Biographie

Balk, Hermann

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Landmeister des Deutschen Ordens
* 1. Januar 1190 in Soest (?)
† 5. März 1239 in Würzburg

Im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts wurde an der Ostsee zwischen unterer Weichsel und Peipussee die Grundlage des Deutschordensstaates geschaffen, der mehr als dreihundert Jahre lang die Geschichte des deutschen Nordostens bestimmte. Der Mann, der praktisch den Aufbau dieses Staatswesens an Ort und Stelle leitete, hieß Hermann Balk.

Vorausgegangen war seit 997 der dreimalige vergebliche Versuch, die ostbaltischen Heiden in diesem Raum friedlich zu missionieren, gecheitert an gewaltsamer heidnischer Reaktion gegen die Neugetauften Der polnische Herzog Konrad von Masowien hatte darauf den Deutschen Orden zum Schutz herbeigerufen, dessen Hochmeister Hermann von Salza das Werk eines neuen Ordensstaates plante und durch Privilegien des Herzogs, des Staufenkaisers Friedrich II. und des Papstes Gregor IX. rechtlich vorbereitete und absicherte. 1230 wurde vom Generalkapitel des Ordens Hermann Balk mit der Durchführung beauftragt. Er stammte wohl aus dem Soester Gebiet, war vermutlich um 1190 geboren. 1223 wird er zuerst urkundlich genannt. Mit fünf Ordensrittern und einer kleinen Mannschaft brach er
1230 auf, errichtete eine kleine Befestigung Vogelsang, überschritt die Weichsel und gründete 1231 Thorn im dem Orden geschenkten Kulmerland. Bis 1238 wurden die heidnischen Prußen weichselabwarts zurückgedrängt, in schneller Folge die Burgen Kulm, Marienwerder, Rehden und Elbing angelegt. In Thorn und Kulm gründete der zum Landmeister ernannte Balk zwei Städte mit deutschen Siedlern, in Elbing eine dritte mit der Hilfe der über See kommenden Lübecker. Entlang der Weichsel war damit das Rückgrat des preußischen Deutschordensstaates geschaffen, drei der später auf sechs angewachsenen großen Handelsstädte errichtet. Kulm und Thorn verlieh Hermann Balk am 28.12.1233 namens des Hochmeisters Hermann von Salza die Kulmer Handfeste als Rechtsurkunde und schuf damit auch für das Land das fortan geltende Recht. Elbing erhielt hingegen das Lübische Recht. 1234 wurden die Preußen in Pomesanien an der Sirgune geschlagen. In Schlesien wo der Meister 1232 für Preußen warb, hat er auch die ersten deutschen Siedler für die Städte Kulm und Thorn gewonnen. Auch die ländliche Siedlung setzte Balk in Gang, als er im Januar 1236 den Edelherrn Dietrich von Depenow mit Klein Quedin bewidmete.

1230/21, sobald der Deutsche Orden an der Weichsel erschienen war, setzten auch die Bemühungen des in Livland 1202 tätigen der dort bereits über ein ansehnliches Gebiet von Kurland bis zum Finnischen Meerbusen verfügte, um eine Vereinigung mit dem Deutschen Orden ein. Die Schwertbrüder versprachen sich Vorteile von der ihnen fehlenden Besitz- und Nachschubbasis der Deutschordensritter im Altreich, von deren weitergehenden Privilegien und eine Sicherung ihres von dem dänischen König Waldemar II. angefochtenen nordestnischen Territorialbesitzes. Hermann Balk nahm 1235 zeitweise an den langwierigen Verhandlungen teil. Im gleichen Jahr wurde östlich vom Kulmerland der rivalisierende kleine Ritterorden von Dobrin (seit 1228) durch päpstlichen Spruch dem Deutschen Orden inkorporiert und so ausgeschaltet. Als die Schwertbrüder durch die vernichtende Niederlage von Saule in Litauen 1236 unersetzliche personelle Verluste hatten hinnehmen müssen und Semgallen, halb Kurland und Ösel durch Aufstände verlorengingen, gelang dem Hochmeister durch sein diplomatisches Geschick am 14. Mai 1237 die Ordensvereinigung durch päpstlichen Spruch. Hermann Balk wurde im Sommer 1237 vom Generalkapitel in Marburg auch zum Meister in Livland ernannt und brach mit 60 Ordensrittern und einem kleinen Heer von Knappen und Pilgern, vom Kaiser finanziell unterstützt, an die Düna auf. Unter Vermittlung des päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena löste er geschickt die undankbare Aufgabe, dem überlebenden Teil der Schwertbrüder die Preisgabe Nordestlands an den dänischen König abzuringen, die vom Papst angeordnet, vom Kaiser aus politischen Gründen nicht bestritten und den Umständen nach unumgänglich war.

Balk führte in Livland die Ordensvereinigung faktisch durch, errang für den Orden eine Gebietsvergrößerung in der Wiek und finanzielle Verbesserungen im Livengebiet und bereitete auch die Rückbehaltung der großen nordestnischen Landschaft Jerven für den Orden vor. Am 13. Januar 1238 setzte er durch Besitzverleihung den neuen Missionsorden der Dominikaner in Elbing an, und am 7. Juni 1238 schloß er unter Vermittlung des Legaten Wilhelm in Stensby auf Seeland den Vertrag, in dem der Orden Harrien und Wierland, die nordestnischen Landschaften, an Waldemar II. zurückgab, der seinerseits auf Jerwen, Ösel und die Wiek verzichtete, ein diplomatisches Meisterstück. Vor dem Unwillen der überlebenden Schwertbrüder mußte der Meister allerdings dann im Sommer aus Livland weichen, im Februar 1239 finden wir ihn in Würzburg, am 5. März, wohl des gleichen Jahres, ist er gestorben, nach einem Jahrzehnt aufreibender Einsätze und Reisen. Das von ihm errichtete Staatswesen wuchs weiter und überdauerte drei Jahrhunderte, es führte das Land zu hoher kultureller Blüte. Die Anfänge der späteren deutschen Provinzen Ost- und Westpreußen sind Hermann Balks Werk.

Lit.: Walther Hubatsch, Hermann Balk(e), in: Neue Deutsche Biographie. – F. Benninghoven, Der Orden der Schwertbrüder. Fratres milicie Christi de Livonia. (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 9). Köln, Graz 1965, s. Register, mit Hinweisen auf die ältere Literatur.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Balk

Friedrich Benninghoven