Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung wird feierlich eröffnet

Foto: Deutschlandhaus in Berlin
Das Deutschlandhaus in Berlin – Foto: Wikipedia/Jörg Zägel, Deutschlandhaus, CC BY-SA 3.0

 

Reinfried Vogler

Mit der feierlichen Eröffnung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 21. Juni 2021 im Deutschlandhaus in Berlin wird heute ein neues Kapitel der Erinnerungskultur aufgeschlagen. An der Eröffnung wird auch der Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Reinfried Vogler, teilnehmen.

Das 1927 errichtete Gebäude, das in den frühen 1960er Jahren von seinen Kriegsschäden befreit worden war, wurde noch unter Konrad Adenauers Ägide der „nationalen Pflege der ostdeutschen Kultur“ gewidmet. Nach dem Mauerbau wurde das bundeseigene Gebäude bald zum Anlaufpunkt vieler Flüchtlinge aus der DDR. Zudem hatten im Deutschlandhaus viele Jahre lang Landsmannschaften der Heimatvertriebenen ihre Büros.

Um die Jahrtausendwende wurde das Gebäude dann zum Standort der neu zu schaffenden Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung bestimmt. Die umfangreichen Arbeiten am Haus, bei denen Ausstellungsflächen, eine Bibliothek, ein Zeitzeugenarchiv sowie ein Restaurant eingerichtet wurden, sind nun abgeschlossen und so kann der Öffentlichkeit das neue Dokumentationszentrum der Stiftung übergeben werden.

Der offiziellen Eröffnung waren Diskussionen vorangegangen, die sich um die Grundfrage drehten, wie man Flucht und Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges und danach darstellen kann, ohne den geringsten Zweifel zu lassen, dass sich Deutschland seiner bleibenden Verantwortung für die deutschen Verbrechen des Krieges und die Ermordung der europäischen Juden bewusst ist, erklärte bei der Eröffnungspressekonferenz Dr. Gundula Bavendamm, Direktorin der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung.

Mit dem Dokumentationszentrum wird endlich in der Bundeshauptstadt Berlin an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen erinnert und gleichzeitig deren herausragender Beitrag zum Wiederaufbau des zerstörten Nachkriegsdeutschlands, dem Wirtschaftswunder in der neu gegründeten Bundesrepublik und damit zu unserem heutigen Wohlstand gewürdigt.

„Wie haben wir nun den eingangs erwähnten inhaltlichen Balanceakt gelöst? Als einzigartiger Lern- und Erinnerungsort schließt das DZ eine Lücke, nicht nur in der deutschen Erinnerungslandschaft. Das Publikum erfährt von den Ursachen, Dimensionen und Folgen staatlich angeordneter Bevölkerungsverschiebungen, vor allem der europäischen Geschichte. Unser Ansatz ist wissenschaftlich fundiert“, sagte Dr. Gundula Bavendamm und fügte hinzu: „Die Grundstimmung im Stiftungsauftrag wird austariert zwischen allgemeinen und auch vergleichbaren Phänomenen, einer europäischen Geschichte der Zwangsmigrationen und dem historisch Besonderen der deutschen Geschichte.“

Die Ausstellung des Dokumentationszentrums zeigt auf über 1500 Quadratmetern etwa 700 Exponate, 250 historische Fotos und 140 Karten. Zudem vermitteln 64 Medienstationen und 100 Objekte in Verbindung mit einem mehrsprachigen Audioführer zusätzliche Informationen. Dabei sollen die drei Leitmotive „Inklusion“, „Partizipation“ und „Perspektivwechsel“ im Vordergrund stehen. Mit dem Perspektivwechsel verbunden sind besondere Objekte, zu denen jeweils drei verschiedene Blickwinkel präsentiert werden. Das reicht von einem polnischen Umsiedlungsplakat bis zum Friedensvertrag von Bosnien und Herzegowina aus dem Jahr 1995.

Das Dokumentationszentrum soll aber nicht nur ein Museum sein. Bereits jetzt ist die Nachfrage von Journalisten, Wissenschaftlern und Familienforschern nach den hier zusammengetragenen Unterlagen riesig. Für sie bietet das Zentrum eigene Handreichungen und eine Beratungsstelle. Damit wird auch deutlich, dass noch längst nicht alle Fragen beantwortet sind und die Dimension von Vertreibungen weit über ihren Entstehungszeitraum hinausreicht.


Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung öffnet ab dem 23. Juni 2021 seine Pforten für die Öffentlichkeit. Aufgrund der Pandemie-Lage ist es derzeit erforderlich, ein Zeitfenster für den Besuch zu buchen, der Eintritt ist jedoch frei. Führungen durch die Ausstellung sind gegen eine geringe Gebühr vorbestellbar.

Zum Live-Stream ab 15.00 Uhr gelangen Sie hier.

Weitere Informationen zur Stiftung und zum Dokumentationszentrum:
www.flucht-vertreibung-versoehnung.de