Bruno Kremling entstammt dem schon im 12. Jahrhundert am Bodensee nachweisbaren Geschlecht der Gramlich. Die Abwandlung des Namens auf „Kremling“ beruht wohl auf dem Hörfehler eines Beamten, vielleicht als der Auswandererahne Johann Georg Gramlich 1718 als 26jähriger Spielmann in die damals unter deutscher Verwaltung stehende Stadt Belgrad kam oder als er sich 1735 vor den Türken nach Weißkirchen flüchtete, wo seine Familie sesshaft wurde und ein Geschlecht von Weinbauern und Handwerkern hervorbrachte. Bruno Kremling wuchs in einem Elternhaus auf, das deutsche Gesinnung und Grundhaltung hochhielt und sich gegen den damals herrschenden Magyarisierungsdruck auflehnte. Der Vater, Dr. Ludwig Kremling, war ein angesehener Rechtsanwalt in Weißkirchen. Er gehörte im Vorkriegsungarn zu den prominentesten Persönlichkeiten der deutschen Selbstbehauptung, auch im 1919 neu entstandenen Jugoslawien war er erster Obmann der Partei der Deutschen und ist aus der donauschwäbischen Geschichte nicht wegzudenken. Seinem Sohn ließ er eine solide Ausbildung an ausschließlich deutschen Schulen angedeihen, um die einheitliche Formung seines Geistes und Sprachgefühls nicht durch das ungarische fremdsprachliche System fragmentieren zu lassen. Nach den Volksschuljahren in Weißkirchen schickte er ihn nach Eisenstadt auf die k. u. k. Militär-Unterrealschule, dann auf das humanistische Hubertus-Gymnasium in Hermannstadt, dem Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen. Nach bestandener Reifeprüfung verbesserte der begabte Eleve im folgenden Jahr seine Griechisch- und Lateinkenntnisse in Vorbereitung auf eine Ergänzungsprüfung, die er in Mediasch mit Auszeichnung bestand. In diesem ungebundenen Studienjahr – der glücklichsten Zeit seines Lebens – erwarb er sich bei ausgedehnten Wanderungen durch das Neratal bis hin zur Donau eine intime Kenntnis seiner Heimat und einen für seine spätere Dichtung fruchtbaren Erfahrungsschatz. Während des folgenden Philosophiestudiums an der Universität Wien widmete sich Kremling mit Vorliebe ästhetischen und poetologischen Studien. Zusammen mit Stephan Kraft war er für die „Vereinigung deutscher Hochschüler aus den Ländern der ungarischen Krone“ tätig. Er hatte das Glück, Adam Müller-Guttenbrunn kennenzulernen und dessen Vertrauter zu werden. Den um vier Jahrzehnte älteren, in Wien heimisch gewordenen Banater Dichter unterstützte Kremling bei der Verbreitung seiner ersten Romane in die ungarischen Schwabendörfer, ein riskantes Unterfangen, weil im Königreich Ungarn auf die wegen ihrer Kritik an der Magyarisierungspolitik verfemten Schriften Staatsgefängnis stand. Guttenbrunns Bücher sollten den von der Assimilation bedrohten Schwaben neues Selbstbewusstsein einhauchen. Da dem „Erzschwaben“ der Werdegang des vielversprechenden Lyrikers am Herzen lag, wollte er ihn in Wien behalten, stieß jedoch auf den Einspruch des Vaters, der ein Brotstudium verordnete. Also studierte der Sohn Medizin in Heidelberg. Von dort führte er später die Einheimische Gertrud Veith als Gattin heim, die bald in die Rolle einer Südostschwäbin hineinwuchs. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs rückte Kremling als Leutnant zum 43. k. u. k. Infanterieregiment ein, kämpfte in Galizien und Italien, wo er am 21. Oktober 1915 schwer verwundet wurde, und rüstete, für seine Tapferkeit mehrfach ausgezeichnet, als Berufsoffizier und Hauptmann einer Ersatztruppe ab. An den Folgen seiner schweren Verwundungen litt er lebenslang. Dem Ruf seines todkranken Vaters folgend, kehrte er 1920 nach Weißkirchen zurück. Die neue jugoslawische Regierung entzog ihm wegen angeblicher Spionage für Ungarn zwölf Jahre lang den Reisepass. Sein abgebrochenes Medizinstudium konnte er durch veränderte Vermögensverhältnisse nicht mehr fortsetzen, sondern war auf einen Broterwerb angewiesen. 