Biographie

Altenburg, Dietrich von

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Hochmeister des Deutschen Ordens
† 6. Oktober 1341 in Thorn/Westpr.

Dietrich Burggraf von Altenburg gehörte zu den bedeutenden Hochmeistern, unter denen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Staat des Deutschen Ordens in Preußen zu einer Macht von europäischer Bedeutung aufstieg. Er war ein Sohn Dietrichs II., des vorletzten Burggrafen von Altenburg. Den Namen der Mutter kennen wir ebenso wenig wie das Jahr seiner Geburt oder das seines Eintritts in den Deutschen Orden. Erste Erwähnungen kriegerischer Taten des jungen Deutschordensbruders gehören wohl in das Jahr 1307. Er war im nördlichen Grenzbereich des Ordenslandes eingesetzt, dem Bereich, der am weitesten gegen Litauen vorgeschoben war, mit dem der Deutsche Orden in dauerndem Krieg lag. Spätestens 1323 war Dietrich Komtur der Grenzkomturei Ragnit. Seit 1325 konnte er als Komtur von Balga seine militärischen Erfahrungen durch solche in der Verwaltung des Landes ergänzen. Als der Deutsche Orden nach der Ermordung des Hochmeisters Werner von Orseln (18. November 1330) am 17. Februar 1331 den schon älteren, wenig kriegserfahrenen Luther von Braunschweig zum Hochmeister wählte, berief man Dietrich in das erneuerte Amt des Obersten Marschalls, das man seit 1320 hatte ruhen lassen. Als Obersten Marschall betraute ihn der Orden mit der Führung des Krieges gegen Polen, der 1329 voll ausgebrochen war. Nachdem Dietrich zunächst großangelegte Plünderungszüge nach Kujawien und Großpolen unternommen hatte, dabei aber in der Schlacht bei Płowce (27. September 1331) nur knapp einer vernichtenden Niederlage entgangen war, eroberte er 1332 systematisch die Städteund Burgen Kujawiens. Nach einem vergeblichen Gegenstoß des polnischen Königs beendete im Herbst 1332 ein Waffenstillstand die Kriegshandlungen.

Als Oberster Marschall scheint er das Vertrauen des Ordens gewonnen zu haben. Nach dem Tod Luthers von Braunschweig wählte ihn am 3. Mai 1335 das Generalkapitel zum Hochmeister. Als solcher verstärkte er vor allem den Kampf gegen Litauen, errichtete eine Kette von Burgen memelaufwärts und unternahm eine Reihe größerer Feldzüge, denen fürstliche Teilnehmer Glanz verliehen, so vor allem König Johann von Böhmen im Jahre 1337. In seiner Außenpolitik näherte er sich sehr stark dem gebannten Kaiser Ludwig dem Bayern. Von ihm ließ er sich in einer am 15. November 1337 ausgestellten Urkunde das Land Litauen schenken. Die neuerrichtete Bayerburg sollte Sitz eines Erzbistums werden. Der von der Ordensführung entworfene Urkundentext nennt Ziele, die weit jenseits des damals Realisierbaren lagen. Neben solchen fast visionären Zielen stand eine handfeste Politik im Innern. Befestigungen in den Grenzzonen, Ordensburgen im Landesinneren wurden ausgebaut, nicht zuletzt das Haupthaus Marienburg weiter ausgestaltet, wovon Zeitgenossen den Bau der Nogatbrücke mit ihren heute noch erhaltenen Torbefestigungen hervorheben. Der Landesausbau wurde mit der Gründung neuer Dörfer und Güter fortgesetzt. Besondere Bemühungen des Hochmeisters galten anscheinend den westlichen Landesteilen: Er selbst hat den Städten Schwetz und Lauenburg Handfesten erteilt. Besonders hartnäckig bemühte er sich um die Festlegung der Privilegien der großen pommerellischen Klöster, vor allem Olivas, dessen teilweise gefälschte Urkunden er überprüfen ließ. Als Ordensoberhaupt sorgte er in zahlreichen Gesetzen für Bewahrung der Ordensdisziplin. In seiner Regierungszeit setzte sich, offenbar gefördert durch ihn, die Blüte der Deutschordensliteratur fort. Dietrich berief den Deutschordensdichter Nikolaus von Jeroschin zu seinem Kaplan, und dieser vollendete unter ihm seine Versübertragung der Chronik des Peter von Dusburg. Der unbekannte Dichter der 1338 vollendeten Versparaphrase des Buches Hiob rühmt in seiner Schlußrede Weisheit, Tatkraft und Mut des Hochmeisters.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Regierungszeit Dietrichs war die Beendigung des seit langem ruhenden Krieges mit Polen durch einen Friedensschluß. Einen Anfang hierzu hatte schon im ersten Regierungsjahr des Hochmeisters ein Schiedsspruch der Könige Johann von Böhmen und Karl von Ungarn in Vyšehrad gemacht. Auf seiner Grundlage entstand 1337 in Inowracław ein umfangreiches Vertragswerk, das aber ohne Abschluß blieb. Stattdessen strengte Polen 1339 vor päpstlichen Richtern einen Prozeß gegen den Deutschen Orden an, auf dem polnische Zeugen die Härte der Ordenskriegsführung aufleben ließen. Doch fiel das Urteil so einseitig aus, daß sich die Ordensdiplomatie beim Papst erfolgreich dagegen wehren konnte. Nach einem päpstlichen Kompromißvorschlag nahmen die Parteien die Gespräche wieder auf. Zu Verhandlungen, bei denen Markgraf Karl von Mähren (der spätere Kaiser Karl IV.) vermitteln sollte, begab sich Dietrich nach Thorn. Dort aber erkrankte er. In der Nacht zum 6. Oktober 1341 ist er in Anwesenheit des Markgrafen, den er noch hatte zu sich rufen lassen, gestorben.

Lit: Bernhard Schmid, in: Altpreuß. Biographie, 10-11. – Heinz Maybaum, in: NDB Bd. 3, S. 684. – Carl August Lückerath, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3,1989, Sp. 1026. – Udo Arnold, Die Hochmeister des Deutschen Ordens, Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 40, 2., verb. u. erw. Auflage 2014.

Claus Konrad