Biographie

Barlog, Boleslaw

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Filmregisseur, Theaterintendant
* 28. März 1906 in Breslau
† 17. März 1999 in Berlin

Wie alle oder zumindest viele der echten Berliner, so kam auch Boleslaw Barlog aus Schlesiens Hauptstadt Breslau, wo er als Sohn eines Rechtsanwaltes am 28. März 1906 geboren wurde, ein Mann, ideal das Berlin der Nachkriegsjahre zwei pralle Jahrzehnte erfolgreichster und beispielhaftester Theatergeschichte verdankt. Das Theater hatte ihn schon von der Schulbank weg in seinen Bann gezogen. Noch als Obersekundaner wird er Regieassistent an der Volksbühne in Berlin, liebäugelt bald danach auch mit dem Film, übernimmt 1936 für kurze Zeit eine mehr oder weniger organisatorische Tätigkeit beim Olympia-Komitee in Berlin und dreht schließlich in den letzten Jahren vor dem Krieg und vor Kriegsende einige bemerkenswerte Filme. Unmittelbar nach dem Kriege trägt vor allem der damals im Sommer 1945 in Freiburg entstandene m „Wohin die Züge fahren“ unverkennbar die Zeichen seiner regenden Regie.

Zur selben Zeit profiliert er sich in Berlin schnell als eine der zwar eigenwilligsten, aber eben doch bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Theaterlebens. Schon am 3. November 1945 eröffnet er das noch im Wiederaufbau befindliche Schloßpark-Theater in Steglitz, übernimmt sechs Jahre später auch die Leitung des am 5. September 1951 wieder eröffneten Schiller-Theaters in Charlottenburg und gliedert diesem im Jahre 1959 die Werkstatt als neue Studiobühne an.

Barlog, dessen Ziel immer „gutes, anständiges Theater“ war und der den revolutionierenden Neuerern gelegentlich empfahl, sie sollten lieber „ihr eigenes Theater aufmachen, so wie ich meines aufgemacht habe“, wurde im Laufe seines Theaterlebens vielfach geehrt. So erhielt er 1971 aus Anlaß seines 25jährigen Intendanten-Jubiläums als erster die von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger gestiftete Otto-Brahm-Medaille. In der Urkunde hierzu wurde betont, daß Barlog „immer mit dem Neuaufbau, der Demokratisierung des Theaters und mit dem Ensemble von hohem Rang verbunden bleiben wird, das er gleich seinem großen Vorbild Otto Brahm schuf, formte und über die schwierigen Zeitläufte hinweg erhalten hat“.

Bei seinem Abschied aus dem Amt des Generalintendanten, das er im August 1972 an Hans Lietzauübergab, wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Schiller- und Schloßpark-Theaters verliehen. Das nahm er zum Anlaß, die Theaterszene zu kritisieren, wie sie sich damals bereits abzuzeichnen begann. So schrieb er, daß er zwar aus der „Tretmühle des Theaterdirektoren-Daseins“ aussteige, daß er aber entschlossen sei, sein Handwerk als Regisseur noch so lange auszuüben, wie man für „Opas Theater“ noch Interesse zeige.

Auf die Frage, was er denn unter „Opas Theater“ eigentlich verstehe, antwortete er kurz: gute Regie, gute Schauspieler, gute Stücke. Gute Stücke in seinem Sinne freilich fand er später nur noch selten. Von „Kinderaufsätzen“ und „Gymnasiastendramen“, wie er das revolutionäre Angebot nannte, hielt er nichts. Gleichwohl kann Boleslaw Barfog inzwischen auf über 100 Inszenierungen zurückblicken, die er „ganz treu nur für seine Theater“ schuf, und auf fast 450 Einstudierungen unter der Mitarbeit junger und inzwischen auch schon berühmt gewordener Regisseure. Daß der knorrige Schlesier sich sein Berliner Domizil ausgerechnet im an das schlesische Riesengebirge erinnernden Spindelmühler Weg in Lichterfelde einrichtete, wo er übrigens eine einzigartige Schallplattensammlung von Opern und Konzerten namhafter Dirigenten und viele nicht minder wertvolle Stiche aus der Welt des Theaters besaß, mag mehr bedeuten als nur eine liebenswürdige Randbemerkung zu seinem Lebensweg.

Lit.: Boleslaw Barlog: Theater lebenslänglich. Universitas, München 1981.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Boleslaw_Barlog

Heinz Rudolf Fritsche