Biographie

Grunau, Paul Anton

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Forstmann
* 1. Januar 1860 in Vâlsanesti/Fürstentum Walachei
† 8. Oktober 1936 in Bukarest

Zwei Jahre vor der Vereinigung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei unter Alexandru I. Cuza (1862), bzw. der Entstehung Rumäniens, wird Grunau am 1. Januar 1860 auf dem Gut seines Vaters, des Arztes Anton Grunau in Vâlsăneşti (heute zu Muşăteşti gehörend) bei Curtea des Argeş (Bischofs- und Fürstenkirche) geboren. Sein Vater war einer der vielen deutschen Intellektuellen die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Fürsten Barbu D. Ştirbei (1849-1856) in die Walachei gerufen wurden um einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse des Landes zu leisten und diese am Vorbild des westlichen Europa zu orientieren. Der Familienname Grunau hat seine Herkunft in Schlesien (nach dem Ortsnamen Grunau, erwähnt schon 1598).

Die schulische Ausbildung mit Abitur erhielt er in der alten Heimat des Vaters, in Halle an der Saale. In die Heimat zurückgekehrt leistete er den Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger (Reserveoffiziersausbildung) im königlich rumänischen Heer, in dem zwei seiner Brüder Berufsoffiziere waren. Auf Wunsch des Vaters begann er ein Medizinstudium in Bukarest. Er bewarb sich jedoch für ein Stipendium zwecks Studiums der Forstwissenschaften im Ausland, welches ihm vom rumänischen Staat dank seiner hervorragenden Leistungen gewährt wurde. Grunau entschloss sich für das Studium der Forstwissenschaften an der altehrwürdigen Forstakademie Tharandt, 1816 von Heinrich Cotta (1763-1844) ins Leben gerufen (begründet schon 1811 als Forstliche Mittelschule). Hier hörte er 1884 bis 1887 die Vorlesungen der damals führenden Forstwissenschaftler Europas, wie: Friedrich Judeich (1828-1894), Max Kunze (1838-1921) u.a.

In die Heimat zurückgekehrt arbeitete er als Forsteinrichter bei der Kommission für Betriebsplanung, um anschließend zum Leiter des Forstamtes Râşca bei Târgu Neamţ ernannt zu werden; kurz darauf wurde er zur Forstdirektion (damals Zirkumskription genannt) Bukarest-Sinaia berufen.

Dank seiner verdienstvollen beruflichen Erfolge die auf den Lehren von Cotta und Judeich fußen, wurde er vom Ministerium zur Vervollständigung seiner Studien nach Frankreich geschickt, sprach er unter anderen Sprachen auch „ein elegantes Französisch“. Nach seiner Rückkehr wirkte er von 1895 bis 1897 als Dozent an der 1894 eröffneten Forstschule für den Gehobenen Dienst in Brăneşti bei Bukarest, hervorgegangenaus der Forstwartschule die 1889 unter dem damaligen deutschfreundlichen Domänenminister P. Carp (1837-1918) ins Leben gerufen wurde. Dank des noch jungen Forstakademikers Grunau sollte diese Lehranstalt eine neue Ära im forstlichen Hochschulwesen Rumäniens einleiten. Nach dem Ableben von Prof. N. Danielescu (1849-1897, Absolvent der Höheren Staatlichen Forstschule Nancy/ Frankreich), wurde Grunau zum ordentlichen Professor und Direktor der Forstlehranstalt ernannt. Dazuschreibt Dr. E. Fischer (1855-1921), ein aus Hermannstadt stammender und in Bukarest lebender Zeitgenosse Grunaus in seinem 1911 erschienenen Buch Die Kulturarbeit des Deutschtums in Rumänien: „… zu erwähnen ist hier der Direktor der Forstschule Brăneşti (ganz nach deutschem Muster eingerichtet) Grunau, ein Zögling der Tharandter Schule“. 1901 wurde die Lehranstalt zur Hochschule für Forstwesen erklärt, die dann 1923 als Forstwissenschaftliche Fakultät der Technischen Universität Bukarest angegliedert wurde. Nach dem Minister Carp abgesetzt wurde, verstarb 1907 der deutsch-österreichische Forstmann Johann Pitschak – ein Pionier des Forstwesens Südosteuropas und Erneuerer des rumänischen Forstwesens – in Bukarest (siehe OGT 2007). Auch der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter des Deutschen Reiches in Rumänien Prinz Bernhard Heinrich Martin von Bülow (1849-1929), welcher die hervorragenden rumänisch-deutschen Beziehungen mit beiderseitigen Vorteilen pflegte, wurde abberufen. Grunau selbst musste 1907 die Forsthochschule verlassen. Hier hatte er bis zu seinem Ausscheiden folgende Fächer gelesen: Forst- und Verwaltungsrecht, sowie Forstschutz (Entomologie und Phytopathologie). Schon 1902 gelang es ihm den Waldkomplex „Pustnicul“ (624 ha, auch heute noch ein Begriff!) als Lehr- und Versuchsfläche vom Ministerium zugewiesen zu bekommen. Weitere von Grunau in dieser Zeit angegangene Aufgaben waren:

– Vergrößerung und Bereicherung des botanischen Gartens.

