Biographie

Pudor, Fritz

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Wirtschaftsjournalist, Verleger
* 6. August 1899 in Elbing/Westpr.
† 30. Dezember 1977 in Essen

Sein Vater, der Deichrentmeister Carl Pudor, viele Jahre unbesoldeter Stadtrat in Elbing und gewürdigt mit dem Prädikat Stadtältester, war für Fritz Pudor Zeit seines Lebens Vorbild. Zu den Leistungen des Vaters gehörte die Gründung eines sehr großen Heimatvereins, den er viele Jahre leitete, und der Aufbau eines anerkannt guten Heimatmuseums zur Ergänzung des Stadtmuseums. Neben anderen vor allem gemeinnützigen Vorhaben stand die Schaffung einer rund 70 Hektar großen Naturschutzanlage zur Pflege von Feld und Wald und der Förderung des Fischereiwesens an der Elbinger Haffküste, die dadurch ein beliebtes Erholungsgebiet für die Elbinger wurde. Das Schaffen des Vaters vor Augen, wuchs der Sohn auf. Fritz Pudor verstand es, Neigung, Können und Beruf miteinander erfolgreich zu verbinden, ein stiller Patriotismus und die Heimatliebe spielten dabei eine große Rolle.

In seiner Vaterstadt Elbing besuchte Pudor das Königliche Gymnasium. Nach dem Abitur wurde er im Juni 1917 in Osterode in Ostpreußen Soldat und am 9. März 1918 in Frankreich verwundet. Anschließend folgte das Studium der Rechtswissenschaft, der Germanistik, der Geschichte und der Staatswissenschaften in Königsberg, Berlin und Greifswald. Ende 1922 wurde Fritz Pudor mit einer Arbeit über die Die Oberschlesische Eisenindustrie im Kriege zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. Er absolvierte eine gründliche Ausbildung im Bankfach und der Industrie, war seit 1923 Schriftleiter am Hannoverschen Kurier und vertrat diese Zeitung an der Hannoverschen Börse. Er folgte einem Ruf des Geheimrats Gumpel, der ihn zum Handlungsbevollmächtigten des Hannoverschen Bankhauses Z.H. Gumpel bestellte. Für dieses gab er einHandbuch Hannoverscher Börsenwerte heraus. Am 1. Oktober 1929 wurde er Mitglied der späteren Verbindungsstelle Eisen für die Bereiche Schrifttum und Presse und zugleich der nordwestlichen Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller in Düsseldorf. Fritz Pudor war außerdem Schriftführer des Vereins Düsseldorfer Presse e.V. und Vorstandsmitglied des Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Presse, an deren Stelle 1949 die von ihm gegründeteWirtschaftspublizistische Vereinigung e.V. trat, die er von1949 bis 1964 leitete und deren Ehrenvorsitzender er anschließend wurde.

Im Jahre 1935 wurde Fritz Pudor Hauptschriftleiter der Ruhr- und Rheinwirtschaftszeitung, die der Fachmann zu einem bedeutenden Nachrichtenblatt der Industrie- und Handelskammern des Ruhrgebiets machte. Diese Tätigkeit endete 1945. Bereits 1946 entwickelte Fritz Pudor in Zusammenarbeit mit 20 Industrie- und Handelskammern des späteren Landes Nordrhein-Westfalen ein Rheinisch-Westfälisches Firmenjahrbuch. Während des Krieges war er in Düsseldorf total ausgebombt worden und wohnte dann in einem durch Bomben beschädigten Fachwerkhaus in Wetter/Ruhr. Von dort aus schuf er dasRheinisch-Westfälische Wirtschaftsjahrbuch. Dann übernahm er in Essen die Westverlag GmbH. Dort brachte er das Firmenjahrbuch und das Wirtschaftsjahrbuch heraus. Mit Vollendung des 65. Lebensjahres trennte er sich von dem Unternehmen. Anschließend übernahm er in Düsseldorf die Verlagsleitung des Industriekuriers, wurde dort Verlagsdirektor und später Generalrepräsentant. In dieser Position blieb er auch nach der Fusion der Zeitung mit dem DüsseldorferHandelsblatt. Ende 1972 schied er aus. Es war eine Aufgabe, die ihn durch viele Länder Europas und nach Übersee geführt hatte. Zeitweise war Fritz Pudor ständiger Berater für Publizistik der Axel-Springer-Gesellschaft und anderer Institutionen.