1922 wandte er sich der Journalistik zu und wurde Kultur- und Feuilletonredakteur beim „Deutschen Volksblatt“ in Neusatz, dem Organ der deutschen Bewegung in Jugoslawien in der Zwischenkriegszeit, wo er später auch Chef vom Dienst war und die Schriftleitung der „Deutschen Zeitung“, der Wochenschrift „Die Heimat“ und des „Deutschen Volkskalenders“ innehatte. Dass diese Arbeit persönlichen Mut erforderte, beweisen die beiden Überfälle auf das „Volksblatt“ und seine Redaktion 1922 und der Bombenanschlag am 23. März 1923. Im Frühjahr 1942 kündigte Kremling seine Stellung beim „Volksblatt“ und verließ fluchtartig das Land, weil Volksgruppenführer Franz Basch ihn gegen seine Überzeugung zwingen wollte, Inspekteur einer ungarischen Rüstungsfirma zu werden. Während des Zweiten Weltkriegs führte ihn ein Forschungsauftrag nach Budapest und Wien, wo er im Hofkammerarchiv die Quellen der donauschwäbischen Siedlungsgeschichte studierte. Nach dem Zusammenbruch 1945 fand Kremling in Heidelberg eine neue Heimat. Er war in Deutschland der erste unter den heimatvertriebenen Südostschwaben, der sich in der westdeutschen Presse Trost und Orientierung spendend für seine verzweifelten Schicksalsgenossen einsetzte, obwohl er selbst in größter Armut lebte. Die letzte Phase seiner publizistischen Tätigkeit bricht im Sommer 1949 plötzlich ab. Einen Versuch, seiner bedrückenden Armut aus eigener Kraft zu entkommen, unternahm er noch im November 1949, indem er sich als Kenner donauschwäbischer Belange beim Ministerium für Vertriebenenfragen in Bonn bewarb, leider vergeblich. Die Folgen seiner Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg gepaart mit den Folgen der schlechten Ernährung nach dem Krieg lähmten seine Arbeitskraft durch unerträgliche Schmerzen und warfen den tapferen Mann in ein langes Siechtum. Nur mit Medikamenten konnte er sich notdürftig aufrecht erhalten, trotzdem lehnte er eine ihm angetragene Hilfsaktion der Landsleute ab, weil er jeder Bittstellerei abhold war. Erst der Tod setzte seinem Leiden ein Ende.
Schon als Realschüler in Eisenstadt bekundete Bruno Kremling seine literarische Begabung, indem er die Aufmerksamkeit seiner Lehrer durch phantasiereiche, in lesbare Verse gebrachte Klassenarbeiten erregte. Die Erstlingswerke des kaum zwanzigjährigen Mittelschülers erschienen bereits ab 1907 in der von Adolf Meschendörfer edierten schöngeistigen Halbmonatsschrift „Die Karpaten“ und fanden in Siebenbürgen begeisterte Aufnahme. Jugendliche Aufbruchsstimmung, Suche nach neuen Formen der Anschauung und der Andacht, überschwänglich fromme Hingabe und mystisches Naturerleben bezeichnen in den ersten Gedichten einen Fundus, in dem Kremling es später zur Meisterschaft bringen sollte. Als Gymnasiast übersetzte er Petöfi aus dem Ungarischen und Ovid aus dem Lateinischen. Auch seine ersten Aufsätze und Essays – sie thematisierten das zu politischem Selbstbewusstsein erwachende Deutschtum in Ungarn – veröffentlichte er noch vor dem Ersten Weltkrieg. Zum 70. Geburtstag von Adam Müller-Guttenbrunn brachte Kremling 1923 eine Festschrift heraus, in der er den Menschen und sein Werk zu würdigen suchte. In den zwanziger Jahren brachten die angesehensten Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands und der deutschsprachigen Schweiz laufend seine Gedichte in ihren Kulturbeilagen, so etwa die „Deutsche Allgemeine Zeitung“, „Velhagen und Klasings“, „Westermanns Monatshefte“, die „Leipziger Illustrierte“ und der „Türmer“. Dass Kremlings Dichtungen in der Heimat weit weniger rezipiert wurden, ist den fehlenden sprachlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen zuzurechnen, z. B. besaß das jugoslawische Deutschtum keine belletristische Zeitschrift; auch versagte der Dichter es sich in vornehmer Zurückhaltung, in dem von ihm selbst redigierten Kulturteil des „Deutschen Volksblattes“ eigene Gedichte einzuschalten.
