Der Philosoph Hermann Graf Keyserling gehört zu den bekanntesten Deutsch-Balten. Als Sohn des Landespolitikers und Landwirts Leo Graf Keyserling geboren, Enkel von AIexander Graf Keyserling (1815-1891), eines bedeutenden Landespolitikers und Naturforschers, Freundes von Otto von Bismarck, besuchte Keyserling das Gymnasium in Pernau, studierte Naturwissenschaften, Chemie und Geologie in Genf, Dorpat, Heidelberg und Wien (1897-1902) und lebte abwechselnd in Paris, London, Schottland, Italien und Deutschland, seit 1902 wieder in Estland, wo er Besitzer der Güter Rayküll und Könno (bis 1919) war. In den Jahren 1911/1912 unternahm er eine Weltreise, 1913 und 1914 führten ihn Reisen nach Biarritz und Nordafrika. Er vermählte sich in Friedrichsruh mit Goedela Gräfin Bismarck-Schönhausen, einer Enkelin des Fürsten Otto von Bismarck. Im Jahre 1920 begründete und leitete er in Darmstadt die „Schule der Weisheit“. Von 1939-1943 lebte er in Schönhausen (Elbe), zuletzt in Tirol, wo er in Innsbruck den Grundstein zur Neugründung der Schule der Weisheit legte. Keyserling wollte durch zahlreiche Tagngen, Vortragsreisen und weltweite internationale Beziehungen am geistigen Wiederaufbau der Welt mitwirken. Aus der Fülle seiner Werke seien genannt: "Das Reisetagebuch eines Philosophen" (1919), "Das Spektrum Europas" (1928), "Südamerikanische Meditationen" (1932), "Das Buch vom Ursprung" (1947), "Kritik des Denkens" (1948), "Reise durch die Zeit" (drei Bände, 1948-1963). Die Keyserling-Gesellschaft für freie Philosophie, gegründet 1920, pflegt sein Andenken.
Bibl.: H. Adolph: Die Philosophie des Grafen Keyserling (1927); R. Röhr: Graf Keyserlings magische Geschichtsphilosophie (1939).