Unter dem Motto „Kulturvermittler, Wissensvermittler und Träger der europäischen Idee“ fand vom 11. bis 13. Juni in Berlin die 5. Internationale Jubiläumsfachtagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der FUEN statt. Die Tagung mit dem Titel „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ widmete sich dem Austausch und der Zusammenarbeit zwischen Landsmannschaften, nach §96 BVFG tätigen Einrichtungen und Vertretern der deutschen Minderheiten.
Die Fachtagung wurde erstmals im Jahr 2020 in Dresden abgehalten und findet seither jährlich statt und ist die einzig existierende Plattform des regelmäßigen Austausches zwischen „Heimatvertriebenen“ und „Heimatverbliebenen“. Die diesjährige Tagung wurde erneut vom Bundesministerium des Innern und für Heimat unterstützt und versammelte hochrangige Repräsentanten aus den Reihen der deutschen Minderheiten, Landsmannschaften und Kultureinrichtungen.
Die Veranstaltung zog über 60 Teilnehmer an, darunter Repräsentanten der deutschen Minderheiten aus Polen, Litauen, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Serbien, Georgien, Kirgisistan und der Ukraine. Zu den Gästen aus Deutschland gehörten neben Repräsentanten der Landsmannschaften auch Natalie Pawlik MdB, Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius sowie, Dr. Jens Baumann, Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler in Sachsen, Sächsisches Staatsministerium des Innern.
Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch von Best Practices und die Diskussion aktueller Herausforderungen. Sie zielte darauf ab, die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen zu stärken, gemeinsame Ziele und Anliegen zu fördern und das Bewusstsein für das deutsche kulturelle Erbe im Osten Europas zu schärfen.
Eröffnungstag mit Grundsatzpanel und Theateraufführung
Die Tagung umfasste verschiedene Themenblöcke, darunter die Situation der Heimatvertriebenen und der deutschen Minderheiten, Unterstützungsmöglichkeiten für die Ukraine, die Bedeutung der Minderheitenschutzgesetzgebung als EU-Beitrittskriterium, die Bedeutung der Vernetzung der Medien sowie die Vernetzung der Vertreter der Jugendorganisationen. Anhand von Impulsvorträgen, Podiumsdiskussionen und Präsentationen wurden Einblicke in erfolgreiche Projekte und Initiativen gegeben und Impulse für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gesetzt.
Das traditionelle Eröffnungspanel „Heimatvertriebe und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille fand auf der Bühne des Pfefferberg Theaters statt, da direkt im Anschluss die Uraufführung des von der Schriftstellerin mit wolhyniendeutschen Wurzeln Katarina Martin-Virolainen verfassten gleichnamigen Theaterstücks stattfand.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten, Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, und der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik MdB.
Der Ehrenvorsitzende der Kulturstiftung Reinfried Vogler
Videomitschnitt des Grußwortes von Ehrenvorsitzenden Reinfried Vogler bei Kulturstiftung-TV
Die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik MdB
Videomitschnitt des Grußwortes von Bundesbeauftragter Natalie Pawlik MdB bei Kulturstiftung-TV
Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der FUEN Bernard Gaida
AGDM-Sprecher Gaida erklärte, dass man das Motto der diesjährigen Fachtagung mit den drei Begriffen Kulturvermittler, Wissensvermittler und Träger der europaeichen Idee gewählt habe um aufzuzeigen, dass die „zwei Seiten der eine Medaille“ den Blick in die Zukunft richten, wo einerseits die Grausamkeiten des Krieges und deren Folgen nicht vergessen sein dürfen und um zu zeigen, dass die europäische Idee „der Einheit in Vielfalt“ der richtige Weg für den Kontinent ist. Man sei eine Personalisierung der europäischen Idee, weil man im täglich praktischen Leben mindestens in zwei Welten lebe . Gemeinsam sei man Helfer der deutschen und europäischen Friedenspolitik, Befürworter der Integration und Träger der deutschen Kultur“, so Gaida.
Videomitschnitt des Grußwortes von AGDM-Sprecher Bernard Gaida bei Kulturstiftung-TV
Moderiert wurde das Eröffnungspanel von Sven-Felix Kellerhoff, Leitender Redakteur, WELTGeschichte
Der erste Themenblock „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ legte die inhaltliche Basis für die Konferenz. Nach einem einführenden Impulsvortrag der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik MdB, diskutierten auf einem Podium Bundesbeauftragte Pawlik, AGDM-Sprecher Bernard Gaida, der sächsische Landesbeauftragte Dr. Jens Baumann, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt, der Präsident des Bundes der Vertriebenen Dr. Bernd Fabritius und der Ratsvorsitzende der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland Hartmut Koschyk. Moderiert wurde von Sven-Felix Kellerhoff , Leitender Redakteur, WELTGeschichte.