Sein erstes Gedichtbändchen, der kunstvolle Sonettenkranz Mit roten Rosen, erschien 1923 bei Theodor Weicher in Leipzig. Ein unverwechselbarer Ton, märchenhafte Farbenpracht, die Sehnsuchtsqualen und Hingabe eines jungen Liebenden, glut- und blutvolle Leidenschaft passgenau in die strenge Form des Sonetts gegossen: in Deutschland horchte man auf. Franz Xaver Kappus rezensierte: „In der Versform Petrarcas singt der Dichter das hohe Lied der Leidenschaft, die sich nicht erfüllen darf.“ Der einzige Zeitgenosse Kremlings in der deutschen Literatur, der Sonettenkränze gestaltete, war der Wiener Josef Weinheber.
Der Prestigedurchbruch war dem Dichter jedoch erst 1938 mit der im Verlag Eugen Wahl in Stuttgart herausgebrachten Gedichtsammlung Aus Klingsors Garten beschieden. Die Auflage von 2000 Exemplaren war binnen Jahresfrist vergriffen. Der Zauber des heimatlichen Neratales ist darin ebenso gegenwärtig wie das Gedeihen der Frucht, bäuerliche Frömmigkeit, die Ordnung des Kirchenjahres, die Geborgenheit von Haus und Herd als Entgegensetzung zur schweifenden Weite der Donaulandschaft. Wo die Szenen der straffen, von religiöser Ergriffenheit zeugenden Gedichte angesiedelt sind, verrät der Untertitel des Bandes: „am Südwesthang der Karpaten“. Nie hat der Dichter von überlieferten Formen abgelassen, am wenigsten von dem anspruchsvoll-strengen Sonett, immer hielt er Distanz zu „neutönerischen Moderichtungen“ und strebte nach dem Ideal einer ewig gültigen Lyrik. Seine Verse sind nicht selten wuchtig und von geballter Bildkraft, jedoch zu Wohlklang gebändigt. In der Natur will er „den Schöpfer fromm belauschen“. Negativ wirkte Rilkes Lyrik auf ihn, die er als dunkel, geheimniskrämerisch und krampfhaft empfand und die, ohne haften zu bleiben, an ihm herabtropfte. Kremlings Gedichte weisen eine Beherrschung der Sprache, einen Reichtum des Gefühls und eine Formschönheit auf, die es bis dahin in der deutschen Poesie Jugoslawiens noch nicht gegeben hatte.
