Hans Tropsch war Sohn des Bahnbeamten Franz Tr. aus Widhostitz b. Podersam und seiner Ehefrau Anna, geb. Zeidler. Er besuchte die Staatsrealschule in Plan und maturierte. Von 1907 bis 1912 studierte er an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag Chemie unter dem außerordentlich tüchtigen Chemiker Hofrat Prof. Dr. ehem. Wilhelm Gintl, einem Wissenschaftler von hohem Ansehen. 1912-1914 Assistent bei Prof. Hans Meyer an der Deutschen Karls-Universität in Prag, bei dem er auch seine Doktorarbeit machte. 1913 promovierte er an der Deutschen Techn. Hochschule Prag zum Dr.-Ing. 1914-1916 Chemiker im wissenschaftlichen Laboratorium des später zur IG Farben gehörenden Farbwerkes Mühlheim, vormalig Leonhardt, in Mühlheim. 1916-1917 Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung in Mühlheim an der Ruhr. 1917-1920 Chemiker und Betriebsleiter im Werk Niederau bei Dresden der Rütgerswerke AG. Die Produktion dieses Werkes war zu dieser Zeit ganz auf die Herstellung von Motorenbenzol, Reintoluol, Heiz- und Treiböle für Heer und Marine eingestellt. 1921-1928 Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung in Mühlheim. In dieser Zeit von acht Jahren veröffentlichte er an die hundert wissenschaftliche Arbeiten, teils mit Prof. Fischer, teils mit anderen Mitarbeitern des Instituts, darunter auch die Arbeit über die „Erdölsynthese“ (1926), die als „Fischer-Tropsch-Verfahren“ in die Geschichte einging. Das „Fischer-Tropsch-Verfahren“, das Verfahren zur technischen Gewinnung von Benzin aus Kohlenoxyd und Wasserstoff. 1931-1935 Professor an der University of Chicago und am Amour Institute of Technology sowie Direktor der wissenschaftlichen Forschung der Universal Oil Products Company in Chicago. Seinem frühen Tod widmete die Deutsche Technische Hochschule Prag einen Nachruf, in dem es heißt: „… Mit Tropsch ist einer der bedeutendsten Bahnbrecher auf dem Gebiete der Erforschung der Kohle und ihrer Umwandlung in hochwertige Produkte allzufrüh dahingegangen …“
Werke: u.a. Leitfähigkeit der Amine u. Dicarbonsäuren d. Pyridins., in: Sitzungsbericht d. Akademie d. Wissenschaften, Wien (1914). – Trockene Destillation von Lignin im Vakuum, in: Brennstoff Chemie 3 (1922). – Bedeutung der in Kohle gefundenen Cellulosereste. Verbrennung von Methan zu Formaldehyd, in: Brennstoff Chemie 5 (1924). – Katalytische Reduktion u. Hydrierung von Phenolen mit Wasserstoff unter Druck, zus. m. Hlavica B. u. Weinstein O., in: Brennstoff Chemie 11(1929).– Katalytische Eigenschaften des Rheniums, mit Kassler R., in: Berichte d. Deutschen Chem. Gesellsch. 63 (1930). – Zusammensetzung d. bei Erdölsynthese erhaltenen Produkte, in: Gesammelte Abhandlungen zur Kenntnis der Kohle, 9 (1930).– Kritische Punkte v. Lösungen techn. Kohlen Wasserstoff gem. in flüssigem Amoniak, m. Simek G.B., in: Mitt. des Kohlenforschungs Institutes Prag (1931). – Therm. Zersetzung des böhm. Braunkohlen Generatorteers, m. Simek G. B., in: Mitt. des Kohlenforschungs-Institutes Prag (1932). – Wirkung von Katalysatoren bei d. Hochdruckhydrierung v. Phenolen u. Kohlenwasserstoffen, m. Weinstein O., in: Mitt. d. Kohlenforschungs-Institutes Prag (1932). – Säuren des Bitumens d. böhm. Braunkohle, mit Stadier A., in: Brennstoff Chemie 15 (1934). – Analyse gasförmiger Kohlenwasserstoffe.Methode z. Bestimmung gasförmiger Paraffine u. Olefine. In-dustr. and Engineering Chem. m. Mattox W. J., in: Analyt.Edition 6 (1934).
Lit.: Krug Rich. Geschichtsabteilung, Mühlheim a. Main (1985). – Hemmerle R., Sudetenl. Lex. (1984). – MSA 60 (1980). – Krug Rich.: Historisch bedeutsame Persönlichkeiten der Stadt Mühlheim am Main. Prof. Dr.-Ing. Hans Tropsch, Sonderband (Okt. 1979). – Krug R.: Prof. Dr.-Ing. Hans Tropsch, ein sudetendeutsches Erfinderschicksal, in: Plan — Weseritzer Heimatbr. (Feber 1979). – Wolf W.: Zweigroße Forscher aus dem Sudetenland, in: Sudetendeutsche Zeitung 12 (1959) Der Egerländer 2 (1956). – Cartier R.: 50mal Amerika (1954). – Poggendorff 6 (1940). – Birk A.: Deutsche Technik (1931).
Quelle: Egerländer Biographisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Reg.-Bez. Eger. Band 2, Männedorf 1987. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.