– Vervollkommnung und Modernisierung der Bibliothek.

– Anlegung eines großen Pflanzgartens.

– Anlegung von Versuchsflächen.

– Anbauarbeiten fremdländischer Baumarten, u.a.m.

Nach dem schwungvollen Aufblühen des rumänischen Forstwesens in der kurzen Zeitspanne von 1890 bis 1907 trat ein ebenso schneller Rückgang ein, der bis nach dem Ersten Weltkrieg andauern sollte. Auch dank seines richtungsweisenden Einflusses orientierten sich die Spitzen des rumänischen Akademikertums nach Deutschland. So errangen die höhere akademische Würde folgende Professoren an den Universitäten in: München (M. Drăcea, Th. Bălănică, E. Vintilă, G. Eliescu, C.C. Georgescu, N. Rucăreanu), Göttingen (Popescu-Zeletin), Gießen (C. Chiriţă), Eberswalde (N. Ghelmezin, I.M. Ene), u.a.m.

Im Alter von 47 Jahren aus dem Lehramt widerrechtlich entlassen, war Grunau bis zu seiner Pensionierung als Sachgebietsleiter in der Verwaltung der Rumänischen Staatsforsten (Ministerium) tätig. Doch das hier herrschende Durcheinander und die sinnlose Bürokratie veranlasste den nun Verbitterten und Enttäuschten zu kündigen, um sich in den aktiven Ruhestand zurück zu ziehen. Nun widmete er sich dem Fachschrifttum, um gleichzeitig auch als akademischer Lehrer an der Technischen Universität Bukarest bis 1933 zu fungieren.

Als er im Alter von 76 Jahren am 8. Oktober aus dem Leben schied, vermerkten die einschlägigen Fachzeitschriften: „Bescheiden hat er gelebt, bescheiden ist er in die Ewigkeit dahingeschieden …“ – „Als Professor war er ein Beispiel für Gewissenhaftigkeit und Arbeitsmoral …“ „… er wurde berufen, sowohl im Lehramt als auch als praktischer Forstmann seinen Beruf auszuüben, in einer Zeit in der die rumänische Forstwirtschaft kaum geboren war.“ – „… Wissenschaftlicher Wegweiser von 38 Generationen rumänischer Forstleute …“„… er schuf die Grundlagen des modernen rumänischen Waldbaus …“, aufbauend auf die Lehren deutscher Forstklassiker, erworben einst in Tharandt. Leider wurde die hingebungsvolle Arbeit dieses verdienstvollen Forstmannes für sein rumänisches Vaterland nie mit einer zu Recht verdienten Auszeichnung oder einer sonstigen Anerkennung honoriert.

Abschließend sei unterstrichen, dass Prof. Paul Anton Grunau ein forstlicher Klassiker und bedeutender Begründer des Forstschulwesens Rumäniens und der neuen Forstwissenschaft des Landes war.

Werke: Die Aufforstungen der Ödländereien, Bukarest. – Geschichte des forstlichen Schulwesens, 1906. – Stellungnahme zum „Forstamt-Entwurf“, 1898. – Eine Invasion von Liparis dispar (Schwammspinner), 1899. – Die organisatorischen Probleme des Forstdienstes, 1914. – Aufforstungen in der Steppe der Dobrudscha, 1928. – Exportmöglichkeiten der rumänischen Forstwirtschaft, 1926, u.a.m. Er übersetzte zahlreiche deutsche Standardwerke, wie: Neudammer Försterlehrbuch, 5 Bände. – Die Forstakademie Tharandt, 1905, etc.

Lit.: (Chr.) Adolph, Entstehung und Entwicklung des Rumänischen Forstwesens, in: Allg. Forst- u. Jagd-Zeitung, 43. Jg., 1917, S. 120-136. – H. Bahlow, Deutsches Namenslexikon, München 1967, S. 189. – E. Fischer, Die Kulturarbeit des Deutschtums in Rumänien, Hermannstadt 1911, 398 S. – A.R. Groß, Zur Geschichte der Forstlichen Hochschule Tharandt, Tharandt 1926, 162 S. – D. Ivănescu, Din istoria silviculturii româneşti (Aus der Geschichte des rumänischen Forstwesens), Bukarest 1972, S. 322. – RP (= Redaktion): Prof. P.A. Grunau, in: Revista Pădurilor, 45. Jahrg., Bukarest 1933, S. 785-789. – RP: † Profesorul Paul A. Grunau, in: Revista Pădurilor, 48. Jahrg., Bukarest, 1936, 5 S. – R. Rösler, Zur Forstgeschichte Rumäniens, in: News of Forest History, 28, Wien 1999, 76 S. – R. Rösler, Johann Pitschak. Forstmann, Erneuerer des rumänischen Forstwesens, in: OGT 2007, Bonn 2008, S. 17-21. – E. Schuster, Chronik der Tharandter forstlichen Lehr- und Forschungsstätte 1811-2000, Tharandt 2002, 284 S. – E. Völkl: Rumänien, Regensburg 1995, 280 S.

Für die Beschaffung schwer zugänglicher Literatur gilt ein Dank Herrn Dr.-Ing. Cristian Stoiculescu/ Bucarest.

Bild: Revista Pădurilor 1933.