Um 1939 wandte er sich einem neuen Aufgabengebiet zu. Nach genauem Quellenstudium schrieb er erzählende Gedichte, historische Balladen, die großen Anklang fanden. Kurz vor dem Untergang der Lebenswelt seines seit Jahrhunderten im Südosten siedelnden Volksstammes begann er, den Donauschwaben die Gründungstaten ihres Lebensraumes in einer volksnahen Darstellungsart dichterisch zu erobern. Mit packender Eindringlichkeit schildern seine Balladen die Heldentaten seiner Vorfahren, deren Pioniertugenden zu ewigen Mustern verherrlicht werden. Hier erst wird Kremling zum Heimatdichter im eigentlichen und zugleich besten Sinn des Wortes. Seiner Heimatstadt widmete er die Ballade Der Blutherbst 1738 von der Flucht der Südbanater Deutschen vor den immer wieder einfallenden Türkenhorden und der Zerstörung Weißkirchens, von Not und Bewährung der Wehrbauern auf der Militärgrenze; ein Preislied auf die Überlistung der Türken durch die Werschetzer ist die Verserzählung Die Tat des Bauern und Grobschmieds Hennemann im Türkenkrieg 1788, die ohne Kremlings Wissen vor der Vertreibung bis in den Schulunterricht vordrang; die Ballade Der Schimmelreiter von Peterwardein kündet vom ruhmreichen Sieg Prinz Eugens auf dem Wezirac 1716. Mit seinen Balladen trat Kremling aus der bisher geübten Zurückhaltung heraus ins Rampenlicht der heimischen Öffentlichkeit. Neben seinem Dichterfreund Karl von Möller stand er im Mittelpunkt der großen Kulturtagung des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Neusatz 1939, die einen Überblick über das gesamte künstlerische Schaffen der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien gab, gleichsam ein letztes Aufflammen vor ihrem Erlöschen. Gegen den erbitterten Widerstand von Johann Keks, Präsident der landwirtschaftlichen Genossenschaft „Agraria“ und Organisator der Tagung, und seiner nazifreundlichen Parteigänger las er damals mit großem Erfolg seine Ballade Des Reiches fernste Feldwache. Ebenso trat er mit Balladen im Belgrader Rundfunk, bei Dichterlesungen in Budapest und schließlich bei seinen heimatlos gewordenen Landsleuten in Deutschland hervor. Aus dem Jahr 1941 stammt Kremlings mit 28 Seiten größtes Prosawerk, eine Festschrift über Prinz Eugen von Savoyen anlässlich der 225jährigen Wiederkehr der Schlacht bei Peterwardein.
Auch in der Zeit nach 1945 ist der dichterische Quell nicht versiegt. Trotz seines schweren körperlichen Leidens entstanden viele Dichtungen, die das Schicksal der Vertreibung ausdeuten und überwinden wollten. Als kulturpolitischer Mittler hat sich Bruno Kremling nicht minder berufen eingesetzt. Er war nach dem Krieg der erste und zunächst einzige Fürsprecher und Ratgeber der notleidenden Südostdeutschen, einer, der die Weltpolitik aufmerksam beobachtete und seine ganze Persönlichkeit dem traurigen Los der Entwurzelten widmete. Die Demokraten Württembergs mit Theodor Heuss und Reinhold Mayer an der Spitze öffneten ihm die Spalten ihrer Zeitungen. In zahlreichen Aufsätzen und Artikeln wandte er sich zwischen 1946 und 1949 an das Gewissen der Welt und der Deutschen, indem er unerschrocken das fürchterliche Unrecht brandmarkte, das den Südostdeutschen, besonders den Deutschen Jugoslawiens widerfahren war. Im „Neuen Vaterland“ warb er seit dessen Bestehen bei der einheimischen Bevölkerung um Verständnis für das harte Los seiner oft verkannten Landsleute, berichtete von dem „umgekehrten Schwabenzug“, so der berühmt gewordene Titel einer publizistischen Arbeit von 1946. Seinen Leidensgenossen wiederum suchte er den Weg aus Verzweiflung und Not zu weisen, richtete mahnende Worte an sie, Deutschland nicht den Rücken zu kehren, mit den bewährten Tugenden ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich auf die neue Wirklichkeit einzustellen. Tausende hat der Dichter durch seine mitreißende Vortragskunst zu begeistern und aufzurichten vermocht. Solange er gesundheitlich dazu in der Lage war, beteiligte er sich aufopferungsvoll an leitender Stelle auch an der Betreuungsarbeit für die Flüchtlinge. Seine Entsendung in den Flüchtlingsbeirat für Württemberg-Baden war ebenso Ausdruck des Vertrauens seiner Landsleute wie seine Nominierung als Flüchtlingsvertreter.
