Biographie

Mokka, Hans

Herkunft: Banat
Beruf: Schriftsteller, Sänger
* 16. Mai 1912 in Temeschburg/Banat
† 9. Januar 1999

Hans Mokka ist seit vielen Jahren zur sichtbaren Verkörperung des Genius loci in einer Stadt geworden, die sich selbst „Klein-Wien“ nannte. In mehreren Sprachen zu Hause, an sehr vielen der deutschsprachigen Kulturveranstaltungen in Temeschburg beteiligt, ist Hans Mokka bestrebt, Toleranz und Beständigkeit, Selbstgewißheit und Unbekümmertheit in einer alles andere als heilen Umgebung vorzuleben. Er versucht zu bewahren, was meist schon längst nur noch in der Erinnerung lebt.

In der Rosengasse der Josephstadt in Temeschburg wuchs Hans Mokka unter Kleinhäuslern, Tagelöhnern und Facharbeitern auf. Die Stadtsagen und Volkserzählungen, welche Hans Mokka sammelt oder erfindet, haben ihren Sitz in den Wunschträumen dieser Vorstadtwelt.

Handwerk muß goldenen Boden haben: So wird verständlich, warum der gute Schüler mit vierzehn Jahren die Schulbank mit einer Lehrstelle als Buchdrucker vertauschen mußte. In den späten dreißiger Jahren hatte es der Strebsame zum technischen Leiter der Schwäbischen Verlags A. G. gebracht. Und der Lehrling hatte im Arbeiterheim einen Literaturzirkel für Jungbuchdrucker gegründet. Namen wie Mokka, Taufinger, Hollitsch waren dessenungeachtet in den dreißiger Jahren in Temeschburg unbekannt. Der Musiker bildete sich in der schmalen Freizeit heran. Zunächst nahm Hans Mokka Unterricht beim Geigenvirtuosen Tomm. Gesangsstudien kamen hinzu, und in ersten Liebhaberaufführungen ließ der junge Bariton von sich hören. Diese Opern- und Operetteneinstudierungen waren wohl der Anlaß, Hans Mokka nach Kriegsbeginn einem Fronttheater zuzuteilen. Europa war der Schauplatz, bis ein russisches Kriegsgefangenenlager die Künstler aufnahm. 1947 kehrte der Temeschburger nach Rumänien zurück. Nach einem halben Jahr Untersuchungshaft wurde Hans Mokka Mitglied des Opernchors, dann Solist. Vor allem in Mozartopern und in Delibes „Lakme“ setzte er Akzente. 1957 erfolgte die Übernahme in das neugegründete Deutsche Staatstheater. Mokkas Auftritte als Schauspieler fielen nicht auf. Dafür seine Liederabende (z.B. Aufführung von Schuberts „Winterreise“, ein Hugo-Wolf-Abend, Brahms „Vier ernste Gesänge“), sein Mitwirken an den Kantaten- und Oratorienaufführungen in Hermannstadt und Kronstadt. Und sein Auftritt in der deutschen Aufführung des „Fidelio“ in Kronstadt im Jahre 1959. Mitbeteiligt war an allen Auftritten Hans Mokkas Gattin, die Pianistin und Dichterin Irene Mokka (geb. Albert). Nach ihrem frühen Tod (1973) wirkt Hans Mokka vor allem an musikalischen Veranstaltungen in Temesburger Kirchen und an volkstümlichen Kulturereignissen mit.

Schriftstellerisch hat sich Hans Mokka als einer der wenigen echten Arbeiterdichter dichter geäußert: zunächst in ungarischen, dann deutschen Versen. 1938 und 1939 erschienen seine ersten Gedichtbändchen als Privatdrucke. Nach 1948 ist er Mitarbeiter der „Temesvarer Zeitung“ und der meisten deutschsprachigen Periodika Rumänien (in den sechziger Jahren auch Veröffentlichungen in Deutschland und Österreich). Besonderen Erfolg erzielten die Jugendbücher „Die Hahnenfeder“ (1967), „Das Traumboot“ (191 und die Sammlung ungarischer Kurzprosa (1981). Erinnerungen aus dem alten Temeschburg werden hier lebendig. In höherem Maße gilt das für die Sammlung von Stadtsagen: „Traumhansl u Traumlieschen“. Illusionäre Zwischenaufenthalte wollen auch die Gedichte schaffen, die bilderreich und entwicklungsfremd ausharren. Stoffülle, humorige Stimmlage, konkret nachprüfbare Kulissen gehören ins Bild dieser Versuche, für welche die Form kein Hauptanliegen ist. Bewahren und Weitergeben ist dabei die Devise.

Werke: Hans Mokka: Die Hahnenfeder, 1967; Das Traumboot, 1971; Traumhansl und Traumlieschen, 1985; Innere Landschaft, 1986.

Lit.: W. Kosch: Lexikon d. dt. Lit., Bd. X, 1985; M. Popa: Wörterbuch d. rumän. Schriftsteller (rumän.), 1977; Kürschners dt. Lit. Kalender, 1978.