Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Dialog mit den zuständigen Landesbeauftragten

Im vergangenen Jahr hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages für die Jahre 2020 bis 2024 finanzielle Fördermittel in Höhe von je 500 Ts. Euro für die Neuausrichtung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen bereitgestellt. Grundlage hierfür war ein vom heutigen Geschäftsführer Thomas Konhäuser durchgeführtes Projekt zur Erarbeitung eines Konzepts zur Stärkung der eigenständigen Kulturarbeit, wie diese bereits seit Jahren von den Vertriebenenorganisationen gefordert wird.

In der Geschäftsstelle der Kulturstiftung in Bonn fand eine Dialogveranstaltung mit den zuständigen Landesbeauftragten statt, um diese über den Stand der Neuausrichtung der Kulturstiftung zu informieren und die Aufgabengebiete der neu eingestellten Mitarbeiter vorzustellen. 

An dem Gespräch nahmen neben der hessischen Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf und dem nordrhein-westfälischen Landesbeauftragten Heiko Hendriks via Videoschaltung auch der sächsische Landesbeauftragte Dr. Jens Baumann, sowie in Vertretung die zuständigen Büroleiter der bayerischen Landesbeauftragten Sylvia Stierstorfer MdL, Frau Clara Müller, und der niedersächsischen Landebeauftragten, Editha Westmann MdL, Dr. Christopher Spatz, teil.

In ihren Grußworten betonten der Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung Reinfried Vogler und der Vorsitzende des Kuratoriums, Stephan Rauhut, dass man mit der Arbeit der Kulturstiftung an einer entscheidenden Wegmarke stehe: Sachlich könne man auf Bewährtem aufbauen, für die Zukunft habe man aber jetzt eine Basis und die Chance, mit verstärkter Kraft auch Neues in Angriff zu nehmen und Zukunft neu zu gestalten. Das beinhalte auch, über Organisations- und andere Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, Hilfe zu leisten und Kräfte zu bündeln, wo es sachlich möglich oder erforderlich ist.

Der ab 1. Mai als Geschäftsführer der Kulturstiftung tätige Thomas Konhäuser dankte den anwesenden und zugeschalteten Landesbeauftragten bzw. deren Vertretern für ihre Teilnahme an der Gesprächsrunde. Gerade ein regelmäßiger enger Austausch mit den zuständigen Landesbeauftragten sei im Zuge der Neuausrichtung der Kulturstiftung von entscheidender Bedeutung.

Geschäftsführer Konhäuser erläuterte die Aufgabengebiete der neu eingerichteten „Referate“. Im Anschluss stellten sich die für die Geschäftsstelle in Bonn und die neue Dependance in Berlin der Stiftung eingestellten Mitarbeiter vor. So ist fortan die Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff bei der Kulturstiftung für die fachbezogene Beratung der Betreiber von ostdeutschen Heimatsammlungen zuständig. Die Absolventin der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn war nach ihrem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie u.a. für das Bundesarchiv Koblenz, das Haus der Geschichte in Bonn und das Arpmuseum Bahnhof Rolandseck tätig und ist fachkundig in der Konzeption von Ausstellungen, Provenienzforschung, Kunst- und Kulturvermittlung sowie in nachhaltiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihrem künftigen Aufgabengebiet gehört u.a. die Assistenz der Heimatstuben bei der Konservierung und Inventarisierung der Bestände sowie bei der Steigerung der Attraktivität von deren Präsentation. Vorrangiges Ziel ist der Erhalt der Heimatsammlung vor Ort in Trägerschaft der Heimatvertriebenen bzw. deren Nachkommen. Bei Bedarf wird aber auch Unterstützung geleistet, wenn Bestände in ein kommunales oder überregionales Museum oder in eine Einrichtung der Herkunftsgebiete überführt werden sollen. Daneben wird Frau Aldenhoff auch den wissenschaftlichen Fachbereich Kunstgeschichte betreuen.