Während seines ganzen Lebens blieb Fritz Pudor – soweit die äußeren Umstände dies zuließen – mit seiner Heimatstadt Elbing verbunden. Er besuchte sie immer wieder und sammelte Elbingensien in Düsseldorf und später im Ruhrgebiet, wie er es von seinem Vater in Elbing gesehen hatte. Er empfand den Verlust der Heimatstadt 1945 mindestens ebenso stark wie andere, die den Vertriebenenausweis A besaßen. Ohne Auftrag, aus eigenem Antrieb schuf er bereits 1949 die kulturelle SchriftenreiheElbinger Hefte und gab sie alleine und mit anderen bis 1974 heraus. Dann übernahm sie die von ihm begründete kulturelle Vereinigung der Elbinger, die Truso-Vereinigung, die sie bis heute herausgibt. Fritz Pudor war von 1957 bis 1963 Heimatkreisvertreter der Stadt Elbing und von 1957 bis 1972 Vorsitzender der Truso-Vereinigung, gehörte von 1958 bis 1963 dem Bundesvorstand der Landsmannschaft Westpreußen und später dem Beirat an. In vielen Zeitschriften veröffentlichte Fritz Pudor zu sehr unterschiedlichen Themen Aufsätze, meistens griff er wirtschaftliche Themen auf, schrieb Biographien bedeutender Wirtschaftsführer des Rhein-Ruhr-Gebietes oder über die Heimat und den “westpreußischen Menschen”. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen: Wirtschaft im Westen, 1939; fünf Bände Nekrologe und Lebensbilder aus rheinisch-westfälischem Industriegebiet 1939-1961,Elbinger Erinnerungsbilder, 1953; Männer der frühen deutschen stahlwirtschaftlichen Verbände und 1974 Eisen- und Stahlunternehmen aus alter Zeit. Er verfaßte mehrere Firmenschriften für Unternehmen des Ruhrgebietes. Seine VeröffentlichungElbinger Malkunst seit 1740, 1961, wurde zu einem bleibenden Nachschlagwerk. Als Fritz Pudor 60 Jahre alt wurde, erschien zu seinen Ehren die FestschriftWege der Wirtschaftspublizistik mit einem Vorwort des damaligen Bundeswirtschaftsministers Prof. Dr. Ludwig Erhardt. Der Wirtschaftsjournalist Pudor war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Volks- und Betriebswirtschaftlichen Vereinigung e.V., im Beirat des Rhein-Ruhr-Clubs e.V. und im Präsidium der Harkort-Gesellschaft.

Pudors Interessen reichten weit über das Berufliche hinaus. Er war mehrere Jahre Eigentümer des nach ihm benannten Fritz-Pudor-Verlages. Dort erschien aus seiner Feder eine kleine Schrift über Sokrates, eine andere nannte er Fliegenreime, und unter seinem Pseudonym Peter Liep veröffentlichte er Gedichte in Erinnerung an das Ostseebad Kahlberg auf der Frischen Nehrung. Ein anderes Thema war die Elbinger Mundart.

Von den zahlreichen Auszeichnungen, die Fritz Pudor in seinem Leben erhielt, sollen einige von denen genannt werden, über die er sich besonders freute: Es war der Schlesische Adler-Orden II. Kl., 1962 die Elbing-Medaille, 1970 die Harkort-Medaille, 1971 die Westpreußen-Medaille und 1974 der Elbinger Kulturpreis. Als Fritz Pudor gestorben war, erschienen in vielen Zeitungen Nachrufe. Die Ruhr-Nachrichten in Dortmund schrieben damals: “Allen Wirtschaftsjournalisten war er ein liebenswürdiger, ja gütiger Kollege.” Die Elbinger Nachrichten zitierten aus einem Gedicht, das Fritz Pudor einst in Erinnerung an seinen Vater geschrieben hatte: “Er ging von uns und ist uns doch geblieben.”

Quellen: Persönliche Angaben und Aufzeichnungen von Dr. F. Pudor, Presseartikel, verschiedene Aufsätze des Verfassers in “Der Westpreuße” sowie die biographische Einführung von Hans-Jürgen Schuch in die Buchpublikation: Fritz Pudor, “Aus der Welt des deutschen Ostens – meines Vaters Lebensweg”, Bremerhaven und Münster 1969.

Lit.: Wer ist Wer? XVIII. –Altpreußische Biographie, Band IV, Seite 1143.

Bild: Nach einer Photographie von Kurt Hege, Essen.

 

  Hans-Jürgen Schuch