Geschäftsführer Konhäuser (Mitte) gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Grafschaft Glatz/Schlesien, Heinz Günter Alich (rechts) mit seinem auf der Flucht getragenen Schulranzen und Vorstandsmitglied Ulrich Klebeck
Die Grafschaft Glatz gehörte als „provincia glacensis“ von Anbeginn zum böhmischen Herrschaftsbereich und damit zum Heiligen Römischen Reich. 1459 wurde sie durch den böhmischen König Georg von Podiebrad zur Grafschaft erhoben. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgültig mit dem Hubertusburger Frieden 1763 fiel sie an Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkerung vertrieben. Unabhängig davon verblieb das Glatzer Land kirchenrechtlich bis 1972 weiterhin beim Erzbistum Prag. Am 5. Oktober 1952 übernahm die Stadt Lüdenscheid die Patenschaft über die vertriebene Bevölkerung der Stadt und des Kreises Glatz.
Das Gebiet der Grafschaft Glatz umfasste eine Fläche von 1636 Quadratkilometern. Es ist von einer Mittelgebirgslandschaft geprägt und von Gebirgszügen als natürlichen Grenzen umgeben, weshalb es auch als Glatzer Kessel bezeichnet wird. Durch seine geographische Lage mit leicht begehbaren Gebirgspässen im Süden und Westen und dem Neißedurchbruch bei Wartha war das Gebiet seit alters her ein Durchgangs- bzw. Verbindungsland zwischen Böhmen, Mähren und Schlesien.
Die im Aufbau befindliche „Grafschaft Glatzer Sammlung“ in Lüdenscheid stand in der letzten Woche im Mittelpunkt der Kulturstiftung, die im Rahmen des von ihr durchgeführten Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen“ vor Ort in Lüdenscheid war. Ausgewählte Sammlungsstücke und die Ausstellungsräume wurden 360 Grad erfasst sowie Luftaufnahmen des „Hauses Glatzer Bergland“ gemacht. Parallel zu den Arbeiten fand ein intensiver Gedankenaustausch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Grafschaft Glatz/Schlesien, Heinz Günter Alich, dem stv. Vorstandsvorsitzenden Matthias Pieper und Vorstandsmitglied Ulrich Klebeck über die Sammlungsbestände statt. Die Grafschaft Glatzer Sammlung umfasst Andenken, Bücher, Dokumente, Fotografien, Gemälde, Gläser, Keramik und Porzellan, Modelle von herausragenden Gebäuden, Statuen sowie Textilien. Besondere Stücke der Sammlung sind u.a. die Fahnen der Marianischen Jungfrauenkongregation von 1920 und des Militär- und Kriegervereins von Steinwitz.
Begleitet wurde Thomas Konhäuser von dem Fotografen Marc Stengel. Ziel des 2022 vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes ist es insbesondere auch aus den virtualisierten Heimatsammlungen Bildungsprozesse im schulischen Bereich sowie im Bereich der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung zu initiieren.