Der Diplom-Kaufmann Christian Bronder ist für den Bereich „Finanzielle Förderungen“ zuständig und bietet für die Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der deutschen Heimatvertriebenen fachbezogene Assistenz an. Der Absolvent der Fachhochschule für Wirtschaft (Berlin) und der Anglia Ruskin University (Cambridge u. Chelmsford UK) war nach seinem Studium der BWL viele Jahre im Fördergeschäft des Landes Berlin, des Bundes und der EU tätig. Im Rahmen der EU-Erweiterung war er auch regelmäßig als Berater und Multiplikator in den Beitrittsländern engagiert. Darüber hinaus war er im Rahmen der Zusatzqualifikationen SAP-Berater FI/CO und Bilanzbuchhalter (IHK gepr.) auch freiberuflich als beratender Betriebswirt tätig. Zu seinen künftigen Aufgabengebieten bei der Kulturstiftung gehören u.a. die Beratung über Fördermöglichkeiten, Assistenz bei der Erstellung von Förderanträgen und Verwendungsnachweisen sowie die Beratung bei der Einwerbung von Drittmitteln nichtöffentlicher Art.

Frau Dr. Kathleen Beger leitet fortan die wissenschaftlichen Fachbereiche Geschichte/Zeitgeschichte, Staats- und Völkerrecht sowie Literaturgeschichte. Sie hat Ostslawistik, Polonistik und Osteuropäische Geschichte in Leipzig, Kiew und Wien studiert und im Rahmen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Regensburg im Fach Geschichte promoviert. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slawistik der Universität Wien und am Lehrstuhl für Geschichte Südost- und Osteuropas der Universität Regensburg, wo sie Forschungs-, Redaktions- und Lehrtätigkeiten wahrgenommen hat.

Den Bereich Öffentlichkeitsarbeit wird fortan Tomáš Randýsek betreuen, der an der Humboldt-Universität zu Berlin Bohemistik und Neuere deutsche Literatur studierte. Herr Randýsek arbeitete für den Termindienst der Nachrichtenagentur dapd (zuvor ddp) in Berlin und als Entsandter des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Prag als Redakteur für die Landeszeitung und die Zeitschrift LandesEcho. Zu seinen künftigen Aufgaben wird neben der Betreuung der Öffentlichkeitsarbeit der Kulturstiftung selbst auch die Entwicklung von Formaten gehören, um die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der Vertriebenen untereinander und mit anderen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, auch grenzüberschreitend, besser zu vernetzen, den Informationsfluss zu befördern und nachhaltige Synergieeffekte anzustoßen. Gleiches gilt für eine bessere Abstimmung der Publikationsorgane. Ebenfalls wird Herr Randýsek künftig u.a. Assistenz beim Einsatz neuer Medien und einer nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit anbieten.

Noch einzustellen ist ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für den Bereich „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“, der insbesondere die Zusammenarbeit der Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit der Vertriebenen mit den Einrichtungen der deutschen Minderheiten und darüber hinaus befördern soll.

Im Rahmen der Gesprächsrunde präsentierten der vormalige Geschäftsführer der Kulturstiftung Dr. Ernst Gierlich und Geschäftsführer Thomas Konhäuser auch das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt „Virtuelle Heimatsammlungen in Nordrhein-Westfalen“. Hierbei geht es um die digitale Erfassung und die virtuelle Präsentation der Exponate, also der sächlichen Objekte ausgewählter Heimatsammlungen. Die Exponate werden hierzu fotografisch aufgenommen und dann samt einer Beschreibung und weiteren Informationen im Internet in Form einer „virtuellen Heimatsammlung“ verfügbar sein. Der Besucher der Internetseite soll sich in den Räumen der Sammlung frei bewegen können, ganz gemäß seinen Interessen, sei es in den real bestehenden, in 360°-Panorama-Fotografie abgelichteten Räumen, oder, wo dies nicht möglich ist, in virtuell konstruierten Räumen. Er kann sich dann auf einzelne Objekte konzentrieren, sie mit anderen Exponaten vergleichen und dabei zugleich wesentliche Informationen zu dem einzelnen Objekt oder zu Gruppen von Objekten abrufen.

Die Landesbeauftragten stimmten überein, dass die Neuausrichtung der Kulturstiftung mit der Schaffung neuer Personalstellen sehr zu begrüßen sei und auch länderübergreifend zu Synergieeffekten führen wird. Gerne werde man die Kulturstiftung in ihrer Arbeit unterstützen. Gemeinsam diskutierte man insbesondere Möglichkeiten des Erhalts der Heimatsammlungen vor Ort in den Kommunen, aber auch die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.  Kulturstiftung und Landesbeauftragte vereinbarten, gegenseitig in engem Austausch zu bleiben und sich im Herbst zu einer weiteren gemeinsamen Gesprächsrunde zu treffen.

Dr. Ernst Gierlich, Reinfried Vogler (Vorstandsvorsitzender), Thomas Konhäuser (Wiss. Leiter / Geschäftsführer), ©Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen