Der Komponist Heinz Tiessen begann als Richard-Strauß-Schüler mit symphonischen Werken und einer Naturtrilogie für Klavier, die über seinen Tod hinaus Geltung beanspruchen darf. Unter dem Einfluß Schönbergs bevorzugte er eine sehr persönlich geprägte atonale Satzweise. In Königsberg geboren, war ihm Allenstein, wo er in jungen Jahren lebte, besonders vertraut geworden. 1905 siedelte er nach Berlin über, wo er Philosophie und Literatur und am Sternschen Konservatorium Komposition studierte. Nebenbei wirkte er als Musikkritiker bei der Allgemeinen Musikzeitung. Von 1925 bis 1945 war er Lehrer für Komposition und Theorie an der Hochschule für Musik. Im „Dritten Reich“ wurde er zunächst boykottiert, blieb jedoch Professor an der Musikhochschule und Mitglied der Preußischen Akademie. Unter Kriegseinwirkung wurden in den Verlagshäusern in Leipzig und Berlin die Aufführungsmaterialien seiner Orchesterwerke und der Klavierwerke und Chöre vernichtet. Seine 1913 entstandene Naturtrilogie für Klavier, die durch Eduard Erdmann und Wilhelm Backhaus im In- und Ausland erfolgreich aufgeführt worden war, wurde 1955 erneut aufgeführt. Sie ist eine Hymne auf die ostpreußische Heimat. Neben dem Berliner Kunstpreis (1957) und dem Johann-Wenzel-Stamitz-Preis der Künstlergilde wurde Heinz Tiessen (1969) mit dem Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.</p >