Biographie

Körte, Siegfried

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Politiker
* 23. November 1861 in Berlin
† 4. März 1919 in Königsberg

Er trat am 1. Februar 1903 sein Amt als Oberbürger­meister von Königsberg an. Er gilt als einer der bedeu­tendsten Männer, die je an der Spitze dieser Stadt gestan­den haben. Sein Vater war Sanitätsrat, seine Mutter, eine Tochter Albrecht Thaers, des Begründers der Landbauwissenschaft. Nach juristischem Studium in Tübingen und Berlin lernte er die Verwaltung eines großen Berliner Krankenhauses und sodann in der Provinz Sachsen Landesverwaltungen kennen, wurde Landesrat in Merseburg, dann Kämmerer in Breslau, dessen Oberbürgermeister Bender ihn in die großstädtische Kommunalverwaltung einführte. Körte verwandelte die Provinzstadt in eine mo­derne Regierungs- und Beamtenmetropole. Überall zeigte sich ein glänzender Aufschwung. Die Eingemeindung der Vororte und die Niederlegung der einengenden Festungs­werke wurde von ihm endgültig durchgeführt. Der städtische Grundbesitz stieg von 500 auf 2 000 ha, ein großer Handels- und Industriehafen wurde angelegt, die Stadthalle als Zentrum des Musikwesens und der Gesel­ligkeit am Schloßteich errichtet, die Handelshochschule als dritte Akademie ausgebaut. Neben dem Aufbau der Städtischen Bildungsanstalten galt seine Fürsorge dem Berufsschulwesen. Die Fortbildungsschule wurde mit dem für damalige Zeiten enormen Aufwand von 1,5 Millionen aufgeführt. Viele Ehrenämter vereinigte er in seiner Hand, er war Mitglied des Herrenhauses, des Pr. Abge­ordnetenhauses, saß im Vorstand des Deutschen Städte­tages und in der Generalsynode. 1913 verlieh ihm die Albertus-Universität die philosophische Ehrendoktorwürde. Erstaunliches leistete er im Ersten Weltkrieg: regelte die Kriegswirtschaft, erleichterte das Los der Tau­sende von Flüchtlingen, die Königsberg durchzogen, bemühte sich mit Erfolg um den Wiederaufbau der verwü­steten Ortschaften, erließ 1917 mit 21 Ostpreußen der ver­schiedensten Parteien einen Aufruf zur Gründung der Deutschen Vaterlandspartei (Berliner Führung Herzog Joh. Albr. v. Mecklenburg und Großadmiral v. Tirpitz), vermochte aber die Regierung zu keiner kraftvollen Reichspolitik mehr zu bewegen. Der schwerkranke Mann wurde am 10. November 1918 von den politischen Par­teien, insbesondere der Linken, seines Amtes entsetzt.

(1969)