen Reich geschlossenen Kompromiss eine beneidenswerte Position versprach, die inmitten zweier miteinander zerstrittener Großmächte Stabilität brächte. Das wiederum würde auf dem internationalen politischen Parkett den Wertrang erhöhen und mehr Sicherheit versprechen.

Zu ersten Gesprächen kam es zwischen Hitler und dem polnischen Gesandten Alfred Wysocki in Berlin am 2. Mai 1933. Dieser sprach von der Schädlichkeit der Revisionspropaganda in Bezug auf Danzig sowie den Korridor und erklärte, dass Polen seine Forderung auf den Zugang zur Ostsee verteidigen würde. Er versuchte den deutschen Kanzler davon zu überzeugen, wie notwendig der Abbau von Spannungen in dieser Angelegenheit sei. Obwohl Hitler im Standpunkt Wysockis eine Drohung sah, gab er dem polnischen Abgesandten die erwarteten Beteuerungen und zeigte sich über die Furcht der polnischen Öffentlichkeit verwundert.

Wysocki wurde mit der Versicherung entlassen, dass die deutsche Regierung keine Verletzung von internationalen Verträgen und Verpflichtungen gegenüber Polen beabsichtige. Hitler bezeichnete sich selbst als „Pazifisten“ im Hinblick auf jegliche Konflikte. Er bedauerte jedoch die „bösartige und sinnlose“ Entscheidung des Versailler Vertrags, der das deutsche Territorium zerrissen und den Korridor geschaffen habe. Dabei unterstrich der Führer die wachsende Gefahr seitens Russlands. Für Polen war das ein offensichtliches Zeichen dafür, dass Hitler die Bestimmungen des Vertrags von Rapallo (1922) nicht weiter verfolgen wolle.

Nach dem Treffen wurde in den Medien ein Kommuniqué veröffentlicht, das in den zwischenstaatlichen Beziehungen eine Wende ankündigte. In Frankreich nahm man es jedoch mit Sorge auf, weshalb der polnische Außenminister Józef Beck beteuern musste, dass das polnische Bündnis mit dem Deutschen Reich das Abkommen mit Frankreich nicht verletze. In seiner Rede vor dem Reichstag am 17. Mai 1933 unterstrich Hitler seine freundschaftlichen Absichten. In der Rede vermisste man jegliche feindlichen Untertöne oder Geringschätzung gegenüber Polen. Polen sei der Nachbar Deutschlands und man könne sich kaum vorstellen, dass irgendein historisches Ereignis diesen Umstand ändern könnte. Die deutsche Regierung sehne sich nach Frieden und sei jederzeit bereit, den Nichtangriffspakt feierlich zu erklären. Hitler äußerte sich auch zu den Beschlüssen des Versailler Vertrags und drückte die Hoffnung aus, dass dieser Vertrag durch ein neues Abkommen, das Deutschland kein Unrecht zufügte, ersetzt werde. In Wirklichkeit spielte Hitler auf Zeit, da er auf einen Präventivkrieg setzte, zu dem er zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit war.

In der Folgezeit kam es zu einer Entspannung in den deutsch-polnischen Beziehungen. Einen wichtigen Aspekt stellte der Vorschlag von Joachim von Moltke dar, den seit über acht Jahren andauernden deutsch-polnischen Zollkrieg zu beenden und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten neu aufzunehmen. Mit großer Überraschung wurde die freundliche Haltung des polnischen Außenministers Józef Beck während der Sitzung des Völkerbundrates im September 1933 aufgenommen. In seinem Gespräch mit Außenminister Konstantin von Neurath und Joseph Goebbels drückte er den großen Willen zur Normalisierung der Beziehungen mit den Nachbarn aus. Er sei dazu entschlossen, nicht zu zuzulassen, dass die direkte Verbindung mit Berlin unterbrochen würde, so Beck.

