Biographie

Grumbkow, Friedrich Wilhelm von

Herkunft: Pommern
Beruf: Minister, Generalfeldmarschall
* 4. Oktober 1678 in Berlin
† 18. März 1739 in Berlin

Als der Feldmarschall Friedrich Wilhelm von Grumbkow vom 7.7. bis 11.7.1737 bei Stettin alle pommerschen Infanterie-Regimenter einübte und sie seinem König vom 13. bis 15.7. in der Revue vorführte, dessen höchste Anerkennung erhielt, Generalfeldmarschall und Erb-Jägermeister in Pommern wurde, hatte er bereits 51 Jahre in Diensten des Hauses Brandenburg-Preußen, davon 26 in denen Friedrich Wilhelms I., gestanden. Sein Aufstieg vom Kammerjunker (1686) nach Kriegsteilnahme und Studium in Utrecht und Leyden zum Kapitän und Kompaniechef (1697) war zügig weitergegangen: 1703 ist er Regimentschef und Oberst, nimmt an den Schlachten von Höchstädt und Malplaquet teil, erhält zwischenzeitlich diplomatische Aufträge in Schweden und Holland, wird 1709 Generalmajor, 1712 Kondirektor beim General-Kriegs-Kommissariat, dessen Chef als Staatsminister er 1713 ist. Nach dem Feldzug gegen Schweden Generalleutnant, erhält er 1718 den russischen Andreas-Orden, den höchsten, den der Zar vergab. Seit 23.1.1725 ist er Vizepräsident sowie dirigierender Minister im 1. Departement des neugegründeten, die preußische Verwaltung reformierenden Generaldirektoriums, reist zweimal in besonderer Mission nach Polen und wird 1733 General der Infanterie. 1700 hatte er Sophie Charlotte de la Chevallerie geheiratet.

In Friedrich Wilhelm von Grumbkow als Sproß des alten pommerschen Adelsgeschlechts, dessen Stammgüter im Stolper Kreis liegen, das aber auch Besitz in Brandenburg, Schlesien, Ostpreußen und Rußland erwarb, verbanden sich Zähigkeit und Beharrlichkeit mit diplomatischer Gewandtheit. Er war Minister in einem zerrissenen Land mit vielen offenen Grenzen, mit dem in rauhem Klima bis 600 km Luftlinie von Berlin isoliert liegenden, von der Pest verheerten (Ost-)Preußen, das es im ersten großen Retablissement zu retten galt. Brandenburg-Preußen war ein „Emporkömmling“ unter den Großen, von ihnen wegen der Kurstimme und seiner vorzüglichen Armee umworben, aber auch verraten. Das europäische Kräfte- und Intrigenspiel, das nicht nur auch in die königliche Familie eindrang, sondern von Königin Sophie Dorothea bewußt zugunsten Englands betrieben wurde und die dramatische Entwicklung des Konflikts zwischen Vater und Sohn noch förderte, brachte Friedrich Wilhelm I. an den Rand der Verzweiflung in großer Sorge um den Bestand seines Lebenswerkes und des Staates. Hier fand der König in Grumbkow nicht nur einen vielbefähigten und tätigen Minister, sondern einen geschätzten Berater, dem es dann auch gelang, seinen Souverän an der Seite Österreichs zu halten. Daß er ein Jahresgehalt vom Kaiser bekam, geschah mit Wissen seines Herrn und war in damaligen Zeiten nicht ungewöhnlich. Die außerordentlich hohe Zahl der von ihm entworfenen oder mit verantworteten, gedruckt überlieferten Edikte weist ihn als vielseitigen, rührigen Mitarbeiter auf allen Gebieten des Staatslebens und des engagierten inneren Reformwerkes seines königlichen Herrn und Freundes aus.

Lit. (Auswahl): Mylius, CCM, Tl. 1-3, 5 u. 6, Berlin u. Halle (1737); ADB, Bd. 10, Leipzig 1879, S. 22-25; NDB, Bd. 7, Berlin (1966), S. 213f.; E. Schäfer, F.W. v. G.s Rolle i. d. auswärt, preuß. Politik… Diss. Marburg 1914; K. v. Priesdorff, Soldatisches Führertum, Bd. l, Hamburg o.J., S. 91 f.; Gen. Hdb. d. Adels, A VIII, Limburg 1966, S. 175. Der Nachlaß Grumbkows Tl. l im ZSTA Merseburg/DDR, Tl. 2 durch Kriegseinwirkung zerstört.