Birgit Aldenhoff von der Kulturstiftung berichtete im Rahmen der Veranstaltung in Haus Schlesien über das vom Land NRW geförderte Projekt der Digitalisierung von historisch ostdeutschen Heimatsammlungen
Die Bundesheimatgruppe Bunzlau – Stadt und Kreis– zu Siegburg e.V. hat ihre Bestände durch einen im Jahr 2019 unterzeichneten Schenkungsvertrag an das Dokumentations- und Informationszentrum Haus Schlesien e.V. übergeben.
Im Rahmen einer Fachtagung mit dem Titel: „Persönliche Erinnerungen – gemeinsames Kulturerbe. Der Umgang mit dem materiellen Erbe der Heimatvertriebenen“ wurde die Schenkung gewürdigt und, wie es der langjährige Vorsitzende Peter Börner ausdrückte, „mit lachendem und weinendem Auge“ auch gefeiert. Gern hätten die Bunzlauer ihre Sammlung weiterhin in Siegburg gesehen, doch mit Haus Schlesien im benachbarten Königswinter ist die bestmögliche Alternative gefunden worden.
Zusammen mit den Tagungsgästen eröffneten Silke Findeisen (Haus Schlesien), Landrat Sebastian Schuster (Rhein-Sieg-Kreis), Bürgermeister Stefan Rosemann (Kreisstadt Siegburg) und Peter Börner (Bundesheimatgruppe Bunzlau) die Tagung am Donnerstag, den 12. Mai 2022 im neuen Sonderausstellungsbereich des Hauses Schlesien. Dort erinnerte nicht nur die Patenschaftsurkunde von 1953 an die übernommene Patenschaft der Siegburger über die vertriebenen Bunzlauer, sondern wunderschöne Original Bunzlauer Keramik empfing die Gäste strahlend und frisch poliert. Die von Silke Findeisen kuratierte Sonderausstellung zur Bunzlauer Heimatsammlung wird bis zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung am 30. Juni 2022 zu sehen sein.
Nach der feierlichen Eröffnung begann ein sorgfältig und umsichtig konzipiertes Tagungsprogramm, das mit einem Rückblick auf vergangene Meilen- und Stolpersteine der Bundesheimatgruppe begann, einen Höhepunkt im Vortrag von Professor Andrew Demshuk aus Washington D.C. fand und mit einem kleinen Wanderausflug ins Siebengebirge abschloss.
Die Kulturstiftung beteiligte sich an der Tagung mit einem Beitrag von Birgit Aldenhoff, Referentin für Kunstgeschichte und Heimatsammlungen. Sie berichtete über das vom Land NRW geförderte Projekt der Digitalisierung von historisch ostdeutschen Heimatsammlungen. Dabei wurde die rechtzeitig vor dem Umzug nach Königswinter erfolgte Virtualisierung der Bunzlauer Sammlung mit den nun als historisch zu beschreibenden Räumlichkeiten in einer ehemaligen Siegburger Hauptschule nochmal in Erinnerung gerückt.
In den letzten beiden Jahren konnte die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen insgesamt 20 Heimatsammlungen digitalisieren und auf der Internetseite www.ostdeutsche-heimatsammlungen.de in virtuellen Räumen präsentieren.
Bei den in den Nachkriegsjahrzehnten aufgebauten und bis heute liebevoll gepflegten historisch ostdeutschen Heimatsammlungen und Heimatstuben handelt es sich um besondere Stätten der Erinnerungskultur der Vertriebenen. In ihnen wurde und wird das, was man aus der alten Heimat an materiellen Kulturgütern gerettet und mitgebracht hatte, gesammelt und ausgestellt und immer wieder ergänzt durch weitere Gegenstände. Auf diese Weise wird hier die Heimat vergegenwärtigt.
Dabei waren und sind die Heimatsammlungen und -stuben weit mehr als die Summe ihrer einzelnen Exponate und Archivalien. Sie spiegeln mit kulturhistorisch bedeutenden Gegenständen und mehr noch mit den vorgestellten Alltagsgegenständen das Leben, die Geschichte, die Mentalität und Kultur einer Region, Stadt oder Gemeinde wider – und darüber hinaus zeugen sie von dem Prozess der Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen in die deutsche Nachkriegsgesellschaft.
Als Erweiterung des Digitalisierungsprojektes startet in diesem Jahr das Projekt „Heimatsammlungen digitalisieren – Bildungsprozesse initiieren“, vorgestellt durch Herrn Geschäftsführer Thomas Konhäuser, am 10. Mai 2022 in Düsseldorf.
Einen Artikel mit einem Videomitschnitt der Projektvorstellung finden Sie hier.
Weiterführende Informationen zu Haus Schlesien finden Sie hier.