Seit Oktober 1933 war Józef Lipski der neue polnische Botschafter in Berlin. Er konnte das Vertrauen Piłsudskis genießen. Davon, dass er der richtige Mann auf diesem Posten war, konnte man sich schnell überzeugen, da er über ein großes Wissen über Deutschland und das deutsche Volk verfügte, im preußischen Teilungsgebiet aufgewachsen war und dadurch die Sprache und Sitten dieses Landes kannte. Er war zudem ein ausgezeichneter Unterhändler. Nachdem sich Hitler davon überzeugt hatte, dass Warschau tatsächlich nach einer Verständigung suchte, übernahm er die Initiative. Neun Tage nach dem ersten Gespräch mit Lipski bekam Moltke einen Entwurf des deutsch-polnischen Abkommens, der sodann Piłsudski übergeben wurde. Dieser hielt den Pakt bis zuletzt geheim, weil er jederzeit mit internationalen gegen Deutschland ausgerichteten Handlungen rechnete. Botschafter Lipski erklärte später, dass ihm Außenminister Beck angeordnet habe, diese Angelegenheit streng geheim zu behandeln, auch im Kontakt zum diplomatischen Korps. Piłsudski, der sich eigenhändig damit befasste, wollte kein Abkommen mit dem Deutschen Reich unterzeichnen, solange er von Paris nicht die Bestätigung bekam, dass keine Aktionen gegen Hitler geplant seien. Deshalb habe Piłsudski Lipski befohlen, absolute Diskretion zu wahren.

Die deutsch-polnische Erklärung („Nichtangriffspakt“) wurde vom Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath und vom Botschafter Józef Lipski am 26. Januar 1934 in Berlin unterzeichnet. Beide Seiten deklarierten freundschaftliche Beziehungen und erklärten sich zu den Beschlüssen des Briand-Kellogg-Paktes von 1928. Sie lehnten jegliche Formen der Aggression als Lösung von Streitigkeiten ab und verpflichteten sich zur Nichteinmischung in die Innenpolitik des Vertragspartners. Die Erklärung hatte eine Gültigkeit von zehn Jahren und sollte automatisch verlängert werden, wenn sie ein halbes Jahr vor Ablauf des Termins nicht aufgekündigt werden sollte.

Eine leichte Entspannung in den deutsch-polnischen Beziehungen erreichte auch die Presse. Die nationalsozialistische Presse hörte auf, Polen propagandistisch anzugreifen. Die polnischen Medien hörten wiederum auf, Hitler zum Gegenstand von Attacken zu machen. Immer seltener wurde die Frage nach der Grenzrevision in den ostdeutschen Gebieten thematisiert. Das wichtigste Resultat der Erklärung war jedoch die Neuaufnahme wirtschaftlicher Beziehungen, die den vorausgegangenen Zollkrieg beendete. Die polnischen Märkte kamen endlich zu der Möglichkeit des Warentausches. Piłsudski empfing Goebbels und Göring. Am 1. November 1934 wurden die Ständigen Ver­tre­tungen beider Staaten zur Botschaft erhoben. Botschafter Alfred Wysocki erinnerte sich später, dass zwischen dem Deutschen Reich und Polen seit der Deklaration von Kanzler Hitler nahezu normale Beziehungen eingetreten seien.