Freundschaftliche Beziehungen, die noch in die Wiener Studentenzeit zurückreichen, verbanden Bruno Kremling fünf Jahrzehnte bis zu seinem Tod mit Dr. Stefan Kraft. Auch stand er in steter Verbindung mit namhaften Dichter-Zeitgenossen. Seine Gedichte fanden Anerkennung bei Börries Freiherr von Münchhausen, Ludwig Finckh, dem schwäbischen „Rosendoktor“, Helmut Unger, Kurt Kölsch u.a. Mit Karl von Möller, der Müller-Guttenbrunns Sendung zur Wiederbesinnung auf die angestammte Volkseigenart der Donauschwaben literarisch weitertrug, verband ihn eine innige Freundschaft, seit sie sich auf den Schlachtfeldern Galiziens begegnet waren. Hellhörig war er für die Versuche der Nachwuchstalente unter seinen Landsleuten und unterstützte mit Rat und Tat Johannes Wurtz, Martha Petri und Jakob Wolf. Mit dem eine Generation jüngeren Wolf pflegte er während seiner Heidelberger Jahre einen vertrauten, von materieller Not und geistiger Freiheit auf beiden Seiten zeugenden Briefwechsel, seit der Jüngere ihn aus der „Eisesstarre“ nach der Kapitulation erlöst hatte.
Was zu Bruno Kremlings Lebzeiten nicht gelang, nämlich die Herausgabe seiner gesammelten Werke, ist ein Desiderat geblieben. Erst diese Sammlung wäre die Grundlage dafür, dass einer der bedeutendsten Dichter der Südostschwaben nicht vergessen sein muss, bevor man ihn in voller Gestalt wahrnahm. Manches war erst im Entstehen, als die Krankheit ihn lähmte, düstere Bilder der „Trümmerstätte Deutschland“, Terzinen, freie Rhythmen, drei Sonettreihen. Ein Doppelkranz von Sonetten unter dem Titel Das einsame Licht ist unveröffentlicht geblieben. Der Zyklus schließt den Kreis zu seinen frühen Dichtungen und kündet in voll entfalteter Reife von irdischer und himmlisch verklärter Liebe.
Max Jungnickel bedachte Kremlings Gedichte mit folgenden Worten: „Hier ist Farbe, Herz, Naturnähe und Melodie“; Karl von Möller sagte über Kremling: „ein wirklicher Dichter grossen Stils“; Hilde Isolde Reiter bezeichnete ihn als bedeutendsten Lyriker des Südostdeutschtums; der Historiker Josef Senz hielt ihn für den bedeutendsten Dichter der Donauschwaben nach Müller-Guttenbrunn; Jakob Wolf nannte ihn den bedeutendsten südostschwäbischen Lyriker seit Nikolaus Lenau. Dichtend und deutend umspannt Kremling die österreichisch-ungarische Monarchie, die beiden Weltkriege und die Nachkriegszeit in Deutschland, obwohl sein Œuvre, rein quantitativ betrachtet, nicht mehr als einen stattlichen Band einnehmen würde. Oft verstummte seine Muse aus Kummer und Ekel über den eigensüchtigen Hader und das Konjunkturrittertum in der donauschwäbischen Politikerkaste, über Gebühr nahmen ihn Redaktionsarbeiten in Anspruch, später hemmte körperliches Leiden seine kreativen Möglichkeiten.
Dennoch sind sowohl sein Leben wie auch sein Werk Verdichtungen donauschwäbischen Schicksals, binnendeutschen Ansprüchen angepasst und strengen Wertmaßstäben gerecht. Der Politiker und der Poet in Kremling bezweckten das Nämliche: die Kultur seiner bescheidenen, in fremder Umgebung sprachlich eingeschränkten Landsleute zu heben, später, nach ihrer infolge der Vertreibung weltweiten Zerstreuung, die Geister wieder zu sammeln und eine selbstbewusste Zusammengehörigkeit zu stiften. Den Glanz des Lorbeers auf seiner Stirn schenkte ihm spontan das begeisterte Volk, aber die Ungunst der Zeitumstände machte ihn zum „entthronten Olympier“ und hat es verhindert, dass seine Bedeutung sich auch in hohen Auflagen und offiziellen Ehrungen niederschlug. Anscheinend war der einzige Preis, der ihm zuteil wurde, ein „Westmarkkrug“, die Ehrengabe des Instituts für Volksforschung in Kaiserslautern. So bahnbrechend Kremling als Lyriker und Interessenwahrer der Heimatvertriebenen wirkte, so verschüttet ist mittlerweile sein Vermächtnis selbst bei seinen engeren Landsleuten.
