Biographie

Hölzel, Adolf

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Maler, Kunsttheoretiker
* 13. Mai 1853 in Olmütz/Mähren
† 17. Oktober 1934 in Stuttgart-Degerloch

Die ersten zwanzig Jahre im Leben des später so bahnbrechenden Künstlers sind durchaus von bürgerlich-nüchternem Zuschnitt. Der Sohn eines Buchhändlers geht zunächst ans Gymnasium seiner Heimatstadt Olmütz, erlernt dann die Buchdruckerei und den Steindruck, besucht die Handelsschule und lernte die Praxis bei A. Perthes in Gotha kennen.

Wichtig wird für Hoelzel die Übersiedlung der Familie nach Wien. 1872 wird er „außerordentlicher“ Schüler an der Akademie, 1876 geht er an die Münchner Akademie, reist 1882 nach Paris.

Hoelzel ist im gleichen Jahr wie Ferdinand Hodler und Vincent van Gogh geboren. Am Vergleich mit diesen Altersgenossen wird seine so ganz eigenwillige Entwicklung deutlich. Hoelzels Reise nach Paris bleibt ohne besonderen Einfluß. Er ist dem Realismus dieser Epoche verpflichtet, der sich mit dem Namen Wilhelm Leibl (1844-1900) verbindet. Dagegen wird der Umzug nach Dachau im Jahr 1888 zu einem Einschnitt in seinem Schaffen. Seine Malerei bekommt jenen impressionistischen Einschlag, der von der Leichtigkeit der Franzosen weit entfernt ist, aber zum Charakteristikum der „Dachauer Schule“ wird. 1891 eröffnet Hoelzel eine private Malschule und zählt u. a. Emil Hansen-Nolde und Ida Kerkovius zu seinen Schülern. Kurz nach der Jahrhundertwende wird Adolf Hoelzel durch kunsttheoretische Äußerungen einem größeren Kreis bekannt. So hält er vor dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main einen Grundsatzvortrag über das Verhältnis der künstlerischen Ausdrucksmittel zur Natur und zum Bild, publiziert in der Zeitschrift „Kunst für alle“.

Diese Kunsttheorien sind das Vorspiel zu jener schöpferischen Phase, mit der Hoelzel zu einer Schlüsselfigur im Reigen moderner Gestaltungsweisen wurde. Seit 1905 schafft er großflächige und weitgehend abstrahierte Bilder, so die „Komposition in Rot“, die oft als „Inkunabel der gegenstandslosen Malerei“ bezeichnet wird – sie ist schließlich fünf Jahre vor Kandinskys Experimenten der gleichen Tendenz entstanden. Die Berufung an die Stuttgarter Akademie Ende 190S gab ihm Gelegenheit, seine Arbeitsweise zu entwickeln und lehrend zu verbreiten. Er hatte das Professorenamt bis 1919 inne.

Adolf Hoelzel war nicht von der Unerbittlichkeit mancher moderner Doktrinäre. Auch seine Theorien bildeten kein starres System, sondern waren ein Konglomerat seiner Beobachtungen. Mit vielen seiner künstlerischen Freunde und Nachfolger stand er in einem Spannungsverhältnis. Er blieb der große Anreger, auch da, wo ihm widersprochen wurde. Noch in seinen späten Jahren, zwischen 1928 und 1933, erhielt der Meister die Möglichkeit, seine gestalterischen Ideen in Glasfenster-Entwürfen, so für das Stuttgarter Rathaus und für Unternehmen in Stuttgart und Hannover, zu verwirklichen. – Wenn Adolf Hoelzel auch nie die Beachtung wie etwa die Bauhaus-Maler fand, so hat er doch sehr früh, sehr eigenwillig und durch Vielseitigkeit die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts beeinflußt.

Lit.: A. Hoelzel „Gedanken und Lehren“ (1933), A. Roessler „Neu-Dachau“ (1905), „Adolf Hoelzel“ (Einfg. K. Leonhard), Künstlergilde 1968.