Internationale Fachtagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
in Verbindung mit der Studiengruppe Politik und Völkerrecht,
Königswinter-Heisterbacherrott, 20./21. Oktober 2016
Im Jahre 2018 jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Dieser Krieg hat die Geschichte Europas und der Welt und insbesondere das Zusammenleben der Völker in Mittel- und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert in entscheidendem Maße geprägt. Seine Folgen sind bis heute – bisweilen immer noch schmerzlich und konfliktträchtig – spürbar.
Die Studiengruppe Politik und Völkerrecht und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen haben es sich zum Ziel gesetzt, dieses Ereignis einer umfangreichen Würdigung zu unterziehen. In den Jahren 2016, 2017 und 2018 sollen drei internationale und interdisziplinäre Tagungen allein diesem Thema gewidmet sein. Die Referenten sind Wissenschaftler aus Deutschland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowenien, Ungarn, Rumänien, der Türkei, Armeniens sowie aus Taiwan und Chile. Es handelt sich um Geschichtswissenschaftler/innen und Rechtswissenschaftler/innen, hier insbesondere aus den Bereichen Staats- und Völkerrecht.
Es geht um die Frage der Gründe und Ursachen des Ersten Weltkriegs. Auch der Verlauf des Ersten Weltkriegs an den verschiedenen Fronten bedarf zwingend einer Darstellung. Von besonderem Interesse neben der Kriegsschuldfrage stehen aber dann die Auswirkungen der zu würdigenden Friedensverträge auf die Staatenwelt. Auch der Übergang des Deutschen Reiches in die Weimarer Republik ist staatsrechtlich diskussionswürdig. Da besonders Deutschland, Österreich und Ungarn, aber auch Polen und Rumänien sowie Frankreich und Dänemark territoriale Änderungen erfuhren, sollen diese im Mittelpunkt mehrerer Referate stehen.
Da Völker und Volksgruppen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vertrieben, aber vor allem deren Siedlungsgebiete anderen, teilweise neuen Staaten zugewiesen wurden, soll auch das Schicksal der Menschen, die oftmals zu Minderheiten im neuen Heimatland wurden, in jedem Einzelfall besonders betrachtet werden. Die Folgen der Grenzänderungen führen bis zum heutigen Tag zu Unruhen, Verstimmungen und Animositäten zwischen den betroffenen Staaten und Menschen. Es zeigte sich, dass infolge der Arroganz der Mächtigen Grenzen gezogen wurden, ohne dabei die Folgen der Grenzziehungen für die in den Gebieten lebenden Menschen zu würdigen.
Aber auch die Folgen des Krieges für das Osmanische Reich und den Nahen Osten, China und Lateinamerika sollen Gegenstand der Erörterung sein. Rechtsfragen wie die Kriegsschuldfrage und die Verantwortung des Kaisers, die Verletzung des Kriegsvölkerrechts durch die Kampfhandlungen, die Frage der Rechtmäßigkeit des Abschlusses der Friedensverträge und die Folgen für das österreichische Kaisergeschlecht durch das sog. Habsburgergesetz sind heute noch von großem wissenschaftlichem Interesse und sind Gegenstand kontroverser Diskussionen. Und natürlich stellt sich die Frage, ob die kruden Ideen des Nationalsozialismus ohne den Versailler Vertrag in Deutschland überhaupt eine Chance gehabt hätten.
Der Erste Weltkrieg gilt als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Die geplante Tagungstrilogie dient der gemeinsamen wissenschaftlichen Aufarbeitung des Krieges und seiner Folgen über Grenzen hinweg – und damit der weiteren Verständigung und des friedlichen Miteinanders der Menschen in Europa.
Vorgesehene Themen des 1. Teils der Trilogie:
– Ursachen und Beginn des Ersten Weltkriegs
– Verlauf des Ersten Weltkrieg
– Grabenkrieg, Gaskrieg, Seekrieg und Luftkrieg und das Kriegsvölkerrecht
– Der Erste Weltkrieg in Ostpreußen. Triumph und Tragik
– Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg. Entstehung – Abschluss- Rechtswirkung
– Nord-Schleswig und Elsass-Lothringen bei den Versailler Friedensverhandlungen
– Das Schicksal des Memellandes nach dem Versailler Vertrag
– „Hang the Kaiser!“: Prozessmöglichkeiten und rechtliche Verantwortung nach Art. 227 des Versailler Vertrags
– Kriegsverbrecherprozesse nach dem Ersten Weltkrieg
Die Tagung wird gefördert vom Bundesministerium des Innern