Biographie

Karrusseit, Ursula

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Schauspielerin
* 1. August 1939 in Elbing/ Westpreußen
† 1. Februar 2019 in Berlin

Geboren als Tochter eines Lehrers in Elbing im ostpreußischen Regierungsbezirk Westpreußen, wuchs Ursula Karruseit nach der Vertreibung in Parchim/ Mecklenburg und in Gera/ Thüringen auf, durchlief eine kaufmännische Lehre, arbeitete als Stenotypistin und Sachbearbeiterin, wirkte aber nebenbei auch in der Laienkabarettgruppe ihres Betriebes mit. An der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide erhielt sie dann 1960/62 ihre Ausbildung. Engagements bekam sie anschlie­ßend am „Deutschen Theater“ in Ostberlin, am „Maxim-Gorki-Theater“ und für viele Jahre eine Festanstellung im Ensemble der „Berliner Volksbühne“. In der Ära des Schweizer Regisseurs Benno Besson (1922-2006), der an Ostberliner Theatern arbeitete, in den Jahren 1969/77, feierte sie dort große Erfolge als Theaterschauspielerin. Sie heiratete den Regisseur 1969, der gemeinsame, 1967 geborene Sohn Pierre Besson ist ebenfalls Schauspieler.

Ursula Karusseit glänzte vor allem in den Stücken Der Drache (1943) nach Jewgenij Schwarz (1895-1958) im „Deutschen Theater“ und in Der gute Mensch von Sezuan (1939) nach Ber­tolt Brecht (1898-1956) an der „Berliner Volksbühne“. Wenige Jahre vor dem Mauerfall war sie so berühmt, dass sie zahlreiche Engagements an westdeutschen Bühnen annehmen konnte, so 1986 in Bertolt Brechts Theaterstück über den Dreißigjährigen Krieg Mutter Courage (1939) am Kölner Schauspielhaus.

Schon 1963 trat sie in DEFA-Filmen auf. Über die DDR-Grenzen hinaus berühmt wurde sie 1968 in der Rolle der „Ger­trud Habersaat“ in der fünfteiligen Fernsehserie Wege übers Land, in der Manfred Krug (1937-2016) die männliche Hauptrolle spielte. Auch in dem antifaschistischen Filmepos über die Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen (1909-1942) KLK an PTX – Die Rote Kapelle spielte sie eine tragende Rolle. Insgesamt hat sie seit 1968 in 40 Filmen mitgespielt, davon wurden 20 in der DDR und 20 in Westdeutschland gedreht. In der ARD-Ärzteserie In aller Freundschaft hatte sie eine „Festanstellung auf Lebenszeit“ und spielte seit 1998 die Kantinenleiterin Charlotte Gauss.

Zuletzt lebte Ursula Karruseit in Senzig südlich von Berlin. Sie hatte 1998 in zweiter Ehe ihren langjährigen Lebensgefährten, den Beleuchtungstechniker Johannes Wegner geheiratet. Im März 2019 erschien in Eulenspiegel-Verlag ihre Autobiografie.    Sie verstarb im ehemaligen DDR-Regierungskran­kenhaus in Berlin-Buch.

Bild: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.

Jörg Bernhard Bilke