Die wohl bedeutendste Musikerpersönlichkeit Kronstadts vom Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts war Daniel Croner, der am 22. März 1656 in der Kronstädter Purzengasse als Sohn des Schneidermeisters Daniel Croner und seiner Frau Katharina geboren wurde. Seine musikalische Begabung wurde schon früh erkannt und gefördert.
Von 1671-1678 besuchte er das bekannte Honterus-Gymnasium seiner Vaterstadt, begann in dieser Zeit Musikstücke für sich abzuschreiben und legte im Jahre 1675 eine Musikhandschrift mit dem Titel „Exercitionale“ an. Anschließend besuchte er das Weißenburger Kollegium zur Vervollkommnung seiner Ungarisch-Kenntnisse und zog 1680 nach Breslau, wo er am Maria-Magdalena-Gymnasium lernte. Dort begann er im Januar 1681, seine Musikhandschrift „Tabulatura Fugarum, Praeludiorum, Canzonum, Tocatarum et Phantasiarum“ schreiben. Von Breslau zog Croner im Jahre 1681 auf die Universität nach Leipzig, reiste aber schon nach einigen Tagen wegen der großen Teuerung nach Wittenberg, um dort Theologie zu studieren. Hier hatte er ein enges Verhältnis zum dortigen Kantor und Musikdirektor Johann Ulich (1634-1712), der ihm bei seinem Abschied von Wittenberg im Jahre 1683 eine gedruckte „Musicalische Ode“ widmete.
Im Januar 1684 kehrte Daniel Croner nach Kronstadt zurück und im Frühjahr 1685 schrieb er in rascher Folge fast hundert Fugen und Präludien in seine „Exercitionale“-Handschrift ab, von denen etwa zwanzig ihm auch als Komponisten zugeschrieben werden.
Im Jahre 1687 heiratete Daniel Croner; er wurde 1691 zum Prediger an der Johanniskirche berufen und 1693 zum „Cathedralprediger“ an der Stadtpfarrkirche, der heutigen Schwarzen Kirche in Kronstadt. Im Jahre 1701 wählte ihn die Gemeinde Heldsdorf im Burzenland (nördlich von Kronstadt) zu ihrem Ortspfarrer. Hier setzte er sein „Exercitionale“ ab 1704 weiter fort und war im Jahre 1709 an der Anschaffung einer neuen Orgel für die Heldsdorfer Kirche maßgeblich beteiligt. Von 1735-1738 war er auch Dechant der Burzenländer Kapitels. Er starb am 25. April 1740 in Heldsdorf und wurde in der dortigen Kirche beigesetzt.
Nach seinem Tode kam seine reiche Büchersammlung in die Bibliothek des Honterus-Gymnasiums, und heute noch befindet sich sein Besitzervermerk auf mehreren Bänden in den Bibliotheken der Schwarzen Kirche und des Staatsarchivs in Kronstadt.
Die Auswertung des musikalischen Nachlasses von Daniel Croner begann in der Zwischenkriegszeit. Unter Verwertung von Vorarbeiten des verdienten Kronstädter Musikdirektors Victor Bickerich (1895-1964) erschienen in den Jahren 1971 bis 1972 drei Hefte „Altsiebenbürgische Orgelmusik, komponiert um 1680. Daniel Croner (1656-1740)“, herausgegeben von Andreas Porfetye (Edition Breitkopf Nr. 6652, 6674, 6675).
Im Jahre 1977 veröffentlichten Andreas Pernye und Daniel Benkö in den „Studia Musicologica“ eine Untersuchung über die Breslauer Orgeltabulatur von Daniel Croner. <p >Mehrere Musikstücke aus Croners Handschriften wurden auch auf Schallplatten eingespielt, sein Werk gehört mit zum Repertoire einheimischer und ausländischer Interpreten.
Die Bedeutung von Daniel Croner liegt darin, daß er für die neuesten musikalischen Entwicklungen in Deutschland offen war und durch seine Notenabschriften diese in sein Heimatland Siebenbürgen brachte. Manche davon sind in ihrem Ursprungsland verloren gegangen und nur in Croners Abschriften überliefert: so hat er auch für die binnendeutsche Musikgeschichte wertvolle Zeugnisse bewahrt. Die Erforschung des musikalischen Nachlasses von Daniel Croner ist noch nicht abgeschlossen und läßt noch auf neue Erkenntnisse hoffen.
Lit.: Astrid Philippi, Daniel Croner. Der Kronstädter Organist und Komponist, in: Karl Teutsch (Hrsg.), Beiträge zur Musikgeschichte der Siebenbürger Sachsen, Band 2, Kludenbach 1999, S. 30-45. – Wolfgang Sand, Kronstadt. Das Musikleben einer multiethnischen Stadt bis zum Ende des Habsburgerreiches, Kludenbach 2004, S. 68-71. – Karl Teutsch, Pfarrer und Musiker. Zum 350. Geburtstag von Daniel Croner, in: Siebenbürgische Zeitung, München, 56. Jg., Folge 5, 31. März 2006, S. 9. – Gernot Nussbächer, Gewürdigt und gepflegt. Das Orgelmusikwerk von Daniel Croner, in: Karpatenrundschau, Kronstadt, 23. (34.) Jg., Nr. 17 (2032), 27. März 1990. – Gernot Nussbächer, Ein lebendiges Stück Musik. 250 Jahre seit dem Tod des Kronstädter Organisten Daniel Croner, in: Neuer Weg, Bukarest, 42. Jg. Nr. 12712, 20. April 1990.
Weblinks: https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Croner; https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=VeFQ7RJAH8M#t=0
Gernot Nussbächer