Der deutsch-polnische Nichtangriffspakt löste auf der internationalen Bühne eine Sensation und eine Reihe von Kontroversen aus. In der öffentlichen Meinung Frankreichs rettete Polen das nationalsozialistische Deutschland vor der diplomatischen Isolation, die im Zuge des Rückzugs der Deutschen aus der Genfer Abrüstungskonferenz und des Austritts aus dem Völkerbund entstanden war. In Polen wurde die Unterzeichnung der Erklärung als ein politischer Erfolg gewertet, weil sie ein für allemal die seit dem Vertrag von Rapallo betriebene Politik (Annäherung Deutschlands an Russland) abgewendet habe. Auch territoriale Ansprüche wurden aufgegeben. Die Freie Stadt Danzig schickte keine Klagen mehr an den Völkerbund. Für Außenminister Beck war das Bündnis eine verspätete Antwort auf die französische Politik in Locarno. 1925 sicherte Frankreich seine Grenzen mit Deutschland, ohne auf die polnischen Staatsinteressen zu achten. Neun Jahre später gelang Polen dasselbe, und zwar ohne die Vormundschaft Frankreichs. Viel bedeutender war aber, dass Frankreich damit seine Verpflichtungen gegenüber Polen nicht als erloschen betrachten konnte. Piłsudski ging an diese Angelegenheit mit einer großen Distanz heran. Trotz der Unterzeichnung der Erklärung brachte er den deutschen politischen Anführern keine Sympathie entgegen. Er ging davon aus, dass Hitler auf Zeit spiele, es war ihm aber klar, dass auch Polen Zeit benötigte. Piłsudski ließ spezielle Untersuchungen zum deutschen Rüstungsstand anstellen und forderte eine Quellenexpertise darüber an, welcher von den beiden großen Nachbarn Polens gefährlicher sei. Diese Expertise sollte sich nicht nur der militärischen Kraft, sondern auch politischen, diplomatischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren widmen. Für den Marschall war Russland immer der gefährlichere Gegner. Er warnte stets sein Umfeld, dass Polen im Falle eines Krieges mit Russland alleine bliebe.

Der in Warschau steigende Optimismus nach dem erzielten diplomatischen Erfolg mit Deutschland war auch gewissermaßen eine Art Entschädigung für den politischen Misserfolg in der Annäherung an Frankreich. Für Außenminister Beck war das Bündnis eine Chance, der Welt zu zeigen, wie wirksam seine von Frankreich unabhängige Politik sein konnte. Man muss aber auch sehen, dass Beck übermäßig an die Ehrlichkeit Hitlers glaubte. Den Schein, den die Deutschen aufrechterhielten, hielt er für ernst und erlag ihm oft. Hiervon zeugt beispielsweise die Abberufung des in Warschau anberaumten Internationalen Kongress Jüdischer Organisationen. Als verhängnisvoll erwies sich auch die Hoffnung, dass die Deutschen nach ihrem Verzicht auf die Expansion nach Osten ihre Aufmerksamkeit nach Süden lenken würden. Es wurde nicht daran gedacht, dass das Deutsche Reich nach der Eroberung des Südens stärker würde und seine ursprünglichen Pläne der Eroberung des Ostens gerne wieder aufgreifen werde. Da Polen durch die Unterzeichnung der Erklärung Zeit gewonnen hatte, hätte es sein Potential und seine freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich stärken sollen. Es hätte auch Beziehungen zur Tschechoslowakei und zur Sowjetunion aufbauen müssen. Die Kurzsichtigkeit und die Überzeugung vom diplomatischen Erfolg ließen die polnische Diplomatie nicht rational auf die deutschen Absichten schauen. Man verspürte keine versteckten, bösen Intentionen Hitlers. Es verwundert daher nicht, dass die öffentliche Meinung in Polen auf das Bündnis mit viel größerer Distanz als die Regierung selbst schaute. Die Fügsamkeit und Gutgläubigkeit gegenüber der deutschen Regierung rächten sich 1939.

Lit.: Rolf Ahmann, Nichtangriffspakte: Entwicklung und operative Nutzung in Europa 1922-1939. Baden-Baden 1988. – Henryk Batowski, Między dwiema wojnami 1919-1939. Zarys historii dyplo­matycznej [Zwischen zwei Kriegen 1919-1939. Ein Abriss der Diplo­matiegeschichte]. Kraków 2001. – Jan Karski, Wielkie mocarstwa wobec Polski 1919-1945. Od Wersalu do Jałty [Die Großmächte und Polen 1919-1945. Von Versailles bis Jalta]. Lublin 1998. – Marian Wojciechowski, Die polnisch-deutschen Beziehungen 1933-1938. Brill 1971.

Bild: Piłsudski am 15. Juni 1934 während eines Empfanges in Warschau. V.l.n.r.: deutscher Gesandter in Warschau Hans von Moltke, Marschall Józef Piłsudski, Joseph Goebbels, polnischer Außenminister Oberst Józef Beck. / Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-293 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5432340

Paulina Humieja
(Übersetzung aus dem Polnischen: Gregor Ploch OGT 2009, 367