Zweiter Konferenztag
Der zweite Konferenztag widmete sich Themenblöcken Unterstützung der Ukraine, der Minderheitenschutzgesetzgebung sowie der Vernetzung der Medien.
Der Themenblock „Landsmannschaft und deutsche Minderheit: Der mögliche Beitrag zum Wiederaufbau der Ukraine unter besonderer Berücksichtigung der Strukturen der deutschen Minderheit vor Ort“ wurde eingeleitet von einer Videogrußbotschaft von Viktor Yelenskyi, Leiter des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Minderheitenpolitik und Gewissensfreiheit und einem Impulsvortrag von Alexander Schlamp, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Czernowitz, Ukraine, Präsidiumsmitglied des Rates der Deutschen der Ukraine. An der sich anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Johann Thiessen, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Dr. Lothar Jakobi, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Weichsel-Warthe, Heinz-Jürgen Oertel, stv. Bundesvorsitzender Bessarabiendeutscher Verein e.V., Edwin Warkentin, Bundeskulturreferent, Kulturreferat für Russlanddeutsche, Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte, Volodymyr Leysle, Vorsitzender des Präsidiums des Rates der Deutschen der Ukraine.
Alexander Schlamp, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Czernowitz, Ukraine, Präsidiumsmitglied des Rates der Deutschen der Ukraine
Im Themenblock „Unser Beitrag zur Minderheitenschutzgesetzgebung als EU-Beitrittskriterium“ diskutierten nach Impulsvorträgen von Prof. Gilbert Gornig, Leiter der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht der Kulturstiftung und Olivia Schubert, Vize-Präsidentin der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) und Vize-Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Gabrijela Bogišić, Geschäftsführerin des Deutschen Verein „St. Gerhard“, Sombor/Serbien, Volodymyr Leysle, Vorsitzender des Präsidiums des Rates der Deutschen der Ukraine, Alexander Feldmaier, Vorsitzender der Assoziation der Deutschen Georgiens „Einung“, Renata Trischler, Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN, Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Posselt MdEP a.D., Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Olivia Schubert, Vize-Präsidentin der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), Vize-Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.
Der dritte Themenblock widmete sich der Vernetzung der Publikationsorgane und der Medien, in dessen Rahmen auch die von der Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der AGDM ins Leben gerufene MedienArbeitGemeinschaft (MAG) vorgestellt wurde. Nach einem Impuls von Thomas Dapper, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Kulturstiftung diskutierten hierzu Lene Dej, Korrespondentin der Abteilung für nationale Minderheiten des ukrainischen Fernsehens im Studio Uschgorod, Manuel Rommel, Redakteur LandesEcho, Tschechische Republik, Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien Nieder- und Oberschlesien, Andreas Hansen, Bundesvorsitzender der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Klaus Didio, Filmemacher und Lucas Netter, ehemaliger ifa-Entsandter beim Wochenblatt.pl
Festakt zum 50jährigen Bestehen der Kulturstiftung
Am Abend nahmen alle Tagungsteilnehmer am Festakt zum 50jährigen Bestehen der Kulturstiftung in der Katholischen Akademie teil, in dessen Rahmen Bernard Gaida, stellvertretend für die deutschen Minderheiten ein Grußwort sprach und AGDM-Koordinatorin Renata Trischler an einer Gesprächsrunde teilnahm.
Dritter Konferenztag
Das Tagungsformat „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ möchte ebenso Jugendorganisationen miteinander verbinden, die in der Vertriebenenarbeit tätig sind. So stand am letzten Konferenztag auch dieses Jahr die Jugendarbeit im Fokus. Im Anschluss an einen Impuls von Thomas Hoffmann, ehemaliger Bundesvorsitzender der djo-Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e.V. und ehemaliger Geschäftsführer der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch diskutierten Tobias Schulz, Junges Schlesien, Georg Kopp, JSDR Jugend und Studentenring der Deutschen aus Russland, Paulina Widera, Bund der Jugend der deutschen Minderheit in Polen (BJDM), Sebastian Arion, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien, Diana Liebert, Deutsche Jugend in der Ukraine, Hanna Klein, AGDM Jugendkoordinatorin aus Kroatien und Peter Harder, Bund Junges Ostpreußen.
Die 5. Internationale Fachtagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten war ein großer Erfolg und bewies im Jubiläumsjahr, warum der Austausch zwischen Heimatverbliebenen und Heimatvertriebenen so wichtig ist. Sie setzte Impulse für eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit, stärkte das Bewusstsein für das deutsche kulturelle Erbe und förderte den verständigungspolitischen Gedanken zwischen den verschiedenen Akteuren.