Biographie

Schmidl, Anton Adolf

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien), Ungarn
Beruf: Geograph, Schriftsteller und Höhlenforscher
* 18. Mai 1802 in Bad Königswart/ Böhmen
† 20. November 1863 in Budapest

Als 1863 Anton Adolf Schmidl als Professor für Geographie, Statistik und Geschichte in Ofen (heute Budapest) starb, wurde er noch in vielen Lexika und Handbüchern genannt und gewürdigt, doch heute ist er auch bei seinen Landsleuten fast vergessen. Constant von Wurzbach schrieb in seinem Bibliographischen Lexikon des Kaiserthums Österreich noch über ihn wie Wilhelm Kosch in seinem Deutschen Literaturlexikon.

Der im Egerland geborene Schmidl besuchte das Gymnasium in Wien, wo er nach der Matura auch Philosophie und Jura an der dortigen Universität studierte. Nach einer ersten Anstellung beim Münz- und Antikenkabinett in Wien war er seit 1827 Adjunkt der Philosophie an der Wiener Universität, 1832 Angestellter des Bücherrevisionsamtes und später Erzieher in der Fürstenfamilie von Ferdinand Lobkowitz. Im Jahre 1844 wurde er zum Dr. phil. promoviert und gründete im gleichen Jahr in Wien mit Unterstützung der Regierung die Österreichischen Blätter für Literatur und Kunst, die er bis zum Jahr 1848 redigierte. Diese Zeitschrift sollte ein Blatt sein, das „die geistigen Kräfte der Monarchie wie in einem Brennpunkt sammelte und … die Ehre der Residenz dem Auslande gegenüber wahren sollte“ (Wurzbach). Ein Angebot, als Professor der Deutschen Sprache nach Verona, das damals zu Österreich gehörte, zu gehen, lehnte Schmidl ab. Im Revolutionsjahr 1848 war er Mitglied des Wiener Gemeinderates und Redakteur der Wiener Zeitung. Nachdem er bereits seit 1847 an der Universität Wien zum Dozenten für die Geschichte der schönen Literatur und Kunst ernannt worden war und außerdem auch andere Fächer wie „Methode der Erdkunde“ vortrug, ging er 1857 als Professor für Geographie, Statistik und Geschichte an das Josefs-Polytechnikum nach Ofen. Ofen war damals noch eine deutsch geprägte Stadt und noch nicht mit Pest am anderen Donauufer zur Stadt Budapest zusammengelegt.

Die von Schmidl als Universitätslehrer vertretenen Fachgebiete, auch seine Charakteristiken in Lexika wie „Bedeutender Höhlenforscher“, „Erfolgreicher Geograph“, „Schriftsteller“ u.a. zeigen seine umfangreiche Bildung und sein breites Wirken. „Schmidl hat als Schriftsteller eine ungemein große und vielseitige Tätigkeit entfaltet“, schreibt Wurzbach von ihm. „Die verschiedensten Gebiete des menschlichen Wissens unterzog er seinen literarischen Studien.“ Schmidl war neben seinen Reisehandbüchern vor allem durch seine geographischen Forschungen in den Höhlen Österreichs und Ungarns so bekannt, dass er einfach auch der „Höhlen-Schmidl“ genannt wurde.

Er hatte sich aber schon früh auch mit der Dichtung und Abfassung von Schauspielen beschäftigt. Für sein Stück Die Lieb’ auf der Alm schrieb der damals bekannte Komponist und Kapellmeister Philipp Jakob Riotte die Musik. Es wurde in Wien auf dem Leopoldstädter Theater mehr als 50mal gespielt, später auch in Graz, Brünn, Pest und Dresden. Andere Stücke Schmidls sind Die Geister der Bühne und Der Harfenist. Unter dem Pseudonym Salmoser schrieb er 1856 das Stück Pierres des Strass. Bekannt wurde er auch durch eine Reihe von Theaterstücken für Kinder.

Lang ist die Liste seiner geographischen Arbeiten, von denen hier nur die wichtigsten genannt seien:

  • Der Schneeberg in Unterösterreich, Wien 1831
  • Wien, wie es ist. Ein Gemälde der Kaiserstadt und ihrer nächsten Umgebungen, Wien 1832, 2. Auflage 1836, zwei französische Ausgaben 1837 und 1847.
  • Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Österreich, Wien 1834.
  • Reisehandbuch durch Böhmen, Wien 1834.
  • Reisehandbuch durch das Königreich Ungarn, Wien 1834.
  • Wiens Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreis. Nach eigenen Wanderungen geschildert, 3 Bände, Wien 1835-1839.
  • Das Kaiserthum Österreich, 10 Abtheilungen in 2 Bänden, Stuttgart 1837-1843.
  • Der Prachiner Kreis im Königreiche Böhmen, Wien 1840.
  • Handbuch für Reisende im Kaiserthume Österreich, Wien 1844.
  • Eine Woche in Wien. 5. Auflage, Wien 1856.
  • Österreichische Vaterlandskunde, Wien 1852.
  • Die Donau von Ulm bis Wien, Leipzig 1958.

Mit seinen Handbüchern kam Schmidl seiner Zeit entgegen, war er doch auch ein Zeitgenosse Karl Baedekers.

Über die Bücher und selbständigen Publikationen hinaus sind viele seiner Aufsätze, Abhandlungen, Studien und Essais in Zeitschriften wie Wiener Zeitschrift, Jugendfreund, Geist der Zeit, Österreichische Revue und anderen Periodica zu finden.

Unter seinen zahlreichen Werken zur Höhlenkunde sind vor allem erwähnenswert die Bücher Zur Höhlenkunde des Karstes und Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas sowie der Wegweiser in die Adelsberger Grotte und die benachbarten Höhlen des Karst, der auch in französischer Sprache erschien.

Schmidl nahm selbst an verschiedenen Höhlenexpeditionen sowohl in Österreich in den Alpen und im Karst als auch in den Gebirgen Ungarns und Siebenbürgens teil. Bei der Arbeit über seinem letzten Werk Die Höhlen Ungarns nahm ihm der Tod buchstäblich die Feder aus der Hand.

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Schmidl

Bild: Wikipedia.

Rudolf Grulich