Biographie

Berger, Albert

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Archivar, Lehrer
* 30. September 1864 in Sacarimbu, Nagyá/Siebenbürgen
† 12. März 1936 in Bistriz/Siebenbürgen

Der Sohn eines Bergwerkdirektors studierte nach der Reifeprüfung am ev.-deutschen Gymnasium zu Bistritz an den Universitäten Tübingen, Heidelberg, Leipzig, Berlin und Klausenburg Naturwissenschaften, Mathematik, Geschichte und Theologie und promovierte 1888 in Klausenburg zum Dr. phil. Hauptberuflich war Albert Berger Lehrer am ev.-deutschen Obergymnasium in Bistritz, zu dessen Direktor er 1914 gewählt wurde. Wie in Siebenbürgen üblich, bekleidete er daneben mehrere Ehrenämter. So war er ab 1914 Kurator des ev. Kirchenbezirks Bistritz, ab 1915 auch Präsident der Bistritzer Distriktssparkasse. Am 1. Februar 1930 wurde er in den Ruhestand versetzt.

Bleibende Verdienste erwarb sich Albert Berger vor allem durch seine nebenamtliche Tätigkeit als Leiter des Archivs von Stadt und Distrikt Bistritz. Diese Dokumentensammlung gehört zu den reichhaltigsten Sammlungen Siebenbürgens. Seine Bestände enthalten auch zahlreiche Dokumente dieser früheren Fernhandelsstadt, die nicht nur für die gesamte Geschichte Siebenbürgens und der Moldau, sondern auch ganz Südosteuropas von Bedeutung sind. Berger begann im Jahre 1888 mit der systematischen Ordnung und Erfassung der Archivbestände und erschloß sie erst damit der wissenschaftlichen Forschung. Seine damals aufgestellte Ordnung giltauch heute noch. Als Archivar fiel Albert Berger die Rolle eines Mentors vieler deutscher, aber auch ungarischer und rumänischer Geschichtsforscher zu, darunter auch des großen rumäni-1935, Hermannstadt) und Friedrich Wilhelm Stenner (1851-1924, Kronstadt) zu den bedeutendsten Archivaren Siebenbürgens. Das wird auch von der heutigen Historiographie Rumäniens anerkannt.

Unter den zahlreichen historischen Arbeiten Albert Bergers ist seine Sammlung„Urkunden-Regesten (zeitlich geordnete Verzeichnisse) aus dem alten Bistritzer Archive“ die bedeutendste. Die Urkunden und Inserte des Bistritzer Archivs aus den Jahren 1203-1526 konnte er noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges veröffentlichen. Aus wirtschaftlichen Gründen war es nicht möglich, diese Reihe, wie vorgesehen, bis zum Jahre 1585 fortzusetzen. Infolge glücklicher Zufälle war es möglich, die Regestenzettel bis zum Jahre 1570 in den Wirren der Jahre nach 1944 zu retten. Die Regesten für die Jahre 1571-1585 müssen wohl als endgültig verloren angesehen werden. Die Bergerschen Regesten der Jahre 1203-1570 konnten 50 Jahre nach dem Tode des Autors durch eine Veröffentlichung im Böhlau-Verlag, Köln-Wien, einem breiteren Kreis wissenschaftlicher Forscher erschlossen werden.

Der Regestensammlung Bergers kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil viele der von ihm erfaßten Urkunden heute nicht mehr vorhanden sind. Das Bistritzer Stadt- und Distriktsarchiv hatte nämlich seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ein wechselvolles Schicksal. Im Jahre 1919 nahmen kurzsichtige rumänische Beamte Albert Berger die Schlüssel des Archivs ab und enthoben ihn seines Amtes. Weil das Archiv anschließend nicht mehr benutzt wurde, blieb Jahre hindurch ein Wasserrohrbruch unbemerkt, so daß die Urkundenbestände verschimmelten und vermoderten. Um 1925 wurden dann die Bestände auf Pferdewagen in das benachbarte Städtchen Nassod (Năsăud) gebracht und verkamen dort, ungeordnet und ungenutzt. Als dann Nordsiebenbürgen durch den 2. Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 Ungarn zugesprochen wurde, ordnete die neue Verwaltung die Rückführung des Archivs nach Bistritz an und verfügte 1943 wegen der Gefahr von Luftangriffen eine Verlagerung in Landgemeinden. Bei der Räumung Nordsiebenbürgens im September 1944 wurde das Archiv durch die ungarische Verwaltung evakuiert und lagerte nicht gerade sachgemäß im westlichen Ungarn, bis es vor etwa 30 Jahren Rumänien zurückgestellt wurde und endgültig im Klausenburger Staatsarchiv landete. Es muß davon ausgegangen werden, daß bei dieser Handhabung viele Dokumente verloren gingen und andere, sowieso schlecht erhaltene Urkunden inzwischen unbrauchbar geworden sind. Hinzu kommt, daß einzelne Bestände, vor allem die Moldau betreffende Urkunden, ins Bukarester Generalstaatsarchiv überführt wurden.

Hauptwerk: Urkunden-Regesten aus dem Archiv der Stadt Bistritz in Siebenbürgen 1203-1570, Böhlau: Köln-Wien 1986.

Lit.: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bd. 4, S. 37f.; Hermannstadt 1904 (Nachdruck Köln-Wien 1983); Band 5, S. 89ff. (Köln-Wien; im Druck). Enciclopedia istoriografiei româneşti (Enzyklopädie der rumänischen Geschichtsschreibung) Bucureşti 1978, S. 55 f.

Ernst Wagner