Biographie

Briese, Otto

Herkunft: Donaugebiet
Beruf: Maler, Zeichner
* 25. Juni 1889 in Jassy/Rumänien
† 21. Februar 1963 in Jassy/Rumänien

Eduard Briese ist der Sohn evangelisch-deutscher Handwerker, die sich in der ehemaligen Hauptstadt des rumänischen Fürstentums Moldau, in Jassy, niedergelassen hatten. In Roman und Jassy besuchte Otto Briese die Schule, war von 1906-1911 Schüler der Kunstschule, wo er einerseits Malkurse belegte, andererseits von 1906-1909 recht erfolgreich Instrumentalmusik ausübte. Als junge Künstler 1909 den Lecomte-de-Nouy-Preis für eine Zeichnung erhielt und anschließend in Wien und München Zeichen- und Malunterricht nahm, mag die endgültige Entscheidung gefallen sein. Otto Briese widmete sich in den nächsten 54 Lebensjahren mit viel Ausdauer und Erfolg der Malerei.

Als Zeichenlehrer und Kunsterzieher ist er seit 1912 in Vaslui und Jassy tätig. Ab 1933 ist er Professor an der Jassyer Kunstakademie, 1945 wird er zum Direktor dieser Institution ernannt. In den Kriegsjahren befand sich Briese – ebenso wie die meisten namhaften Künstler Rumäniens – im Banat, wo er weiterhin junge Talente ausbildete und seine eigenen künstlerischen Arbeiten vorantrieb. Als Initiator des Kulturlebens in Rumänien war der Deutschmoldauer schon früh am Werk: 1918 gründete er zusammen mit den Malern C. Bacalu, A. Baesu, St. Dimitrescu die Jassyer Künstlervereinigung „Arta românească“, die entschieden gegen den Akademismus auftrat. Nach 1945 war Briese einer der Mitbegründer des „Flacăra“-Kreises, der die Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg überwinden helfen sollte. Zusammen mit dem Bukarester deutschen Kunstkritiker und Romanschriftsteller Oscar Walter Cisek hat Briese 1926 die erste Großschau neuer Graphik in Rumänien veranlaßt und mitgestaltet. Aber die Hauptleistungen des Künstlers liegen auf dem Gebiet der Malerei. Seine Zeichnungen, die eine ausgeprägte Neigung zu Porträtskizzen erkennen lassen, sind bisher nie in einer Einzelausstellung zu sehen gewesen. Und solche Einzelausstellungen hat der Maler oft genug gezeigt. Insgesamt waren von 1911 bis 1962 drei Dutzend Einzelausstellungen von Otto Briese in allen größeren Städten Rumäniens zu sehen. Außerdem hat er bei nationalen und internationalen Gemeinschaftsausstellungen zahlreiche Preise erhalten. Otto Briese ist einer der ersten, die in der Moldau die Landschaftsmalerei publikumswirksam machten. Dabei hat er sowohl die von Deutschen bewohnten Landstriche – das Buchenland und das Banat (vor allem die Gegend von Sarul Dornei und Lugosch) — in nuancierter spätimpressionistischer Manier im Bild festgehalten, als auch typisch rumänische  Gegenden (vor allem die Klostereinsamkeiten von Agapia, Văratec, Neamj haben es ihm angetan, aber auch die Küsten des Schwarzen Meeres in Bessarabien und bei Balcic, im heutigen Bulgarien). Die Poesie abgelegener Winkel schwingt in Brieses Gemälden mit, und der gebürtige Jassyer gilt auch heute noch als Modellstifter für die Erfassung pittoresker Vorstadtszenarien. Die auf sieben Hügeln gelegene moldauische Hauptstadt mit ihrem Dächer- und Sprachengewirr, mit ihrer bunten Menschenvielfalt kommt in Brieses harmonischen Farbpanoramen zur Geltung. Er hat bei der Ausgestaltung dieser Vorstadtidyllen keinen ebenbürtigen Nachfolger gefunden. Stadtgeschichte mit ihrer bescheidenen Nostalgie wird so am Leben erhalten. Auch als Porträtist, als Nachfolger einer von München aus angeregten und weitergepflegten Tradition des Stillebens ist Otto Briese in Erinnerung geblieben. Seine Blumenbilder sind in zahlreichen Museen und Privatsammlungen zu sehen.

Lit.: Grigore V. Coban, Pictorul Otto Briese (Der Maler Otto Briese), Temeswar 1936 (Jassy, 1937). – O. Tafrali,Istoria artelor (Geschichte der Künste), 1939. – Claudiu Paradeis, Valori ale picturii romanesti (Werte der rumänischen Malerei), Bukarest, 1970. – I. Maftei, Personalitati iesene (Persönlichkeiten aus Jassy), Jassy, 1972, S.105/107. – H. Fassel, Aus der Zeit hinaus. Zur Retrospektive Otto Briese, in:„Neue Literatur“, 8/1981, S. 111/113. – H. Fassel, Der Jassyer Maler Otto Briese, in: „Volk I Kultur“, 11/1982, S. 14, 23.

Horst Fassel