Biographie

Sanden-Guja, Walter von

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Schriftsteller
* 18. Juni 1888 in Launingken/Ostpr.
† 7. Februar 1972 in Hüde/Niedersachsen

Walter von Sanden wurde als Sohn eines Gutsbesitzers in einer seit vielen Generationen in Ostpreußen ansässigen Familie geboren und übernahm als ältester Sohn bereits 1911 die wirtschaftliche Leitung des Betriebs, der sich auf die Landkreise Darkehmen und Angerburg verteilte. Nach Internatsjahren in Weimar hatte er sich in mehrjähriger Praxisausbildung in land- und forstwirtschaftlichen Einrichtungen auf seine spätere Tätigkeit vorbereiten können. Er heiratete 1914 Edith von Schlüter (1894-1979), eine begnadete Bildhauerin und v.a. Tierplastikerin, und bezog mit ihr das Gutshaus Klein Guja im Kreis Angerburg. Er musste am gesamten Ersten Weltkrieg teilnehmen; erst 1919 und 1921 wurden ihre Kinder geboren. Die ersten Jahre der Republik waren dem Wiederaufbau der zahlreichen Gebäude gewidmet, die durch die Invasion der russischen Truppen 1914/15 zerstört worden waren. Erst gegen Ende der 1920er Jahre begann er zu schreiben. Zunächst standen wissenschaftsnahe, v.a. ornithologische oder jagdkundliche Berichte im Vordergrund, die in Fachzeitschriften publiziert wurden. Zu Beginn der 1930er Jahre begann er mit populärwissenschaftlichen Beschreibungen seiner Beobachtungen von Tieren in der heimatlichen Landschaft, von denen er viele mit für ihre Zeit hervorragenden Fotos illustrierte. Sein erstes Buch Guja-See der Vögel erschien 1933 und begann eine längere Reihe von Naturschilderungen vom Leben auf dem und rund um den Nordenburger See, den er als Guja-See im gesamten deutschen Sprachraum bekannt machte. Mehrere seiner Bücher erreichten hohe Auflagenzahlen, insbesondere sein familienbio­graphisches Werk Das gute Land (1938). Er verfasste zudem humorvoll-einfühlsame Darstellungen des Zusammenlebens mit einem zahmen Fischotter und wie es ihm gelang, die erste lebende Birkenmaus in Deutschland zu entdecken. In Der See der sieben Inseln (1942) wich er ausnahmsweise vom Mitteilen eigener Beobachtungen und Erlebnisse ab und erfand eine Geschichte vom Leben und Kampf zweier Menschengruppen gegen Ende der letzten Eiszeit.

Im Januar 1945 wurde die Flucht unausweichlich. Zusammen mit seiner Frau Edith floh er auf Fahrrädern über das Fische Haff, auf LKW und mit der Bahn westwärts und schließlich durch Mittel- und Süddeutschland zu ihrem Ferienhaus am Pörtschacher See in Kärnten. Erst nach Kriegsende beschlossen sie, sich eine neue Heimat zu suchen, die Ähnlichkeit mit Ostpreußen hatte, und siedelten sich schließlich am Dümmer(see) zwischen Bremen und Hannover an. Waren seine Bücher vor 1945 aus einem Mitteilungsbedürfnis heraus entstanden, so sicherte sein Schreiben seiner Frau und ihm nach dem Zweiten Weltkrieg ganz wesentlich die Existenz. Er veröffentlichte weiterhin Erlebnisse aus Ostpreußen, aber auch aus dem Dümmergebiet, verfasste Gedichte und immer wieder auch Berichte, die die Wissenschaft in ihrem Bemühen um eine bessere Kenntnis der Tierwelt unterstützten. Nach seinem verlorenen Besitz erweiterte er seinen Namen und nannte sich nach 1945 zumeist Walter von Sanden-Guja. Er engagierte sich sehr als Naturschützer und kämpfte um den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines naturnahen Dümmer und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Werke: Guja – See der Vögel, Königsberg/Pr. 1933. – Auf stillen Pfaden, Königsberg/Pr. 1935. – Im Wechsel der Jahreszeiten, Königsberg/Pr. 1933. – Aus der Natur, Königsberg/Pr. 1937. – Das gute Land, Königsberg/Pr. 1938. – Ingo. Die Geschichte meines Fischotters, Tübingen 1939. – Alles um eine Maus, Königsberg/Pr. 1939. – Der See der sieben Inseln, Königsberg/Pr. 1942. – Kleine stille Welt, Königsberg/Pr. 1942. – Die Gleichnisse und kleine Geschichten. Königsberg/Pr. 1943. – Der Eisvogel. Marburg/L. 1948. – Die Kraniche vom See, Hamburg 1948. – Zugvögel, Kitzingen/M. 1950. – Am See der Zwergrohrdommel, Kitzingen/M. 1950. – Der große Binsensee. Ein Jahreslauf, Stuttgart 1953. – Wo mir die Welt am schönsten schien, Hannover 1957. – Überall Leben, Hannover 1959. – Bunte Blumen überall, Hannover 1961. – Edith von Sanden‑Guja. Plastiken, o.O., o.J. (1962). – Mein Teich und der Frosch, Hannover 1963. – Der fliegende Edelstein, Hannover 1963. – Stare unter unserem Dach, Hannover 1964. – Der See unter dem Turiawald, Hannover 1965. – Gedichte, Hannover 1965. – Schicksal Ostpreußen, Hannover 1968. – Die Rauchschwalbe, Hannover 1971.

Lit.: E.J. Guttzeit, in: Altpreuß. Biogr. III (1975), S. 1053-1054. – C. Hinkelmann, Walter von Sanden-Guja – ein ostpreußischer Gutsbesitzer und Heimatschriftsteller, in: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde 39 (1996), 150-166. – J. Barfod/C. Hinkelmann/F.-K. Milthaler, Edith und Walter von Sanden-Guja, Hamburg 1999.

Bild: „Walter von Sanden“ von Manfred E. Fritsche – mef-presse­ser­vice, Manfred E. Fritsche/Fotografie des Ausstellungsrahmens. Lizen­ziert unter CC BY-SA 2.0 de über Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Walter_von_Sanden.jpg#/media/File:Walter_von_Sanden.jpg

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_von_Sanden-Guja

Christoph Hinkelmann