Werke: Adam Müller-Guttenbrunn. Der Mensch und sein Werk. Festschrift zum 70. Geburtstage des Dichters am 22. Oktober 1922, Novisad-Neusatz 1923. – Mit roten Rosen. Sonettenkranz, Leipzig 1923/ Neuaufl. Salzburg 1982: Donauschwäbisches Archiv, Schriftenreihe VI, „Weißkirchner Beiträge“, Folge 6, 36 S. – Aus Klingsors Garten. Lieder und Gedichte vom Südwesthang der Karpathen, Verlag Eugen Wahl, Stuttgart 1938, 64 S. – Der Blutherbst 1738. Ballade von der grenzdeutschen Not und Bewährung donaupfälzer Bauern [o.O., o.J.]; Prinz Eugen von Savoyen. Festschrift anläßlich der 225jährigen Wiederkehr der Schlacht bei Peterwardein am 5. August 1716, Novisad-Neusatz 1941.
Lit.: Hildebrand, Bruno Kremling – südostdeutscher Heimatdichter. Zu seinem 60. Geburtstag am 12. September 1949 (Fotoporträt), in: Neuland v. 10.9.1949, S. 3. – H. I. R. [Hilde Isolde Reiter], Bruno Kremling – ein Sechziger, in: Wegwarte v. 10.9.1949, S. 3. – Jakob Wolf, Begegnungen mit Bruno Kremling. Zu des Dichters 60. Geburtstag (Fotoporträt), in: Kulturspiegel. Blätter aus dem Schaffen der heimatlosen Donauschwaben, Salzburg 3/1949, S. 3 f. – J. W. [Jakob Wolf], Zum 60. Geburtstag Bruno Kremlings (Fotoporträt), in: Der Neubürger Nr. 24, 1949, S. 4. – Hans Diplich, In geistiger Frische mitten unter uns. Bruno Kremling zum 70. Geburtstag (Fotoporträt), in: Neuland v. 12.9.1959, S. 6. – Annie Schmidt-Endres, Bruno Kremling zum 70. Geburtstag (Fotoporträt), in: Der Donauschwabe v. 13.9.1959, S. 7. – Hans Rasimus, Bruno Kremling – Dichter und Heimatbruder (Fotoporträt), in: Donauschwäbische Forschungs- und Lehrerblätter 10/1959, S. 275-278. – Oskar Bischoff, Der donauschwäbische Dichter Bruno Kremling. Bemerkungen über sein Schaffen (Fotoporträt), in: Der Donauschwabe v. 20.5.1962, S. 5. – Hilde Isolde Reiter, Bruno Kremling zum Gedenken, in: Neuland v. 24.11.1962, S. 7. – L., „… Du gingst uns nur voraus“. Der donauschwäbische Dichter Bruno Kremling ist gestorben (2 Fotoporträts), in: Der Donauschwabe v. 25.11.1962, S. 5. – L., Bruno Kremlings letzter Weg, in: Neuland v. 30.11.1962, S. 4. – Hans Diplich, Der Sprecher und Ratgeber in der Not der Südostdeutschen. Bruno Kremling als Publizist (Fotoporträt), in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 2/1963, S. 75-79. – o. v., Vor zehn Jahren starb Bruno Kremling, in: Neuland v. 9.12.1972, S. 5. – Hans Diplich, Bruno Kremling – zum 10. Todestag des Dichters (Fotoporträt), in: Weißkirchner Nachrichten, Nr. 35/März 1973, S. 1 f. – Anton Peter Petri, Lexikon des Banater Deutschtums, Marquartstein 1992.
Bild: Archiv der Kulturstiftung.
Stefan P. Teppert