Kulturstiftung setzt wichtige Impulse für die Forschung zum Baltikum

Literarische Fachtagung in Memel/Klaipėda zum Thema „Baltische Kultur- und Literärhistoriker – Vermittler zwischen West und Ost“

Fachtagung: (v.l.) Dr. Ernst Gielich, Doc. Dr. Liucija Citaviciute, Dr. Arunas Baublys (Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland), Thomas Konhäuser, Prof. Dr. Axel E. Walter, Bernard Gaida, Arnold Piklaps, Vitalij Brodhauer, Matthias Lempart

Klaipėda, August 2022. Vom 18. bis 20. August fand in Memel, dem heute litauischen Klaipėda, die literarische Fachtagung „Baltische Kultur- und Literärhistoriker – Vermittler zwischen West und Ost“ statt. Im Zentrum dieser dreitägigen Veranstaltung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Simon-Dach-Haus in Klaipėda stand das Leben und Wirken, vor allem aber das Werk von Literär- und Kulturhistorikern, die seit dem 17. Jahrhundert in den Grenzen der heutigen baltischen Staaten gewirkt oder über die dortigen Literaturen geforscht haben. Bis heute bekannte Forscher wie Leonid Hans Nikolaus Arbusow, aber auch unbekanntere Amateure wie Johannes Sembritzki haben durch ihre Publikationen in diesen Ländern herausragende Rollen als kulturelle Vermittler vor Ort, aber ebenso in das westliche Kaiserreich und die Weimarer Republik eingenommen.

Tagung mit Vertretern der deutschen Minderheit

Eröffnet wurde die Tagung am Donnerstagabend von Dr. Ernst Gierlich, dem Vorstandsvorsitzenden der Kulturstiftung, sowie durch den Geschäftsführer und Wissenschaftlichen Leiter der Kulturstiftung, Thomas Konhäuser. Neben den Referenten und namhaften Experten zum Thema der Tagung konnten sie zahlreiche Teilnehmer, Ehrengäste und Vertreter der deutschen Minderheit aus Litauen und Lettland begrüßen.

Grußworte sprachen Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung, Dr. Arūnas Baublys, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Arnold Piklaps, Leiter des Simon-Dach-Hauses Memel/Klaipėda und Vertreter der deutschen Minderheit Memel/Klaipėda sowie Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM).

Zum Abschluss des ersten Tages referierte Prof. Dr. Axel E. Walter (Eutin – Wilna/Vilnius) über Johannes Sembritzki (1856-1919), Apotheker und Lokalhistoriker Memels.

Begrüßung der Teilnehmer durch Thomas Konhäuser, Geschäftsführer und Wissenschaftlichen Leiter der Kulturstiftung

Wissenschaftliche Baltikumsforschung im Fokus

Die folgenden beiden Tage standen ganz im Zeichen der wissenschaftlichen Forschung zur Literärgeschichte dieser Region. Der Freitag begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Preußisch-Litauen – Klein-Litauen / Regionale und nationale Kultur(en). Das gemeinsame kulturelle Erbe in der Erinnerungskultur von Memel/Klaipėda“. An der Diskussionsrunde beteiligten sich neben dem Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland Dr. Arūnas Baublys, die Kulturmanagerin des Simon-Dach Hauses Rasa Miuller sowie der Direktor des Instituts für die Geschichte und Archäologie der Baltischen Region der Universität Klaipėda Doc. Dr. Vasilijus Safronovas.

Im Anschluss folgten mehrere wissenschaftliche Fachvorträge über den ersten litauischen Literaturhistoriker Gottfried Ostermeyer von Doc. Dr. Liucija Citavičiutė (Wilna/Vilnius), den deutschen Schriftsteller Ludwig Adolf von Baczko von Dr. Jost Eickmeyer (Rostock), das Herdersche Humanitätskonzept im Werk Simonas Daukantas von Prof. Dr. Roma Bonckutė (Memel/Klaipėda) sowie über den preußisch-litauischen Dichter, Philosophen und Humanisten Wilhelm Starost Vydūnas von Dr. habil. Tomas Kiauka (Memel/Klaipėda).

Abgerundet wurde der Freitag mit einem geführten Stadtrundgang für die Tagungsteilnehmer auf den Spuren der deutschen Geschichte.

Am letzten der Tag der dreitägigen Veranstaltung standen erneut die wissenschaftlichen Fachvorträge im Mittelpunkt. Dem Vortrag von Prof. Dr. Gvido Straube (Riga) über Ernst von Rechenberg und sein Buch „Zustände Kurlands im vorigen und diesem Jahrhundert“ folgte das Referat von Prof. Dr. Andris Levans (Riga) über Leonid Arbusow jr. und die Entdeckung des mittelalterlichen Livland für das 20. Jahrhundert.

Vor der abschließenden Diskussionsrunde am Samstagnachmittag standen noch der Vortrag von PD Dr. habil. Andreas Keller (Potsdam) zu dem Literaturwissenschaftler Gero von Wilpert auf dem Programm.

Zum Abschluss der Tagung zeigte sich Geschäftsführer Thomas Konhäuser sehr zufrieden: „Die dreitägige literarische Tagung der Kulturstiftung hat wichtige Impulse für die Wissenschaft und die Baltikumsforschung gesetzt. Wir danken allen Teilnehmern sowie den renommierten Referenten, die wir für die Tagung gewinnen konnten. Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg.“

Die Aufzeichnung der Tagung ist auf dem YouTube-Kanal der Kulturstiftung abrufbar: www.bit.ly/kulturstiftungvideo

Tagungsteilnehmer
Podiumsdiskussion: (v.l.) Prof. Dr. Axel E. Walter, Rasa Miuller, Dr. Arūnas Baublys, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Doc. Dr. Vasilijus Safronovas
Dr. Ernst Gierlich, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung, (li.) im Gespräch mit Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM)