Biographie

Abraham, Max

Herkunft: Danzig
Beruf: Musikverleger
* 2. Juni 1831 in Danzig
† 8. Dezember 1900 in Leipzig

Max Abraham stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach dem Abitur am Städtischen Gymnasium in Danzig (Ostern 1850) studierte er Jura an den Universitäten Heidelberg (2 Semester), Bonn (1 S.) und Berlin (3 S.), wo er auch das erste Examen ablegte. Schon am 5. April 1855 wurde er an der Universität Heidelberg zum Dr. jur. promoviert, wo er damals keine schriftliche Doktorarbeit vorlegen mußte. In Danzig begann er mit dem praktischen juristischen Vorbereitungsdienst, der ihm aber nicht zusagte, so daß er ihn aufgab. Zunächst ging er nach Paris und London und arbeitete an beiden Orten im Bankfach.

Als Abraham 1862 nach Berlin zurückkehrte, wollte er sich selbständig machen. Der Berliner Buch- und Musikalienhändler Julius Friedlaender, der 1860 den im Jahre 1800 gegründeten Musikverlag C.F. Peters in Leipzig gekauft hatte, suchte Abraham für sein Haus zu gewinnen, der schließlich am 1. April 1863 als Teilhaber in die Firma eintrat und den Leipziger Betrieb übernahm. Friedlaender blieb in Berlin, doch wurde nach seinem Ausscheiden im Jahre 1880 das Berliner Haus geschlossen. Gleich nach seinem Eintritt in den Verlag begann Abraham Verbindung zu lebenden Komponisten aufzunehmen, um ihre Werke drucken zu können und so nicht nur wie bisher die Werke der Klassiker in Einzelausgaben herauszubringen. So verband Abraham seit 1866 eine lange Freundschaft mit Edvard Grieg; auch regte er Richard Wagner dazu an, zur Krönungsfeier des deutschen Kaisers den „Kaisermarsch“ (1871) zu komponieren.

Die damals übliche Handpresse erlaubte nur kleine Auflagen von Noten, auch war der vielfach benutzte Typennotendruck teuer und von unbefriedigender Qualität. Also suchte Abraham nach einem neuen Verfahren. Als der Drucker Carl Gottlieb Röder in seiner Notenstecherei und Druckerei eine neue Druckpresse entwickelt hatte, die als lithographische Notendruck-Schnellpresse bekannt wurde, sah Abraham in dieser Erfindung die Möglichkeit, Noten in guter Qualität und preiswert zu drucken. Er gründete 1867 die Edition Peters, in der er das neue Druckverfahren anwendete. Schnell erreichte er sein Ziel, die Werke der großen Musiker der Vergangenheit und der Zeitgenossen in vorbildlichen Ausgaben mit gutem Stich, in handlichem Format, auf gutem Papier und dank der großen Auflage zu niedrigen Preisen herauszubringen. Als erste Werke kamen in der neuen Reihe die Partituren von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier in zwei Bänden und sämtlicher Sonaten Ludwig van Beethovens heraus. Waren Bachs Werke schon bei Abrahams Eintritt in den Verlag in vorbildlichen kritischen Ausgaben erschienen, so gelang es ihm gegen Ende seiner Tätigkeit, durch den Konzertsänger und späteren Musikwissenschaftler Max Friedlaender (1852-1934) die Lieder von Franz Schubert in der Originalfassung des Komponisten herauszubringen, was, da das Liedwerk nun von späteren Zusätzen befreit war, die Schubert-Forschung sehr förderte. Nachdem im Laufe der Jahre mehrere kleinere Musikverlage in dem erfolgreichen Haus C.F. Peters aufgegangen waren, gründete Abraham nach dem Ankauf der Spezialbibliothek eines Musikgelehrten 1893 die „Musikbibliothek Peters“, die er bis zu seinem Ableben erweiterte und die gemäß testamentarischer Verfügung nach seinem Tod in den Besitz der Stadt Leipzig überging. Das von Abraham 1895 gegründete Jahrbuch der Musikbibliothek Peters entwickelte sich bis zum erzwungenen Ende im Jahre 1940 zu einem wichtigen Periodikum der deutschen Musikwissenschaft.

Abraham lebte persönlich sehr bescheiden, setzte sein Vermögen für wohltätige Zwecke ein und sorgte unter anderem auch für die Alterssicherung seiner Angestellten. Über 20 Jahre gehörte er dem Vorstand des „Vereins Deutscher Musikalienhändler“ an. Da Abraham unverheiratet war, nahm er am 1. Januar 1894 seinen Neffen Henri Hinrichsen (1868-1942) als Teilhaber in seinen Verlag auf, der nach dem Tod seines Onkels Alleininhaber des Verlagshauses wurde. Die Edition Peters wird noch heute in Deutschland fortgeführt, zur Zeit der deutschen Teilung in Leipzig und Frankfurt am Main. Nachfolgefirmen gibt es auch in London und New York.

Lit.: Klaus Bürger: M.A., in: Altpreußische Biographie, Bd. 4, Lief. 2, Marburg/Lahn 1989, S. 1170 (dort Einzelnachweise). – Georg v. Dadelsen: M.A., in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, 1953, S. 22-23 (Angaben über Studium unvollständig und fehlerhaft). – Das Geburtsdatum ist aufgrund des handschriftlichen Lebenslaufs von Abraham in seiner Promotionsakte berichtigt. In der Literatur wird stets der 3. Juni 1831 als Geburtsdatum angegeben, manchmal fälschlich der 3. Juli 1831.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Abraham_%28Verleger%29

Klaus Bürger