Biographie

Banek, Sigismund

Herkunft: Posener Land
Beruf: Volksbildner, Heimatdichter
* 15. Mai 1861 in Suhl
† 19. Dezember 1944 in Posen

Die Geschichte von Sigismund Banek ist in gewisser Hinsicht typisch für seine Generation. Seine Vorfahren stammten aus Pommern. Als mit der ersten Teilung Polen-Litauens (1772) Preußen auf die polnischen Nachbargebiete zugriff und der König Friedrich II. sofort mit dem Aufbau einer modernen Infrastruktur begann und vor allem das oft unterentwickelte Land „peuplieren“ wollte, kamen auch Baneks Vorfahren hierhin und ließen sich im Netzebruch nieder. Von hier aus zogen sie weiter nach Kujawien.

Seit dem Wiener Kongreß gehörte dieser Teil Kujawiens zum nun russischen Königreich Polen. Hier, in dem Dorf Synogac (Synogać) an der Netze (Notec) im Kreis Nessau (Nieszawa), nördlich von Sompolno wurde Sigismund Banek am 25.10.1896 als jüngstes von neun Kindern des Landwirts Gottfried Banek († 1931) und der Regina Poley († Anfang der 1940er in Lodz) geboren.

Zwei seiner Geschwister starben jung, zwei Brüder wanderten nach Amerika aus.

Sigismund besuchte die Grundschule in Sompolno und begann eine Ausbildung zum Lehrer am Evangelischen Lehrerseminar in Lodz (Łódź).

Im Ersten Weltkrieg wurde die Region von der deutschen Armee eingenommen. Die Familie Banek hatte Glück, nicht auch wie viele andere deutsche Familien, die unter russischer Herrschaft geblieben waren, deportiert zu werden. Stattdessen gingen seine Eltern in die Provinz Posen und übernahmen einen Bauernhof in Schlowitz (Słowikowo) im Kreis Mogilno.

Sigismund wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als auch das Posener Gebiet durch den Großpolnischen Aufstand unter polnische Herrschaft kam und später durch den Versailler Vertrag blieb, zum polnischen Militär eingezogen. Er wurde im sogenannten Bolschewikenkrieg, dem Polnisch-Sowjetischen Krieg (1919-1921), eingesetzt.

Wegen eines schweren Lungenleidens wurde er jedoch vorzeitig entlassen. Er wirkte schmächtig, war aber ein zäher und asketischer Mann, Antialkoholiker, Nichtraucher und Vegetarier.

1921 absolvierte er nach der Genesung die Lehrerprüfung und trat in den polnischen Schuldienst. Bis 1930 unterrichtete er in Czyste im Kreis Turek.

In seiner Freizeit schrieb er Gedichte und wurde schon bald als Heimatdichter bekannt. Seit 1930 war er für den Lodzer Deutschen Schul- und Bildungsverein tätig.

Angesichts des stetig wachsenden politischen Drucks auf die deutsche Minderheit sah er in den Heilsversprechen der Nationalsozialisten eine Hoffnung auf Besserung. Er schrieb nun auch Gedichte, die vom Nationalsozialismus und der Verehrung Hitlers geprägt waren. Aber ihm wurde die Chance vom Leben nicht gewährt, dies als Irrung erkennen zu können.

Im Jahr 1939 überrannte die Wehrmacht des III. Reichs die polnische Republik, die sie sich mit den Sowjetrussen teilte.

Banek wurde nun Leiter der Stadtbücherei Lodz und der Volksbücherei des Regierungsbezirks Litzmannstadt, wie Lodz kurz darauf hieß. Zudem wurde er Geschäftsführer der Kreisgruppe Litzmannstadt des „Heimatbundes Wartheland“.

Als die die Rote Armee im Jahr 1944 anrückte und vor Warschau stand, meldete er sich freiwillig gegen den ihm bekannten Feind, unter dem er kein lebenswertes Leben für möglich hielt. Im Herbst 1944 kam er zur Wehrmacht und wurde als Dolmetscher in Posen eingesetzt.

Banek fiel im Januar 1945 bei Posen, ohne dass der nähere Ort oder Zeitpunkt bekannt wären.

Seine Heimatgedichten wirkten noch lange nach.

Lit.: Adolf Kargel, Sigismund Banek. Zum 80. Jahrestag seiner Geburt. In: Jahrbuch Weichsel-Warthe, Jg. 1976, S. 73-82 (mit Foto). – Rudolf Kornacker, Unsere Heimatgebiete im Lichte ihrer Persönlichkeiten (Albert Breyer, Julian Will, Sigismund Banek, Adolf Kargel), Kulturwart Nr. 185, November 1991, Wiesbaden, S. 1-11. (In dieser Schrift als auch in den frühen Jahrbüchern der LWW erschienen häufig Gedichte von ihm). – Martin Sprungala, Biographisches Lexikon zur Geschichte der Landsmannschaft Weichsel-Warthe (LWW) und ihrer Gliederungen. Wer ist und war wer in der LWW, Wiesbaden 2020, 288 S., ISBN 978-3-9822782-0-9.

Bild: Adolf Kargel, Sigsmund Banek.

Martin Sprungala